Das Pendel des Todes

Nachdem Roger Corman mit seiner ersten Edgar-Allan-Poe „Die Verfluchten“ (1960) der Independent-Produktionsfirma American International Pictures von Samuel Z. Arkoff und James H. Nicholson einen immensen Erfolg beschert hat, mit dem er gekonnt die Gothic-Atmosphäre der britischen Produktionen der Hammer Studios adaptierte, legte er ein Jahr später mit „Das Pendel des Todes“ ebenso gekonnt nach. Vor allem das bewährte Zuspiel von Drehbuchautor Richard Matheson, Produktionsdesigner Daniel Haller, Kameramann Floyd Crosby, Komponist Les Baxter und natürlich Hauptdarsteller Vincent Price sorgte dafür, dass auch diese Poe-Adaption in jeder Hinsicht geglückt ist. 

Inhalt: 

Nach dem überraschenden Tod seiner Schwester Elizabeth (Barbara Steele) nimmt Francis Barnard (John Kerr) den weiten Weg von Barcelona auf sich, um das auf einer Klippe gelegene Schloss seines Schwagers Don Nicholas Medina (Vincent Price) aufzusuchen, wo er die Umstände ihres Todes untersuchen will. Er findet den Hausherren noch in tiefer Trauer vor, nimmt ihm aber seine Erklärung, dass seine Schwester „irgendetwas im Blut“ gehabt habe, nicht ab. Der zuständige Arzt Dr. Charles Leon (Antony Carbone), der ebenfalls gerade im Schloss verweilt, führt außerdem die bedrückende Atmosphäre im Schloss an und erklärt schließlich, dass sich Elizabeth zu Tode erschreckt habe. Nun will es Francis ganz genau wissen und lässt sich von Nicholas die Geschichte erzählen, wie er selbst als Kind Zeuge wurde, wie sein Vater Sebastian seine eigene Frau wegen ihrer Untreue folterte und schließlich lebendig einmauerte. Nun scheint sich die Geschichte auf unheimliche Weise zu wiederholen und Nicholas in den Wahnsinn zu treiben, denn immer wieder hört er die flehende Stimme seiner Frau, die seinen Namen ruft … 

Kritik:

Wie schon bei „Die Verfluchten“ ist es Drehbuchautor Richard Matheson („I Am Legend“, „Echoes – Stimmen aus der Zwischenwelt“, „Hinter dem Horizont“) hervorragend gelungen, Edgar Allan Poes Kurzgeschichte „Die Grube und das Pendel“ zu einem spielfilmlangen Plot zu formen, der sich nur vage an der literarischen Vorlage orientiert, aber Corman alle Möglichkeiten verschafft, die Motive von Liebe, Verrat, Mord und Wahnsinn zu einem stimmungsvollen Alptraum zu formen. Dabei sorgt schon der psychedelisch eingefärbte Vorspann mit der verstörenden Musik von Les Baxter („Marco Polo“, „Rebell der roten Berge“) für die passende Einstimmung, bevor die übliche Anreise des Fremden durch eine verdorrte, nebelverhangene Landschaft zu einem einsam gelegenen, aus der Froschperspektive bedrohlich aussehenden Schloss die adäquaten Bilder nachliefert. 
Das Grauen spielt sich natürlich wieder innerhalb der Gemäuer, vor allem in den verwinkelten Kellergewölben des Schlosses ab. In einfarbig gestalteten Rückblenden werden nicht nur das tödliche Eifersuchtsdrama, sondern auch die liebreizenden Szenen der zuvor glücklich anmutenden Ehe zwischen Nicholas und Elizabeth rekapituliert, dann nimmt sich Corman viel Zeit, um die Kamera über die sorgfältig gestalteten Dekors und die spinnwebverhangenen Kellergänge wandern zu lassen. Nach und nach wird deutlich, wie Nicholas durch seine Sinneseindrücke wie sein Vater dem Wahnsinn zu verfallen droht. Dies macht Vincent Price mit seiner erstaunlichen Palette an theatralischen Gesichtsausdrücken deutlich, mit dem wilden, irritierten Blick seiner Augen, den hilflosen Gesten und taumelnden Bewegungen, die ihn durch die labyrinthartigen Kellerräume den trügerischen Rufen seiner geliebten Elizabeth folgen lassen. 
Das Finale, bei dem einige faszinierend in Szene gesetzte Folterinstrumente zum Einsatz kommen, ist zudem packend inszeniert und führt einen der besten Poe-Adaptionen zu einem geglückten Ende. Matheson steuerte auch für Cormans Poe-Verfilmungen von „Der grauenvolle Mr. X“ und „Der Rabe – Duell der Zauberer“ die Drehbücher bei, die allerdings nicht mehr die Qualität dieser frühen Poe-Adaptionen erreichten. 

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