Poltergeist
Tobe Hooper leitete 1974 mit „Blutgericht in Texas“ den Beginn des Slasher-Films ein, dem später John Carpenter mit „Halloween“, Sean S. Cunningham mit „Freitag der 13.“ und Wes Craven mit „Hügel der blutigen Augen“ weitere Klassiker folgen ließen. An diesen Erfolg konnte Hooper mit nachfolgenden Produktionen wie „Blutrausch“, „Brennen muss Salem“ und „Funhouse – Kabinett des Schreckens“ nicht mehr anschließen. Erst die Zusammenarbeit mit Produzent Steven Spielberg an „Poltergeist“ (1982) machte Hooper auch einem Mainstream-Publikum bekannt. Denn der für Spielberg typische Familien-kompatible Grusel hatte so gar nichts mehr mit dem subversiven Schlachtfest bei „The Texas Chainsaw Massacre“ zu tun.
Die amerikanische Vorzeige-Familie Freeling lebt in der kalifornischen Fertigbausiedlung Cuesta Verde, wo der unspektakuläre Alltag des Fertighaus-Vertreters Steve (Craig T. Nelson), seiner Frau Diane (JoBeth Williams) und den drei Kindern Dana (Dominique Dunne), Robbie (Oliver Robins) und dem fünfjährigen Nesthäkchen Carol Anne (Heather O’Rourke) erst aus den Fugen gerät, als Carol Anne nach Sendeschluss mit dem noch laufenden, aber nur Rauschen übertragenden Fernseher zu sprechen beginnt und offensichtlich Kontakt zu unsichtbaren Wesen aufnimmt.
Was zunächst wie eine Reaktion auf ihr Schlafwandeln wirkt, macht sich allerdings bald im ganzen Haus bemerkbar: Auf unerklärliche Weise wird das Frühstücksbesteck verbogen, Stühle verrückt und gestapelt, der Hund verhält sich merkwürdig. Es bleibt allerdings nicht bei diesen harmlosen Streichen. Bei einem Gewitter wird Robbie von einem Ast des alten Baums im Vorgarten nach draußen gezogen, dann wird Carol Anne durch einen gigantischen Strudel zunächst in die Kammer ihres Schlafzimmers und von dort in eine Zwischenwelt gezogen.
Die Freelings beschließen, einige Wissenschaftler zu Rate zu ziehen, doch auch Dr. Lesh (Beatrice Straight), die die Familie auf das Phänomen von Poltergeistern hinweist, und ihre Kollegen werden von den Phänomenen so stark mitgenommen, dass sie schließlich das bekannte Medium Tangina (Zelda Rubinstein) zu Hilfe holen müssen. Diese schafft es tatsächlich, durch den Fernseher Kontakt zu Carol Anne aufzunehmen. Doch zurückholen kann sie sie vorerst nicht. Erst als Steve mit seinem Chef Mr. Teague (James Karen) über die Planung einer neuen Siedlung spricht, bekommt er eine Ahnung von dem Ursprung der unheimlichen Poltergeist-Phänomene in seinem Haus…
Kritik:
Steven Spielberg hat die Story zu „Poltergeist“ entwickelt und auch das Drehbuch zusammen mit dem Duo Michael Grais und Mark Viktor („Yukon“, „Cool World“) verfasst, doch da er selbst mit der Regie von „E.T. – Der Außerirdische“ beschäftigt war, überließ er Tobe Hooper den Posten, der allerdings von der Postproduktion komplett ausgeschlossen wurde. Insofern überrascht es nicht, wenn „Poltergeist“ mehr Spielberg- als Hooper-Züge trägt. Das macht schon der gefällige Auftakt deutlich, wenn die fünfköpfige Familie schlafen gegangen ist und der Hund die einzelnen Zimmer nach liegengebliebenen Snacks absucht. Dass die fünfjährige Carol Anne aus ihrem Zimmer runter ins Wohnzimmer geht und mit dem rauschenden Fernseher zu sprechen beginnt, spielt aber auch schon auf die übernatürliche Entwicklung hin, die die Geschichte nehmen wird.
Das wird auch durch Jerry Goldsmiths bedrohlich anklingende Musik unterstrichen. Zunächst werden die merkwürdigen Phänomene im Haus der Freelings aber mit Humor genommen, wenn Diane ihre Tochter beispielsweise mit einem Helm auf dem Kopf von dem Poltergeist über den Küchenboden gleiten lässt.
Hooper versteht es geschickt, das Grauen langsam Einzug in den Alltag der sympathischen Mittelschichtsfamilie halten zu lassen. Das Gewitter und die Schatten, die der unheimlich aussehende Baum vor Robbies Fenster dabei wirft, und der starke Sog, mit dem die Kammer im Schlafzimmer das Spielzeug, dann auch die Betten und schließlich Carol Anne in sich aufsaugt, sorgen für massenkompatibles Gruseln, das aber immer wieder durch humorvolle Momente aufgelockert wird, wenn Diane und Steve im Schlafzimmer erst mal genüsslich einen Joint durchziehen.
Hooper gelingt es dabei, die Spannung konsequent aufrechtzuerhalten, auch mal das Tempo anzuziehen und schaurige Effekte zu platzieren, bis mit dem charismatischen Medium die Geschichte eine neue Intensität erhält. Die kleinwüchsige Zelda Rubinstein („Southland Tales“) zieht als charismatisches Medium mit ihrem Programm zur Rückholung der jüngsten Freeling-Tochter die Aufmerksamkeit des Publikums ganz auf sich. Aber auch die überzeugenden Spezialeffekte machen „Poltergeist“ zu einem unterhaltsamen Grusel-Spaß für die ganze Familie. Mit den beiden Fortsetzungen hatten dann aber weder Hooper und Spielberg etwas zu tun.
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