Was das Herz begehrt

Nancy Myers hat schon als Drehbuchautorin für Filme wie „Jumpin‘ Jack Flash“, „Vater der Braut“ und „I Love Trouble“ ihr ausgeprägtes Gespür für spritzigen Dialogwitz unter Beweis gestellt, den sie in ihren nachfolgenden Regiearbeiten ebenfalls überzeugend zu inszenieren verstand. Nach ihrem Regiedebüt „Ein Zwilling kommt selten allein“ (1998) und „Was Frauen wollen“ (2000) lebt ihre 2003 entstandene Romantic Comedy „Was das Herz begehrt“ vor allem von ihren Superstars Diane Keaton und Jack Nicholson, deren vergnügliche Turtelei von illustren Nebendarstellern wie Frances McDormand, Keanu Reeves und Amanda Peet flankiert wird. 

Inhalt:

Zwar ist Harry Sanborn (Jack Nicholson) mit seinen 63 Jahren als Inhaber eines Hip-Hop-Labels nicht mehr der Jüngste, doch sein Ruf als Schürzenjäger ist legendär, wobei er nur mit Frauen unter 30 gesehen wird. Mit seiner neuesten Eroberung Marin (Amanda Peet) fährt er zum Strandhaus ihrer Mutter, doch Marins Annahme, dass ihre Mutter, die erfolgreiche Bühnenautorin Erica Barry (Diane Keaton), in der Stadt an ihrem neuen Stück schreibt, erweist sich als Trugschluss. Gerade als der nur noch in Unterhosen und Hemd bekleidete Harry den Kühlschrank öffnet, wird er von Erica und ihrer Schwester Zoe (Frances McDormand) überrascht. Bevor Erica die Polizei über den mutmaßlichen Einbrecher informiert, kann Marin die Lage deeskalieren. Nach einer kurzen Phase der Beurteilung der peinlichen Situation kommen die vier Beteiligten zum Schluss, das Wochenende gemeinsam in dem geräumigen Strandhaus zu verbringen. Zwar muss Harry einiges an spitzzüngigen Kommentaren zu seiner Rolle als Womanizer über sich ergehen lassen, der es nur auf mehr als halb so junge Frauen abgesehen hat, doch davon abgesehen verläuft das Abendessen sehr unterhaltsam. Als Marin und Harry sich allerdings zurückziehen, um das erste Mal miteinander zu schlafen, erleidet der alternde Musikproduzent einen Herzinfarkt, wird von Erica wiederbelebt und ins Krankenhaus gebracht, wo er eingehend von Dr. Julian Mercer (Keanu Reeves) untersucht wird. Dabei erweist er sich als großer Fan von Ericas Stücken und lädt sie wenig später zum Abendessen ein. Harry darf das Krankenhaus nur unter der Voraussetzung verlassen, dass er in der Nähe betreut wird, und er erst wieder Sex haben sollte, wenn er ohne Probleme eine lange Treppe hochsteigen kann. 
Nach diesem Vorfall gehen Harry und Marin als Freunde auseinander, während Erica und Harry allein in dem Strandhaus verbleiben und sich langsam näherkommen und sich sogar ineinander verlieben. Allerdings wird Harry schon bald wieder mit Brustschmerzen ins Krankenhaus eingeliefert und muss zudem die Konkurrenz durch den ebenso jungen wie attraktiven Arzt fürchten … 

Kritik: 

Wie schon ihren vorangegangenen Kassenerfolg „Was Frauen wollen“ mit Mel Gibson und Helen Hunt in den Hauptrollen ist die Beziehungskomödie „Was das Herz begehrt“ ihren Hauptdarstellern auf den jeweiligen Leib geschrieben. Die langjährige Woody-Allen-Muse Diane Keaton („Manhattan“, „Innenleben“) hatte schon in den Filmen „Baby Boom“ und „Vater der Braut“ nach Drehbüchern von Nancy Myers überzeugen können und darf in „Was das Herz begehrt“ die ganze Palette ihrer schauspielerischen Qualitäten abrufen. Die Rolle der charmanten Autorin, die sich über das Lob eines viel jüngeren, aber attraktiven Fans freut, steht ihr ebenso wie die der zunehmend verbitterten Frau in den vermeintlich besten Jahren, die nach dem Scheitern einer zwanzigjährigen Ehe nicht mehr daran glaubt, sich noch einmal verlieben zu können. 
In dieser Hinsicht bedient „Was das Herz begehrt“ zunächst einmal die gängigen Klischees von Männern, die umso attraktiver für jüngere Frauen werden, je älter sie werden, während alternde Frauen für Männer gleichen Alters absolut uninteressant erscheinen. Myers unterläuft diese Vorstellung dann allerdings geschickt, indem sie die fraglos charmante, aber eben auch resignierende Erica als Objekt der Begierde von zwei ganz unterschiedlichen Männern macht. Keanu Reeves („The Matrix“, „Gefährliche Brandung“) ist hier in einer ungewöhnlichen, aber sympathischen Rolle als Arzt zu sehen, der aber ebenso wie Amanda Peet („Identität“, „Syriana“) vor allem gut aussieht und kaum schauspielerisch gefordert wird. Während Diane Keaton während ihrer Affäre mit Harry lachen, heulen, schreien, schluchzen und wimmern darf, überzeugt Jack Nicholson („Einer flog über das Kuckucksnest“, „Die Hexen von Eastwick“) als Womanizer, der nicht nur durch seinen Herzinfarkt, sondern durch Ericas Bekanntschaft eine neue Gesinnung erfährt. Das wird durch einige köstliche Szenen untermalt, etwa, wenn Harry unerwartet Erica nackt zu sehen bekommt, oder wenn er ihr zu erklären versucht, dass er überhaupt keine Erfahrungen mit Beziehung habe. 
Je mehr sich allerdings das ohnehin vorsehbare Ende abzeichnet, geht dem anfänglich so famos inszenierten Dialogwitz auch die Puste aus. So müssen am Ende schon etwas kitschige Paris-Bilder herhalten, um die drohende Eintönigkeit in der idyllischen Strandhaus-Atmosphäre aufzulockern. Am Ende zeigt sich „Was das Herz begehrt“ jedoch als wunderbar leichtfüßige Beziehungskomödie, die vor allem durch das perfekte Zusammenspiel von Keaton und Nicholson überzeugt. 

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