Die Verfluchten

Seit ihrer Gründung im Jahr 1954 haben die Produzenten James H. Nicholson und Samuel Z. Arkoff American International Pictures zum führenden Independent-Studio in den USA gemacht, wobei vor allem die von Roger Corman inszenierte Reihe mit schaurig-schönen Edgar-Allan-Poe-Verfilmungen seinen Beitrag leistete. Innerhalb von wenigen Jahren ließ Corman mit insgesamt acht solcher Produktionen nicht nur den Geist von des amerikanischen Meister der Schauer-Literatur wieder aufleben, sondern bewies eindrucksvoll, dass nicht nur die britischen Hammer Studios mit ihren Stars Christopher Lee und Peter Cushing atmosphärisch packenden Grusel produzieren konnten. Gleich die erste Poe-Adaption – „Die Verfluchten“ aus dem Jahre 1960 – machte zudem Vincent Price zum internationalen Star. 

Inhalt: 

Der junge Philip Winthrop (Mark Damon) reitet auf seinem Pferd durch eine sumpfige, nebelverhangene Landschaft zum einsam gelegenen Herrenhaus der Familie Usher, wo er seine Verlobte Madeline Usher (Myrna Fahey) abholen möchte, die er in Bosten kennen- und lieben gelernt hat. Es kostet aber schon etwas mehr Überzeugungskraft und guten Willen, um vom Diener Bristol (Herry Ellerbe) ins Haus gelassen wird, wo er seine Stiefel umgehend gegen weiche Hausschuhe eintauschen muss. Als der junge Mann endlich zum Hausherrn vorgelassen wird, erklärt Roderick Usher (Vincent Price) dem Besucher, dass Madeline krank im Bett liegt und auf keinen Fall weder das Haus verlassen noch Besuch empfangen kann. Doch Madeline bekommt Wind vom Besuch ihres Geliebten und lädt ihm zum Abendessen ein. 
Bis dahin erzählt ihr Bruder von dem Fluch, der über der Familie Usher liegt. Madeline und er seien die letzten Nachfahren der Ushers, die allesamt dem Wahnsinn verfallen sind und alle vorstellbaren Verbrechen verübt haben, die sich ein Mensch nur vorstellen kann. Er selbst leide unter einer schmerzhaft erhöhten Empfindlichkeit der Sinne, die ihn nur Seide am Körper tragen lässt. Geräusche und Gerüche rufen unerträgliche Schmerzen hervor, und es können nur fade schmeckende Speisen verzehrt werden. Auch wenn sich Madeline von den Schreckensszenarien ihres älteren Bruders anstecken lässt, willigt sie schließlich ein, mit ihrem Verlobten das zunehmend verfallende Usher-Anwesen zu verlassen. Bei einem Streit mit ihrem Bruder kommt sie allerdings zu Tode und wird in der Familiengruft beigesetzt. Von Bristol erfährt der erschütterte Philip, dass es in der Usher-Familie auch Fälle von Katalepsie gegeben habe, so dass Philip überzeugt ist, dass Madeline lebendig begraben wurde. Als er das Grab leer vorfindet, versucht er verzweifelt, seine Verlobte in den maroden Gemäuern zu finden, bevor alles über ihnen zusammenbricht … 

Kritik: 

In gerade mal zwei Wochen verfilmte Roger Corman das lose auf Edgar Allan Poes Geschichte „Der Untergang des Hauses Usher“ basierende Drehbuch von Richard Matheson („I Am Legend“, „Hell House“) als kammerspielartigen Gothic-Grusel, wobei sich das Geschehen nur auf die beiden Usher-Geschwister, den Butler Bristol und Madeline Ushers Verlobten Philip sowie das vom Verfall bedrohte Anwesen der Ushers beschränkt. Corman führt dabei bereist gekonnt die Zutaten ein, die auch bei den nachfolgenden Poe-Adaptionen wie „Die Maske des roten Todes“, „Lebendig begraben“ und „Das Pendel des Todes“ konsequent zum Einsatz gekommen sind, nebelverhangene, trostlose Landschaften, verdorrte Bäume, heruntergekommene, ehemals herrschaftliche Anwesen und vor allem tragische Figuren, die von Wahnsinn, Gewalt und dunklen Geheimnissen getrieben werden. 
Vincent Price brilliert in „Die Verfluchten“ als empfindsamer Aristokrat, der sich mit seinem Schicksal abgefunden hat, als einer der beiden letzten Überlebenden der Ushers den Fluch der Familie endlich beenden zu können, indem er zusammen mit seiner ebenfalls gezeichneten Schwester in den bösen Gemäuern des zerfallenden Usher-Anwesens verbleibt. Mit seiner ausdrucksstarken Mimik lässt Price die schmerzliche Sinnesempfindlichkeit seiner Figur wunderbar nachfühlen. Unbeirrt versucht er die unglückselige Verbindung seiner geliebten Schwester mit dem Bostoner Gentleman zu unterbinden und forciert damit nur den Untergang des Hauses. 
Zusammen mit einer geschickten Schauspielführung sorgen vor allem das gelungene Produktionsdesign mit den schaurig-schönen Portraits der Ahnen-Galerie, für die der Maler Burt Shonberg verantwortlich gewesen ist, die stimmungsvolle Kameraarbeit von Floyd Crosby („Zwölf Uhr mittags“, „Der Seewolf“) mit wundervoll inszenierten Traumsequenzen sowie Les Baxters („Verraten und verkauft“, „Fort Laramie“) mitreißender Score für ein schaurig-schönes Gruselvergnügen. 

Kommentare

Beliebte Posts