Spider-Man

Zwar gab es schon in der 1940er Jahren eine Serie von Zeichentrickfilmen rund um „Superman“, doch erst Richard Donners Realfilm aus dem Jahr 1978 machte deutlich, wie erfolgreich eine Adaption bekannter Comic-Helden sein kann. Als dann auch noch Tim Burton 1989 auf bis dahin unnachahmlich düstere Weise „Batman“ inszenierte, waren Comic-Verfilmungen aus Hollywoods Filmschmiede nicht mehr wegzudenken. Sam Raimi trug zu diesem Erfolgsrezept maßgeblich bei, als er 2002 mit „Spider-Man“ die wohl populärste Comic-Figur auf der Leinwand zu neuem Leben erweckte. 

Inhalt: 

Der nach dem Tod seiner Eltern bei seinem Onkel (Cliff Robertson) und seiner Tante May (Rosemarie Harris) aufwachsende Peter Parker (Tobey Maguire) gehört als Brillenträger zwar nicht zu den beliebtesten Jungs auf seiner Schule, schlägt sich aber als Fotograf für die Schülerzeitung ganz wacker. Am meisten macht ihm zu schaffen, dass seine Nachbarin und Mitschülerin Mary Jane (Kirsten Dunst), in die er seit der ersten Klasse verliebt ist, mit einem echten Kotzbrocken liiert ist. 
Entsprechend euphorisch reagiert Peter, als er bei einer Exkursion seiner High School ins Naturkundemuseum die Möglichkeit bekommt, M. J. vor einem Spinnenkäfig für die Schülerzeitung zu fotografieren. Allerdings wird er dabei von einer ausgerückten genmanipulierten Spinne gebissen. Kurze Zeit später entdeckt Peter, dass er nicht nur keine Brille mehr benötigt, sondern auch über ungeahnte Kräfte verfügt. Er ist nicht nur viel kräftiger und mit einem ausgeprägten Instinkt für Gefahren ausgestattet, sondern kann mit seinem Handgelenk auch Spinnennetze schießen, mit denen er auf akrobatische Weise zwischen den New Yorker Wolkenkratzern hin- und herspringen kann. Nun sieht Peter die Chance, seine geliebte Mary Jane zu beeindrucken. 
Nachdem sie sich sichtlich beeindruckt von dem neuen Wagen ihres Freundes zeigt, will Peter das nötige Geld für ein eigenes Auto bei einem Wrestling-Kampf verdienen. Peter schlüpft dazu in ein billiges Spinnenkostüm und nennt sich „Die menschliche Stimme“, wird vom Moderator (Bruce Campbell) aber kurzerhand als „Spider-Man“ vorgestellt. Peter beendet den Kampf nach gerade mal zwei Minuten, bekommt aber nur einen Hunderter vom Veranstalter ausgezahlt, der wenig später ausgeraubt wird. Peter lässt den Dieb, obwohl er ihn hätte aufhalten können, mit der Beute fliehen, muss aber kurz darauf feststellen, dass der Mann für den Tod seines Onkels verantwortlich ist, den er bei seiner Flucht angeschossen hatte. Peter nimmt sich den Leitspruch seines Onkels zu Herzen, dass aus großer Kraft auch große Verantwortung folge, und widmet sich dem Kampf gegen das Verbrechen, rettet Babys aus brennenden Häusern und andere Menschen vor herabfallenden Trümmern oder Dieben. Auch Mary Jane rettet Spider-Man zweimal das Leben. Doch J. Jonah Jameson (J.K. Simmons), Chefredakteur vom „Daily Bugle“, sieht Spider-Man eher als Bedrohung und engagiert Peter mit dem Auftrag, mehr Bilder für die Titelseite zu schießen, nachdem er bereits einige eindrucksvolle Bilder des schwer fassbaren Superhelden während seiner Ausflüge zur Verbrechensbekämpfung per Selbstauslöser geschossen hatte. Zur gleichen Zeit entwickelt Norman Osborn (Willem Dafoe), Vater von Peters Klassenkamerad und bestem Freund Harry Osborn (James Franco), ein Serum, um die Kraft und das Potenzial des Menschen voll auszuschöpfen. Das Militär, welches die Forschung finanziert, zeigt sich allerdings ungeduldig bei der Realisierung des Projekts und will Osborn die Gelder streichen. Der nimmt das noch nicht an Menschen erforschte Serum im Selbstversuch zu sich und verwandelt sich in einen grünen Kobold, der die Stadt zu terrorisieren beginnt… 

