Die Bourne Identität
Jahrzehntelang galten die James-Bond-Filme als das Nonplusultra des actionreichen Agententhrillers, vereinten sich hier doch ein charismatischer Hauptdarsteller mit einem oft ähnlich charismatischen Bösewicht, bildschönen Frauen, exotischen Kulissen, verspielter Gimmicks und einem wahren Action-Feuerwerk. Weitaus realistischer gestaltete Thriller-Autor Robert Ludlum (1927-2001) seine 1980 begonnene Reihe um Jason Bourne, die 1988 erstmals in dem zweiteiligen Fernsehfilm „Agent ohne Namen“ von Roger Young verfilmt worden ist. 2002 katapultierte Regisseur Doug Liman den CIA-Agenten ohne Erinnerung an seine Identität auf die große Leinwand und machte Hauptdarsteller Matt Damon mit „Die Bourne Identität“ zum Action-Star.
Inhalt:
Die italienische Crew eines kleinen Fischerbootes entdeckt nachts im Mittelmeer einen reglos im Wasser treibenden Mann (Matt Damon), dem der Arzt an Bord nicht nur zwei Kugeln aus dem Leib holt, sondern auch ein Laserimplantat, das die Nummer eines Schweizer Bankkontos enthält. Der Mann erholt sich zwar von seinen Verletzungen, muss aber feststellen, dass er weder Erinnerungen an die Zeit vor dem Zwischenfall besitzt, die ihn im Mittelmeer landen ließen, noch an seine eigene Identität. Er reist mit dem Zug nach Zürich und entdeckt im entsprechenden Bankschließfach ein halbes Dutzend Reisepässe und einen Haufen Banknoten in verschiedenen Währungen. In einem der Pässe entdeckt er den Namen Jason Bourne, wohnhaft in Paris. In der amerikanischen Botschaft lernt er die deutsche Weltenbummlerin Marie (Franka Potente) kennen, der er zwanzigtausend Dollar bietet, wenn sie ihn mit ihrem roten Mini nach Paris fährt.
Mittlerweile hat einer der Bankangestellten aber schon seinen Kontakt bei der CIA über Jason Bournes Besuch informiert. Alexander Conklin (Chris Cooper) alarmiert als Leiter des CIA-Programms Treadstone alle in Europa verfügbaren Treadstone-Agenten, um den vermeintlich abtrünnigen Agenten Jason Bourne auszuschalten. Als Jason mit Marie seine Pariser Wohnung aufsucht, muss er gleich den ersten dieser Agenten ausschalten, so dass Jason und Marie, die inzwischen ein Paar geworden sind, zu Maries früheren Geliebten Eamon aufs Land fliehen. Doch auch hier wartet mit dem „Professor“ (Clive Owen) schon ein weiterer Killer auf Jason Bourne.
Bevor Jason seinen Kollegen in freier Natur ausschaltet, erfährt er noch, dass beide Teil des sogenannten Treadstone-Projekts sind. Jason nimmt Kontakt zur CIA auf und lockt Conklin nach Paris…
Kritik:
Als Universal mit dem Gedanken spielte, Robert Ludlums („Das Osterman Weekend“) erfolgreiche Thriller-Serie um den namenlosen CIA-Auftragskiller Jason Bourne ins Kino zu bringen, hatte die 1980 begonnene Reihe bereits etwas Staub angesetzt – ebenso die Fernsehverfilmung mit Richard Chamberlain in der Hauptrolle. Das Drehbuch von Tony Gilroy („Dolores“, „Lebenszeichen – Proof of Life“) und William Blake Herron („Texas Story“, „Ripley Under Ground“) versetzte die Geschichte in die Gegenwart und beschränkte sich auf europäische Schauplätze und überschaubare Action, was „Die Bourne Identität“ einen weit bodenständigeren und glaubwürdigeren Charakter verleiht als die mit übertriebener Action ausgestatteten Blockbuster-Franchises „James Bond 007“ und „Mission: Impossible“.
Zudem implementiert „Die Bourne Identität“ mit Matt Damon („Good Will Hunting“, „The Last Duel“) einen überzeugenden Hauptdarsteller, der selbst von seinen Fähigkeiten überrascht ist, wenn er sich beispielsweise in Zürich der Verhaftung durch zwei Polizisten nachts im Park mit wenigen Handgriffen entzieht. Doug Liman („Fair Game“, „Mr. & Mrs. Smith“) setzt auch im weiteren Verlauf die Action nur sehr akzentuiert ein, dann aber mit eindrucksvoller Effizienz. Wenn Bourne mit dem kleinen Mini sich in Paris eine wilde Verfolgungsjagd mit den unzähligen Polizeiwagen und -Motorrädern liefert und Jason in tödliche Nahkämpfe verwickelt, hat er sein Publikum fest im Griff. Der Wettkampf zwischen der mit allen technischen Geräten und immensen personellen Ressourcen zur Überwachung ausgestatteten CIA und dem auf sich allein gestellten Paar, das Jason Bourne und die deutsche Weltenbummlerin abgeben, ist temporeich inszeniert, verzichtet aber auf die für das Genre üblichen Slow-Motion-Effekte und allzu bombastische musikalische Untermalung.
John Powell („Mr. & Mrs. Smith“, „Green Zone“) hat mit seinem rhythmisch eindringlichen Score genau die richtigen Töne gefunden, um die Handlung voranzutreiben. Auch wenn der Plot recht vorhersehbar ist, sorgen Limans packende Inszenierung und die starken Hauptdarsteller für einen gelungenen Auftakt einer Reihe, die mit „Die Bourne Verschwörung“ (2004), „Das Bourne Ultimatum“ (2007), „Das Bourne Vermächtnis“ (2012) und „Jason Bourne“ (2016) noch vier Fortsetzungen erleben sollte.
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