Das Bourne Ultimatum
Doug Liman und Paul Greengrass sind mit den ersten beiden Verfilmungen der Agenten-Thriller-Reihe um den CIA-Killer Jason Bourne von Bestseller-Autor Robert Ludlum 2002 und 2004 zwei außergewöhnliche Werke gelungen, die sich wohltuend von den um Action-Superlative bemühten Franchises „James Bond 007“ und „Mission: Impossible“ abhoben, indem sie die Handlung und die Fähigkeiten der Protagonisten weitaus glaubwürdiger gestalteten. Paul Greengrass durfte dann 2007 mit „Das Bourne Ultimatum“ auch den dritten und zunächst letzten Teil der „Jason Bourne“-Reihe inszenieren und lieferte ein temporeiches Spektakel ab, in dem Matt Damon einmal mehr zu Hochform aufläuft.
Inhalt:
Jason Bourne (Matt Damon) ist noch immer auf der Suche nach seiner wahren Identität und der Geschichte seiner Vergangenheit. Dass er als Auftragskiller für die CIA unterwegs gewesen ist, lastet schwer auf seinem Gewissen. Nachdem er zuvor in Moskau die Tochter des russischen Ehepaars aufgesucht hatte, die in Berlin sein erster Auftrag innerhalb des streng geheimen Treadstone-Projekts gewesen waren, leistet er nun bei Maries Bruder Martin (Daniel Brühl) in Paris Abbitte, da Jasons Freundin nur seinetwegen getötet wurde.
Auf der Suche nach Antworten stößt der von den CIA-Verantwortlichen mit allen Mitteln gesuchte Bourne auf den britischen Journalisten Simon Ross (Paddy Considine), der in einem seiner Artikel in Zusammenhang mit Jason Bourne und Treadstone ein weiteres Projekt namens Blackbriar erwähnt. Bourne verabredet sich mit Ross in London, der im Gespräch mit einem in Madrid operierenden CIA-Informanten die CIA auf sich aufmerksam gemacht hat, als er das Schlüsselwort Blackbriar fallen ließ.
CIA-Abteilungsleiter Noah Vosen (David Strathairn), der zusammen mit CIA-Direktor Ezra Kramer (Scott Glenn) verantwortlich für Blackbriar ist, will Bourne nach wie vor eliminieren lassen, wozu er den letzten lebenden Treadstone-Attentäter Paz (Edgar Ramirez) auf ihn ansetzt. Verbündete findet Bourne in der nach Madrid versetzten CIA-Agentin Nicky Parsons (Julia Stiles) und der hochrangigen CIA-Agentin Pamela Landy (Joan Allen), die Bourne einen Hinweis auf seine Ausbildungsstätte gibt, wo bereits sein Ausbilder Dr. Albert Hirsch (Albert Finney) auf ihn wartet…
Kritik:
Nachdem Doug Limans „Die Bourne Identität“ und Paul Greengrass‘ „Die Bourne Verschwörung“ noch viel Zeit darauf verwendeten, die Figuren und das Setting einzuführen, gibt Greengrass in seinem zweiten Bourne-Film von Beginn an Gas. Zwar werden mit Blackbriar-Projektleiter Noah Vosen und CIA-Direktor Ezra Kramer zwei neue Köpfe in der CIA-Hierarchie eingeführt, doch macht vor allem Vosen von Beginn an deutlich, dass er für die Wahrung der Geheimhaltung seines Projekts ohne mit der Wimper zu zucken über Leichen geht. In seiner Kommandozentrale hat er Zugriff auf alle Überwachungskameras und Datenbanken, doch gelingt es ihm und seiner Armada von Mitarbeitern nie, Jason Bourne auszuschalten.
Greengrass und seine Drehbuchautoren Tony Gilroy („Michael Clayton“, „Nightcrawler“), Scott Z. Burns („Side Effects“, „Contagion“) und George Nolfi („Der Plan“, „Ocean’s Twelve“) haben sichtlich Spaß daran, ihren Helden durch die Welt zu jagen, von
Moskau über Paris, Turin, London, Madrid und Tangier nach New York. Greengrass setzt dabei auf Tempo, lässt weder Matt Damon noch die Zuschauer zu Atem kommen, inszeniert noch spektakulärere Verfolgungsjagden und einen hektisch geschnittenen Nahkampf, bei dem Jason Bourne erstmals auf einen annähernd gleichwertigen Gegner trifft.
Matt Damon („Good Will Hunting“, „Departed“) überzeugt dabei einmal mehr als ehemalige Tötungsmaschine, deren Erinnerungen nur bruchstückhaft zurückkehren und die es nicht mehr aufs Töten ohne besonderen Grund anlegt. Getötet wird nur noch in der Selbstverteidigung, nicht auf Befehl. Die Autoren haben den Hintergrund des Kalten Krieges, in dem noch Ludlums Romanreihe angesiedelt war, geschickt in die Neuzeit verlagert und die allgegenwärtige Angst vor dem Terrorismus in eine Angst vor dem Überwachungsstaat eingegliedert, wie es schon beispielsweise Tony Scott in „Staatsfeind Nr. 1“ thematisierte.
Greengrass inszeniert die gnadenlose Hatz auf den abtrünnigen Killer in atemberaubenden Tempo unter Einsatz verwackelter Handkameras, die meist die persönliche Perspektive des Gejagten einnehmen. Neben Matt Damon drängt sich diesmal vor allem Julia Stiles („10 Dinge, die ich an dir hasse“, „Save the Last Dance“) als Jason Bournes Gehilfin in den Vordergrund, während Joan Allen nicht die Möglichkeit hat, ihren ersten starken Auftritt in „Die Bourne Verschwörung“ zu wiederholen. Dafür läuft ihr David Strathairn („L.A. Confidential“, „Good Night, and Good Luck.“) als skrupelloser Abteilungsleiter den Rang ab.
Die Oscar-prämierte Arbeit an Schnitt und Sound wird durch John Powells pulsierend treibenden, dennoch für einen Action-Thriller recht zurückhaltend eingesetzten Score perfekt unterstützt.
Nachdem Greengrass und Matt Damon eine Fortsetzung ausgeschlossen hatten, legte Tony Gilroy 2012 mit „Das Bourne Vermächtnis“ eine Art Spin-off vor, ehe das Gespann Greengrass/Damon 2016 mit „Jason Bourne“ zum Franchise zurückkehrten.
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