Kritik: 

Sam Raimi und seinem Drehbuchautoren David Koepp („Jurassic Park“, „Illuminati“) ist mit „Spider-Man“ das Kunststück gelungen, mit der Adaption von Stan Lees und Steve Ditkos Comic-Abenteuer ein ungewöhnlich einfühlsames Coming-of-Age-Movie mit vielschichtigen Charakteren und eindringlicher Botschaft zu schaffen, das die Fans der Comic-Serie nicht vergrätzt und das Mainstream-Publikum begeistert. 
Der überzeugend von Tobey Maguire („Brothers“, „Die Wonder Boys“) verkörperte Peter Parker wird in wenigen Szenen als von seinem Onkel und seiner Tante liebevoll umhegten, von seinen Mitschülern aber gehänselten Loser und Wissenschafts-Nerd vorgestellt, der zu schüchtern ist, um seinen großen Schwarm anzusprechen. Wenn mit Peter durch den Biss der genmanipulierten Spinne eine wundersame Wandlung mit dem Teenager vor sich geht, wird damit der Traum unzähliger unverstandener Leidgenossen wahr, die sich danach sehnen, ihren Platz in der Welt zu finden und ein selbstbestimmtes Leben zu führen. 
„Spider-Man“ beschränkt sich aber nicht nur auf Peters Schicksal innerhalb einer fürsorglichen Mittelschichts-Familie und einer von Verbrechen und Profigier geprägten Großstadt, sondern verknüpft durch Mary Jane auch zwei ganz unterschiedliche Lebenswelten und stellt die Freundschaft zwischen Peter und Harry auf eine harte Probe. Während Onkel Cliff und Tante May alles dafür tun, Peter ein liebevolles Zuhause zu geben, wächst Harry bei einem zwar steinreichen, aber meist abwesenden Vater auf, der nur den Erfolg seiner Erfindung im Sinn hat.  
Willem Dafoe („Wild at Heart“, „Leben und sterben in L.A.“) hat sichtlich Spaß daran, die Jekyll-&-Hyde-Persönlichkeit zu verkörpern und als Grüner Kobald die Verräter in der von ihm gegründeten Firma und dann die ganze Stadt zu terrorisieren. Peter muss sich als Spider-Man nicht nur Osborns Alter Ego erwehren, sondern auch damit fertig werden, dass sein bester Freund schließlich mit dem Mädchen liiert ist, das er doch selbst über alles liebt. 
Während die menschlichen Konflikte und das Thema der Verantwortung, die mit außergewöhnlichen Kräften einhergeht, gut ausgearbeitet ist, wirken die Action-Sequenzen weniger spektakulär, das Ende etwas arg aufgesetzt und auf spekulierte Fortsetzungen hin ausgerichtet. 
Diese kleinen Schwächen werden aber durch die sonst souveräne Inszenierung, die gut aufeinander abgestimmten Darsteller und nicht zuletzt Danny Elfmans schon zum Klassiker avancierten Score locker wettgemacht, so dass „Spider-Man“ auch nach zwanzig Jahren noch großartiges Popcorn-Kino bietet. Der knapp 140 Millionen Dollar teure Film spielte weltweit über 800 Millionen Dollar ein machte für Sam Raimi den Weg frei, auch die beiden Fortsetzungen zu inszenieren.  

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