Das Schreckenskabinett des Dr. Phibes

Als Vincent Price 1971 erstmals in die Rolle des Dr. Phibes schlüpfte, war er längst – wie Peter Cushing, Christopher Lee oder Boris Karloff – zu einer Ikone des Horror-Genres geworden, nachdem er als ebenso distinguierter wie dem Wahnsinn naher Gentleman in Roger Cormans Edgar-Allan-Poe-Verfilmungen „Die Verfluchten“, „Das Pendel des Todes“, „Der grauenvolle Mr. X“, „Der Rabe“, „Die Folterkammer des Hexenjägers“, „Die Maske des roten Todes“ und „Das Grab der Lygeia“ brilliert hatte. Die Rolle des verunstalteten und rachsüchtigen Dr. Phibes war ihm deshalb auf den Leib geschrieben. Doch mehr noch als Vincent Price selbst überzeugt das Grusel-Krimi-Drama von Robert Fuest durch sein ausgefallenes Produktionsdesign, Make-up und die Kostüme. 

Inhalt: 

Eine Serie von ungewöhnlichen Todesfällen bei Ärzten beunruhigt die beiden Scotland-Yard-Ermittler Inspector Trout (Peter Jeffrey) und Sergeant Tom Schenley (Norman Jones). Nachdem Dr. Thornton von Bienen zerstochen, Dr. Dunwoody von Fledermäusen zerfetzt und Dr. Hargreaves das Genick durch eine mechanische Froschmaske gebrochen worden sind, wird auch Dr. Longstreet (Terry-Thomas) völlig ausgeblutet vorgefunden, acht Flaschen mit seinem abgefüllten Blut ordentlich auf seinem Kaminsims aufgereiht. Während Superintendent Waverly (John Cater) nichts von einem Zusammenhang zwischen diesen Fällen wissen und vor allem eine durch die Medien angefachte Panik vermeiden will, suchen Trout und Schenley nach Gemeinsamkeiten zwischen den so grauenvoll Verstorbenen. Dabei stoßen sie auf den Namen des prominenten Chirurgen Dr. Vesalius (Joseph Cotten), der verschiedene Spezialisten zu seinen Operationen hinzuzieht und bei nur einer Operation mit allen bisher getöteten Ärzten zusammengearbeitet hat. Allerdings konnten sie Victoria Phibes (Caroline Munro) von ihrer unheilbaren Krankheit nicht retten, so dass sie noch auf dem OP-Tisch verstarb. Als ihr Mann, der weltberühmte Organist Dr. Anton Phibes (Vincent Price), in der Schweiz von ihrem Tod erfuhr, kam er bei der Rückreise bei einem Autounfall ums Leben, wobei sein Körper bis zur Unkenntlichkeit verbrannt wurde. Tatsächlich hat Phibes den Unfall mit schweren Verbrennungen überlegt, sich eine Maske zugelegt und sucht in seinem Herrenhaus nach Möglichkeiten, seine geliebte Frau wieder ins Leben zurückzuholen. Doch währenddessen ersinnt er makabre Todesarten, bei dessen Ausübung ihm seine ebenso ergebene wie musikalische und attraktive Assistentin Vulnavia (Virginia North) behilflich ist. 
Allerdings sind die Scotland-Yard-Leute Phibes bereits auf der Spur. Durch ein Amulett mit einem hebräischen Schriftzeichen, das Phibes an einem der Tatorte verloren hat, erfahren Trout und Schenley, dass sich die Todesarten auf die alttestamentlichen Plagen beziehen, von denen noch einige in dieser Mordserie nicht aufgetaucht sind. Phibes trifft aber bereits Vorbereitungen zu seinem großen Finale! 

Kritik:

Der britische Filmemacher Robert Fuest hat sich nach einigen Folgen der erfolgreichen Krimi-Serie „Mit Schirm, Charme und Melone“ durch den Mystery-Thriller „Tödliche Ferien“ und die Emily-Brontë-Adaption von „Sturmhöhe“ (beide 1970) einen Namen gemacht, bevor er ein Jahr das sehenswerte Horror-Drama „Das Schreckenskabinett des Dr. Phibes“ inszenierte. Dabei punktet der Film gleich auf mehreren Ebenen: Vincent Price ist mit seiner starr wirkenden Maske und in seinem glänzenden Gewand ganz der von ewiger Liebe zu seiner verstorbenen Frau getriebener Wahnsinniger, der keinen Aufwand scheut, um die neun Menschen, die er für den Tod seiner geliebten Victoria verantwortlich macht, auf die Weise der biblischen Plagen qualvoll ins Jenseits zu schicken. Dabei mutet schon die opulente Bühne, auf der er seine Orgel spielt und er von seinen erstaunlichen Puppen seines Orchesters begleitet wird, sehr bizarr an. Dazu passt das exaltierte Auftreten der Phibes ergebenen Vulnavia in bemerkenswerten Kostümen und die besondere Vorrichtung an Phibes‘ Hals, mit der er sich über ein angeschlossenes Grammophon artikulieren kann. 
Den größten Unterhaltungswert besitzen natürlich trotzdem die sorgfältig inszenierten Szenen, in denen Phibes und Vulnavia ihre Opfer von Fledermäusen und Heuschrecken auffressen, ausbluten oder erfrieren lassen. Dagegen kommt auf der anderen Seite bei den Scotland-Yard-Ermittlungen auch immer eine Spur Humor durch, sobald vor allem der Superintendent ins Spiel kommt. Der wunderbar exotische Look und die ausgefallenen Tötungsszenarien machen „Das Schreckenskabinett des Dr. Phibes“ zu einem zeitlosen Klassiker, der schon ein Jahr später mit „Die Rückkehr des Dr. Phibes“ eine nahezu ebenso gelungene Fortsetzung nach sich zog. 

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