Big Fish

Tim Burton dreht immer dann voll auf, wenn er die Möglichkeit bekommt, persönliche, fantastische Ensemble-Filme in kleinem Rahmen zu inszenieren, in denen er losgelöst vom Druck hoher Erfolgserwartungen eines Blockbusters seine künstlerische Vision umsetzen kann. So folgte nach der erfolgreichen Comic-Adaption „Batman“ erst einmal das wundervolle Fantasy-Märchen „Edward mit den Scherenhänden“, nach „Batmans Rückkehr“ das liebevoll in Schwarzweiß gedrehte Biopic „Ed Wood“. Nach dem wenig erbaulichen Remake des Sci-Fi-Klassikers „Planet der Affen“ verfilmte Burton mit „Big Fish“ den fantasievollen Roman von Daniel Wallace und lieferte den abschließenden Teil seiner inoffiziellen „Edward“-Trilogie, denn mit Edward Bloom steht ein weiterer Edward im Mittelpunkt eines rundherum bezaubernden Märchens. 

Inhalt: 

Seit seiner Hochzeit mit der attraktiven französischen Fotojournalistin Josephine(Marion Cotillard) vor vier Jahren hat der Journalist William (Billy Crudup) nicht mehr mit seinem Vater Edward Bloom (Albert Finney) gesprochen. Zwar liebt William seinen Vater, doch konnte er es nicht mehr ertragen, dass sein Vater zu jedem Anlass seine Leidenschaft als Geschichtenerzähler ausleben musste, selbst an Tagen, an denen eigentlich andere Menschen im Mittelpunkt stehen sollten. So hat William bei all den Geschichten, mit denen sein Vater sein Leben so interessant erscheinen ließ, nie ein Gefühl dafür entwickeln können, wer Edward Bloom eigentlich wirklich sei. Als sein Vater im Sterben liegt, fliegt William mit seiner Frau aber natürlich nach Hause, wo sich seine Mutter Sandra (Jessica Lange) um ihren unheilbar an Krebs erkrankten Mann kümmert. 
Am Sterbebett hofft William endlich, die Wahrheit über seinen Vater zu erfahren, doch er bekommt nur weitere fantastische Geschichten zu hören: Als kleiner Junge sei Edward Bloom viel zu schnell gewachsen und deshalb drei Jahre in einer komplizierten Apparatur ans Bett gefesselt gewesen. Er habe im Glasauge einer Hexe (Helena Bonham Carter) seinen eigenen Tod vorausgesehen und sei später sowohl als Unternehmer als auch Football-Spieler der ganze Stolz von Ashton, seiner Heimatstadt, gewesen. Sein größtes Verdienst sei es allerdings gewesen, den Riesen Karl dazu zu bewegen, mit ihm die Stadt zu verlassen, nachdem er ganze Schafherden und Kornfelder verspeist hatte. Als sich auf ihrer Reise in die nächste Großstadt, wo Karl seinen Hunger viel besser bändigen könnte, kurz ihre Wege trennen, landet Edward (Ewan McGregor) in der paradiesischen Kleinstadt Spectre, wohin es auch den aus Ashton verschwundenen Dichter Norther Winslow (Steve Buscemi) verschlagen hat, doch für Edward ist die Reise hier noch nicht zu Ende. Bei dem Besuch einer Zirkusvorstellung verliebt er sich in Sandra (Alison Lohman) und heuert bei dem Zirkusdirektor Amos (Danny DeVito) an, der ihm jeden Monat eine Information über Sandra zukommen lässt, bis er nach drei Jahren endlich ihren Namen und ihre Adresse erfährt, als Edward Zeuge wird, wie sich Amos in einen Werwolf verwandelt hat. Als Edward endlich bei Sandra an der Haustür klingelt und ihr seine Liebe gesteht, erfährt er, dass sie bereits verlobt sei, ausgerechnet in einen Jungen aus Ashton, der als totaler Versager galt. Nicht zuletzt mit einem ganzen Feld voller gelber Narzissen gelingt es Edward, Sandra für sich zu gewinnen, doch kurz nach ihrer Heirat muss er in den Korea-Krieg, wo er sich in besonders heikle Missionen stürzt, um schneller nach Hause zurückkehren zu können… 

Kritik: 

Was auch immer Tim Burton bewogen haben mag, ein völlig überflüssiges Remake von „Planet der Affen“ zu inszenieren, mit „Big Fish“ hat er sich zum Glück gleich darauf wieder auf seine bewährten Stärken besonnen. Die Geschichte eines begnadeten Geschichtenerzählers, der sein Leben als eine Kette von außergewöhnlichen, fantastisch anmutenden Ereignissen betrachtet, ist natürlich wie geschaffen für eine Verfilmung durch einen der kreativsten Filmschaffenden überhaupt. 
Burton gelingt das Kunststück, die in der Rückblende erzählten Kinder-, Jugend- und Erwachsenen-Erlebnisse von Edward Bloom so realistisch darzustellen, wie sie der Erzähler auch empfunden haben mag. So kommt auch der Zuschauer kaum dahinter, ob die wunderbar einfallsreichen Episoden sich – zumindest teilweise - tatsächlich so zugetragen haben könnten. 
Bevor die Frage in einem bewegenden Finale beantwortet wird, führt Burton seinen großartigen Cast souverän durch die farbenfrohen, großartig von Philippe Rousselot („Instinkt“, „Interview mit einem Vampir“) fotografierten Kulissen und Episoden aus Edward Blooms Leben. 
Albert Finney („Erin Brockovich“, „Ein gutes Jahr“) ist die Rolle des modernen Baron Münchhausen wie auf den Leib geschrieben, und auch Ewan McGregor („Männer, die auf Ziegen starren“, „Lachsfischen im Jemen“) verkörpert mit seiner spitzbübischen Darstellung den jüngeren Edward Bloom großartig. Während Billy Crudup, Danny DeVito und Steve Buscemi auch in kleineren Rollen überzeugen können, vermag von den weiblichen Darstellern nur Marion Cotillard als liebevolle Schwiegertochter Akzente zu setzen, während Jessica Lange, Helena Bonham Carter und Alison Lohman als Edward Blooms große Liebe recht blass bleiben, aber auch kaum die Möglichkeit bekommen, mehr aus ihren Kleinstrollen zu machen. 
Untermalt wird das zauberhafte Märchen über die Kraft und Magie der Fantasie natürlich einmal mehr von Tim Burtons Stammkomponist Danny Elfman, der für seine angenehm zurückhaltende, melodische Partitur zurecht eine Oscar-Nominierung erhielt.  

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