Pee-wees irre Abenteuer

Bevor Tim Burton durch seine düster-genialen „Batman“-Filme ins Bewusstsein des Mainstream-Publikums rückte, hatte er nach einigen Kurzfilmen in den 1970er und Anfang der 1980er Jahre und dem Fernsehfilm „Hansel and Gretel“ die beiden schrägen Komödien „Pee-wees irre Abenteuer“ (1985) und „Beetlejuice“ (1988) inszeniert. Dabei ist Burtons und Paul Reubens‘ Leinwanddebüt „Pee-wees irre Abenteuer“ auch deshalb so interessant, weil es den Beginn der bis heute andauernden Freundschaft zwischen dem Regisseur und dem Komponisten Danny Elfman markierte. 

Inhalt: 

Pee-wee Hermans (Paul Reubens) ganzer Stolz ist ein rot-weißes Spezial-Fahrrad, das auch den Neid seines reichen Nachbarn Francis Buxton (Mark Holton) auf sich zieht. Doch für kein Geld der Welt will Pee-wee sich von seinem Schatz trennen. Als er für einen Bummel im örtlichen Einkaufszentrum sein Fahrrad mit einer langen Eisenkette festmacht, muss er nach einem Besuch in Chuckys Fahrradladen, wo die in Pee-wee verliebte Dottie (Elizabeth Daily) um ein Rendezvous bettelt, feststellen, dass sein geliebtes Fahrrad gestohlen wurde. Als ihn ein Polizist nach Verdächtigen fragt, fällt Pee-wee sofort Francis ein, dem er sofort einen Besuch abstattet, doch leugnet der verwöhnte Zögling seines Vaters, etwas mit dem Diebstahl zu tun zu haben. Pee-wee entschuldigt sich und lobt eine Belohnung von 10.000 Dollar für Hinweise aus, die ihm sein Fahrrad zurückbringen, worauf der beunruhigte Francis einen Hehler damit beauftragt, das für ihn gestohlene Fahrrad wieder loszuwerden. Hilfreich scheint der Besuch bei einer Wahrsagerin zu sein, die Pee-wees Fahrrad in Alamo zu wissen glaubt. 
Pee-wee macht sich sofort per Anhalter auf den Weg, wird von einem entflohenen Sträfling (Judd Omen) mitgenommen, den er in Verkleidung durch eine Polizeisperre schleust, dann von dem unheimlichen Geist der Truckerin Large Marge, die vor zehn Jahren bei einem grausamen Unfall ums Leben gekommen war. 
In der Truckerbar, in der Pee-wee über das Schicksal von Large Marge aufgeklärt wird, lernt er die sympathische Kellnerin Simone (Diane Salinger) kennen, die Pee-wee bittet, mit ihr noch den Sonnenaufgang zu beobachten. Als Simones eifersüchtiger Freund die beiden entdeckt, gelingt es Pee-wee gerade noch so, auf einen Güterzug zu springen, der ihn schließlich nach Alamo bringt. Dort findet er zwar auch nicht sein geliebtes Fahrrad, freundet sich nach einer Tanzeinlage in einer Bikerbar mit einer Bikergang an. Im Fernsehen sieht Pee-wee schließlich, wie sein Fahrrad in den Studios von Warner Bros. einem Kinderstar überreicht wird. Natürlich richtet Pee-wee in Hollywood einiges Chaos an, als er sein Fahrrad während der Dreharbeiten wieder in seinen Besitz zu nehmen versucht… 

Kritik: 

Paul Reubens ist ein echtes Original. Egal, wo er auftrat (u.a. in „On Stage America“, „Late Night with David Letterman“, „The Late Show“), war er in der drolligen Kunstfigur von Pee-wee Herman zu sehen, der mit grauem Anzug, 50er-Jahre-Frisur, leuchtend roten Lippen und albernem Kichern schließlich auch seine eigene Show („Pee-wee Herman Show“) bekam. Dass er für seinen ersten eigenen Kinofilm mit dem noch jungen Regisseur Tim Burton zusammenkam, erwies sich für alle Beteiligten als Glücksgriff. Als Grundlage für den irren Roadtrip diente Vittorio De Sicas Klassiker „Fahrraddiebe“ (1948), doch Burton peppte die Geschichte mit fantasievollen Dekorationen und Erfindungen gerade in Pee-wees Haus, skurrilen Figuren und auch einigen düsteren Elementen auf, die später zum Markenzeichen des außergewöhnlichen Filmemachers zählen sollten. 
Im Prinzip ist „Pee-wees irre Abenteuer“ eine One-Man-Show von Paul Reubens, der die Suche nach seinem gestohlenen Fahrrad nutzt, um mit unterhaltsamen Tanzeinlagen eine Bikergang zu fesseln, die zuvor noch einfallsreich überlegt hatte, wie sie den Querulanten am besten foltern und töten könnte, um ihn mit einigen weiteren skurrilen Figuren interagieren zu lassen, wobei die Begegnung mit Large Marge ebenso eine gruselige Atmosphäre verströmt wie einige von Pee-wees Albträumen. 
Danny Elfman, der zuvor noch keine Erfahrungen mit dem Komponieren von Filmmusik hatte und seinen Agenten schon eine Absage rausschicken lassen wollte, findet mit seiner melodischen und stimmungsvollen Musik stets den richtigen Ton für das kurzweilige Abenteuer und legte damit den Grundstein für seine langjährige Arbeitsbeziehung mit Tim Burton und damit auch für seine Hollywood-Karriere. Paul Reubens setzte sein Treiben 1988 mit „Manege frei für Pee-wee“ und „Pee-wee’s Big Holiday“ (2016) fort, während Tim Burton mit „Beetlejuice“ die nächste Etappe bis zu seinem „Batman“-Engagement souverän meisterte.  

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