Beetlejuice

Nachdem Tim Burton mit seinem Regiedebüt „Pee-wees irre Abenteuer“ (1985) gleich sein Talent für skurrile Außenseitentypen und schrille Dekors unter Beweis stellen sollte, nahm er sich viel Zeit für sein nächstes Projekt. Hier kam ihm die Zusammenarbeit mit dem Autor Michael McDowell bei der Fernsehserie „Alfred Hitchcock zeigt“ zugute, denn mit „Beetlejuice“ legte er Burton eine morbide Geistergeschichte vor, die durch Michael Keatons Beteiligung als titelgebender Bio-Exorzist zu einer kurzweiligen Horrorkomödie umgeformt wurde, die bis heute nichts von ihrem Reiz verloren hat. 

Inhalt: 

Eigentlich haben sich Adam (Alec Baldwin) und Barbara Maitland (Geena Davis) in ihrer großzügigen Villa in einer Kleinstadt in Neuengland auf einige Wochen Urlaub gefreut, den sie gemeinsam zuhause verbringen wollten, doch nach Besorgungen in der Stadt läuft ihnen ein kleiner Hund vor den Wagen, so dass das Auto von einer Brücke in den Fluss fällt und das junge Ehepaar dabei umkommt. Das merken Adam und Barbara allerdings erst, als sie wieder zuhause sind, sich fragen, wie sie hierhergekommen sind und im Spiegel ihr Spiegelbild nicht sehen können. Doch viel schlimmer wiegt der Umstand, dass ihr Haus an die reiche New Yorker Familie Deetz verkauft worden ist. 
Während Charles (Jeffrey Jones) in seinem neuen Heim nur ausspannen möchte, plant Delia (Catherine O'Hara) mit dem Innenarchitekten Otho (Glenn Shadix) bereits den umfangreichen Umbau, während Charles‘ Tochter Lydia (Winona Ryder) eher an dem faszinierenden Innenleben des Hauses interessiert ist. Adam und Barbara versuchen, sich mit einem „Handbuch für kürzlich Verstorbene“ in ihrem neuen Dasein zu orientieren, und entdecken, dass Lydia als einzige Lebende in der Lage ist, die beiden Geister wahrzunehmen. Die setzen alles daran, ihre ungebetenen Hausgäste schnellstmöglich wieder loszuwerden. Doch mit abgeschnittenen Köpfen und durchlöcherten Bettlaken ist den Yuppies nicht beizukommen. Von ihrer Sachbearbeiterin erfahren sie, dass sie 125 Jahre in dem Haus verweilen müssen, bis sie ins Jenseits gelangen. Durch eine Zeitungsannonce und einen Werbespot werden die Maitlands auf den Bio-Exorzisten Betelgeuse (Michael Keaton) aufmerksam, der ihnen Abhilfe zu schaffen verspricht. Doch der durchgeknallte Typ, der nach eigenen Angaben in Harvard studiert und über 160 Mal „Der Exorzist“ geguckt hat, macht die Sache für die Maitlands nicht gerade einfacher… 

Kritik: 

Eigentlich sollte Michael McDowells („Stephen Kings The Thinner – Der Fluch“, „Nightmare Before Christmas“) Skript weitaus düsterer werden, doch als Michael Keaton seine Zusage zu dem Projekt gab und einen Großteil seines Textes improvisierte, wurde der Ton von „Beetlejuice“ weitaus heiterer als geplant und schafft so eine Verbindung zu Burtons Regiedebüt „Pee-wees irre Abenteuer“. Einmal mehr fokussiert sich Burton auf Außenseiter-Figuren, erzählt eine an sich klassische Spukhaus-Geschichte aus der Perspektive der Geister, die sich mühsam mit ihrem neuen Dasein arrangieren und auf die harte Tour lernen müssen, dass sie beim Verlassen des Hauses vor Ablauf der 125 Jahre in eine artifizielle Wüste mit fleischfressenden Sandwürmern landen (hier ließ sich Burton deutlich von David Lynchs „Der Wüstenplanet“ inspirieren). 
Vor allem der Eintritt in das Beratungszentrum für kürzlich Verstorbenen offenbart Burtons entfesselte Vorstellungskraft, wenn ein Schrumpfkopf, eine in der Mitte zersägte Zauberkünstler-Gehilfin und eine ganze Football-Mannschaft auf Hilfe bei ihren spezifischen Problemen warten. Obwohl Michael Keaton nicht mal 20 Minuten in „Beetlejuice“ zu sehen ist, gehören die Szenen mit ihm auch ihm ganz allein. Was er an Grimassen und Sprüchen in seinem Oscar-prämierten Make-up zustande bringt, ist einfach wunderbar abgeschmackt und witzig. Sehr gelungen wirkt auch der Wechsel zwischen dem Modell, das Adam von der Stadt auf dem Dachboden errichtet hat, und der Stadt selbst, wie sie in der Vogelperspektive wirkt und so ein falsches Gefühl von behaglicher Idylle vermittelt. 
Burton präsentiert hier eine verkehrte Welt. Während die Geister liebenswerte Kreaturen sind, die einfach ihr Leben in ihrem schönen Heim genießen wollen, schlagen die Großstädter schnell über alle Stränge, wollen das Geisterphänomen kommerziell ausschlachten und mit ihrem schrecklichen Kunstgeschmack sogar Delias Agenten in den Ruin treiben. Michael Keaton beweist in seiner Paraderolle als Bio-Exorzist Beetlejuice, dass er ein ganz großer Schauspieler ist. Auf sich aufmerksam macht auch die junge Winona Ryder als Gothic-Girl. Davon abgesehen ist es erneut die temperamentvolle, verspielte Musik von Danny Elfman, die Burtons Zweitwerk so unwiderstehlich macht. Immerhin ebnete der Film Burton den Weg zum Mega-Projekt „Batman“, das den Regisseur wie den Komponisten endgültig in Hollywood etablierte. 

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