Armee der Finsternis
Als Sam Raimi im Alter von zarten 21 Jahren zusammen mit seinen beiden Freunden Robert Tapert (Produzent) und Bruce Campbell (Hauptdarsteller) für gerade mal 350.000 Dollar mit „Tanz der Teufel“ 1981 seinen ersten Film in die Kinos brachte, konnte noch niemand ahnen, dass er damit die Grundlage für ein kultiges Franchise legte, das bis heute mit dem Remake „Evil Dead“ (2013) und der Amazon-Serie „Ash vs. Evil Dead“ nachwirkt. Nachdem bereits „Tanz der Teufel 2“ (1987) den Horror-Faktor zugunsten komödiantischer Elemente zurückgefahren hatte, präsentierte sich der abschließende Teil der Trilogie – „Armee der Finsternis“ (1992) – als pure Horrorkomödie, die sich mit einem Budget von über elf Millionen Dollar schon ganz anders aufgestellt sah als die ersten beiden Filme.
Nachdem der Haushaltswaren-Verkäufer Ashley „Ash“ J. Williams (Bruce Campbell) bei einem Urlaubstrip zu einer abgelegenen Waldhütte auf das „Necronomicon“, das Buch der Toten, und ein Tonbandgerät gestoßen war und mit den auf dem Band rezitierten Beschwörungen eine Armee von Toten zum Leben erweckt hatte, verlor er nicht nur seine Freundin Linda (Bridget Fonda) an die Dämonen, sondern auch seine rechte Hand. Zu allem Überfluss wurde er durch einen Zeittunnel ins Jahr 1300 katapultiert – samt Auto, Kettensäge und 12-Kaliber-Gewehr.
Der mittelalterliche Lord Arthur (Marcus Gilbert) lässt Ash in Ketten legen und will ihn zusammen mit Arthurs adligen Konkurrenten, Graf Henry der Rote (Richard Grove), und dessen Anhängern in eine Grube im Innenhof seiner Burg werfen lassen – wo sie sich zu den furchtbaren Gestalten gesellen sollen, die seine Herrschaft bedrohen. Da der weise alte Mann (Ian Abercrombie) in Ash aber den prophezeiten Retter sieht, der vom Himmel fällt und das Heer der Dämonen besiegt, lässt sich Arthur auf einen Deal ein. Wenn Ash ihm das auf einem Friedhof liegende Necronomicon besorgt – wobei er eine bestimmte Formel aufzusagen hat -, dann hilft ihm der weise Mann, in seine Zeit zurückzukehren. Bevor sich Ash auf den Weg macht, verliebt sich die schöne Sheila (Embeth Davidtz) in den vom Schurken zum Helden avancierten Ash, der sich auf dem Friedhof nicht nur drei Ausgaben des „Necronomicon“ gegenübersieht, sondern auch eines der drei Zauberworte vergisst, die ihm der Alte mit auf den Weg gegeben hat. Durch dieses Versäumnis beschwört Ash die Armee der Finsternis herauf – eine Bande von Skeletten, dämonischen Kreaturen und anderen Untoten, die sich daran machen, Arthurs Burg zu erobern und das „Necronomicon“ in ihre Finger zu bekommen…
Kritik:
Die sechs Jahre nach seinem Debüt erschienene Fortsetzung „Evil Dead 2: Dead by Dawn“ erwies sich noch als merkwürdiger Mix aus Remake und Fortsetzung, spielte sich aber in genau dem Wald und der Hütte ab, die auch „Tanz der Teufel“ als Kulisse gedient hat. Mit dem noch einmal fast dreifachen Budget standen Sam Raimi für die fünf Jahre spätere Fortsetzung „Army of Darkness“ ganz neue Möglichkeiten zur Verfügung. Die nutzte er vor allem für eine Ausweitung der Schauplätze, etliche Komparsen, imposantere Effekte und eine Zeitreise ins Mittelalter. Aus der Holzhütte wird eine feste Burg, aus dem düsteren Waldstück eine weite Landschaft mit Windmühle, Friedhof und Wald.
Ash kämpft nicht mehr allein gegen ein paar dämonische Zombies, sondern führt die Armee eines Lords an, der um seine Herrschaft und sein Volk bangt. Die Splatter-Elemente, die noch „Tanz der Teufel“ maßgeblich geprägt haben, kommen kaum noch zum Einsatz, das Gruseln hält sich in engen Grenzen.
Dafür darf sich der Zuschauer vor allem an der per Stop-Motion animierten Armee von Skeletten und einer Vielzahl an originellen Einfällen erfreuen, so an der witzigen Auseinandersetzung zwischen Ash und drei seiner Miniatur-Kopien und dem Umbau seines Wagens zu einem modifizierten Rasenmäher, der mit seinem rotierenden Propeller Knochenmehl aus den Skeletten macht. Dazu vereint Raimi, der mit seinem Bruder Ivan Raimi das Drehbuch schrieb, Genres wie den Ritterfilm, das Superhelden-Drama und das Horror-Genre und spickt die unterhaltsame Symbiose mit allerlei Verweisen auf die Filmgeschichte („Schau‘ mir in die Augen, Kleines!“).
Die alles vereinende Kraft stellt neben Regisseur Sam Raimi einmal mehr Bruce Campbell als Ash dar. In seiner schon ikonischen Rolle avanciert er zum sympathischen Matchwinner dieses ideenreichen Abenteuers, überzeugt mit charismatischer Ausstrahlung und ausdrucksstarker Mimik bei seinen kurzweiligen Slapstick-Einlagen. Auch die musikalische Untermalung hat an Qualität gewonnen. Joseph LoDuca erhielt diesmal Unterstützung von Danny Elfman, der zuvor bereits Raimis Comic-artiges Horror-Drama „Darkman“ vertont hatte und für „Army of Darkness“ den eindringlichen „March of the Dead“ komponierte.
Mit der höchst originellen und amüsanten Horror-Fantasy-Komödie „Armee der Finsternis“ hat Raimi endgültig den Sprung in die Liga der interessanteren Filmemacher geschafft.
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