Das Kabinett des Professor Bondi

Lange bevor Vincent Price von Roger Corman für seine Edgar-Allan-Poe-Verfilmungen in den 1960er Jahren entdeckt wurde, machte er in „Das Kabinett des Professor Bondi“ (1953), André de Toths Remake des Grusel-Klassikers „House of Wax“ aus dem Jahre 1933, erste größere Bekanntschaft mit dem Horror-Genre. Der Film ist aber auch in anderer Hinsicht zum Klassiker avanciert, stellt er doch die erste 3D-Produktion eines Major-Studios dar. 

Inhalt:

Zusammen mit seinem Geschäftspartner Matthew Burke (Roy Roberts) betreibt der begnadete Künstler Professor Henry Jarrod (Vincent Price) in New York ein kleines Wachsfigurenkabinett. Im Gegensatz zu ähnlichen Attraktionen wie von Madame Tussaud verweigert sich Jarrod aber den effektheischenden Präsentationen grausamer Szenen der Weltgeschichte, sondern bemüht sich stattdessen um eine möglichst authentische, lebensnahe Darstellung historischer Figuren und Ereignisse wie die Verurteilung der Johanna von Orleans auf dem Scheiterhaufen, die Ermordung Abraham Lincolns durch den fanatischen Südstaaten-Sympathisanten John Wilkes Booth oder eine Darstellung von Marie Antoinette. Da sich Jarrod auf keine Kompromisse bei der Ausstellung einlassen will, steckt Burke kurzerhand das Museum in Brand, um die Versicherungssumme von 25.000 US-Dollar zu kassieren, mit der er sein nächstes Projekt finanzieren will. Jarrod versucht vergeblich, den Geschäftsmann in seinem Vorgehen aufzuhalten, bleibt bewusstlos in den brennenden Räumen zurück und wird schließlich für tot gehalten. Tatsächlich überlebt Jarrod, doch der Brand hat seine Hände unbrauchbar gemacht und sein Gesicht fürchterlich entstellt. Unter neuem Namen und mit Unterstützung zweier Gehilfen baut Jarrod ein neues Wachsfigurenkabinett auf – allerdings hat der tragische Vorfall, der zu Jarrods furchtbaren Verletzungen geführt hat, auch seinen Verstand in Mitleidenschaft gezogen. Seine Schöpfungen waren ihm schon immer mehr als bloße Kunstwerke, sondern lebendige Wesen. Dies kommt seinem „House of Wax“, das von seinem Gönner Sidney Wallace (Paul Cavanagh) finanziert wird, insofern besondere Bedeutung zu, als er frische Leichen als Grundlage für seine Wachsfiguren verwendet. Nachdem er sich an Burke gerächt und seine Geliebte Cathy Gray (Carolyn Jones) in seiner neuen Version der Jungfrau von Orleans verarbeitet hat, erkennt Cathys Freundin Sue Allen (Phyllis Kirk) die verblüffende Ähnlichkeit zwischen ihrer Freundin und der Wachsfigur und spricht bei Detective Tom Brennan (Frank Lovejoy) und Sergeant Jim Shane (Dabbs Greer) vor, die die Schöpfungen und den Lebenslauf des Professors genauer unter die Lupe nehmen. Derweil hat Jarrod in Sue Allen das ideale Modell für seine geliebte Marie Antoinette gefunden … 

Kritik:

André de Toth hat sich in den 1950er Jahren vor allem einen Namen als Regisseur von Western wie „Mann im Sattel“, „Gegenspionage“, „Zwischen zwei Feuern“ und „Tag der Gesetzlosen“ gemacht, 1953 aber zwischenzeitlich mit „Das Kabinett des Professor Bondi“ für Warner Bros. einen atmosphärisch dichten Horror-Film in damals spektakulärem 3D-Verfahren inszeniert, der bis heute nichts von seiner Faszination verloren hat. Das liegt vor allem an der düsteren Atmosphäre der viktorianisch anmutenden Kulissen, von den engen, nächtlichen Gassen im New York zu Beginn des 20. Jahrhunderts bis zu den teils schaurigen Wachsfigurenarrangements, zu denen auch die Folterung einer Frau auf der Streckbank und die an einem Strick im Fahrstuhlschacht baumelnde Leiche von Jarrods ehemaligen Geschäftspartner Burke. 
Vincent Price („Das Pendel des Todes“, „Laura“) gibt hier bereits einen schönen Vorgeschmack auf seine theatralischen Rollen in Cormans Poe-Adaptionen, verkörpert glaubwürdig den begnadeten Künstler, der über den Verlust seiner geliebten Schöpfungen den Verstand verliert und für seine neuen Vorhaben zwei zwielichtige Gehilfen – u.a. Charles Bronson als taubstummen Igor – in Anspruch nimmt. Spannung bringt der Kriminalfall um die beängstigende Ähnlichkeit zwischen einem Mordopfer und eines von Jarrods Kreationen, in dessen Verlauf die famos aufspielende Phyllis Kirk („Von der Polizei gehetzt“, „Einmal eine Dame sein“) nicht nur das Herz des charmanten Bildhauers Scott Andrews (Paul Picerni) gewinnt, sondern auch zum Idealmodell des verrückten Professors avanciert. De Toth hat diesen Grusel-Krimi mit einigen humorvollen Akzenten gewürzt und die Spannung geschickt in einem detailverliebten Produktionsdesign inszeniert, das die Zeit wunderbar überdauert hat. Auf der von Warner veröffentlichten DVD ist übrigens auch der Originalfilm aus dem Jahre 1933 enthalten. 

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