The Texas Chainsaw Massacre

Auch wenn Tobe Hooper 1982 als Regisseur von Steven Spielbergs „Poltergeist“ einen veritablen Mainstream-Erfolg feiern konnte, bleibt sein Name vor allem mit seinem 1974 inszenierten Schocker „The Texas Chainsaw Massacre“ verbunden, der neben Wes Cravens „Das letzte Haus links“ den Grundstein für das Genre des Terrorfilms legen sollte und bis heute nichts von seiner (Nach-)Wirkung verloren hat, denn ohne „Blutgericht in Texas“ – so der deutsche Verleihtitel – wären spätere Slasher- und Horror-Klassiker wie John Carpenters „Halloween“, Wes Cravens „Hügel der blutigen Augen“, Sean S. Cunninghams „Freitag der 13.“ und selbst Ridley Scotts „Alien“ kaum denkbar. 

Inhalt: 

In den Nachrichten wird von grauenerregenden Grabschändungen auf einem Friedhof in Texas berichtet, wo offenbar über einen längeren Zeitraum Leichen aus den Gräbern entwendet wurden und nun einige von ihnen auf bizarre Weise um die Grabsteine drapiert worden sind. Im August 1973 machen sich Sally Hardesty (Marilyn Burns) und ihr im Rollstuhl sitzender Bruder Franklin (Paul A. Partain) Sorgen, dass auch das Grab ihres Großvaters verwüstet wurde, und reisen mit Sallys Freund Jerry (Allen Danziger), ihrer besten Freundin Pam (Teri McMinn) und deren Freund Kirk (William Vail) nach Texas. Als sie feststellen, dass die Ruhestätte intakt ist, fahren sie weiter zu dem alten, verlassenen Hof der Familie Hardesty. Unterwegs nehmen sie einen etwas kauzigen Anhalter (Edwin Neal) mit, der nicht nur durch sein leuchtend rotes Feuermal im Gesicht auffällt, sondern ebenso durch sein merkwürdiges Verhalten. Als er sich mit dem von Franklin geliehenen Messer tief in die eigene Handfläche ritzt, werfen die jungen Leute den Anhalter wieder auf die Straße. Wenig später erreichen die Freunde eine Tankstelle. Dort bekommen sie zwar kein Benzin, doch von dem alten Mann (Jim Siedow) dort, den guten Rat umzukehren, den die jungen Leute allerdings nicht beherzigen. Schließlich entdecken Kirk und Pam ein Haus und wollen die Bewohner nach Benzin fragen. Sie ahnen nicht, dass dort das leibhaftige Grauen wohnt: eine degenerierte Sippe, die ihr Heim mit menschlichen und tierischen Überresten dekoriert. Ein Familienmitglied, Leatherface (Gunnar Hansen), trägt Maske und Kettensäge... 

Kritik: 

Tobe Hooper (1943-2017) hat bereits 1959 mit „The Abyss“ seinen ersten Kurzfilm gedreht und 1969 nach weiteren Kurzfilmen mit „Eggshells“ seinen ersten Spielfilm inszeniert, der allerdings keinen Verleiher fand, weshalb er seinen nächsten Film in einem bewährten Genre drehen wollte, um in Hollywood Fuß fassen zu können. Inspiriert von dem Serienmörder Ed Gein, der bereits Robert Blochs Roman „Psycho“ und dessen Verfilmung durch Alfred Hitchcock beeinflusst hatte, schrieb Hooper zusammen mit Kim Henkel eine Geschichte, die Hooper mit einem Budget von gerade mal 300.000 Dollar umsetzte. Der knapp 85-minütige Film wurde im für Dokumentationen und Low-Budget-Filme üblichen 16mm-Format gedreht und strahlt schon durch seine grobkörnige Struktur eine authentische Atmosphäre aus, die durch den Einsatz von zumeist Laiendarstellern noch verstärkt wird. 
Hooper gelingt von der ersten Einstellung an eine bedrohlich-beklemmende Stimmung zu erzeugen, wenn vor schwarzem Hintergrund ein Nachrichtensprecher von den abscheulichen Grabplünderungen erzählt und zum lauten Blitzen einer Kamera Nahaufnahmen von verwesenden Leichenteilen sichtbar werden, bevor der Blick auf die um einen Grabstein drapierte Leiche gelenkt wird. So eindringlich hat ein Filmemacher die Vergänglichkeit des Lebens und die Verwesung menschlichen Fleisches zuvor wohl kaum in Szene gesetzt. Die von einem unheimlichen Sounddesign untermalte Eingangssequenz deutet schon auf das Schicksal hin, das die dann ins Bild kommenden jungen Leute in ihrem Wagen erwartet. Zunächst begleitet Hooper die beiden Pärchen und den im Rollstuhl sitzenden Franklin aber auf ihrer langen, aber unterhaltsamen Fahrt durch die Einöde von Texas. 
Eine Reihe von ungünstigen Entscheidungen setzt schließlich das Massaker auf einem abgelegenen, heruntergekommenen Anwesen in Gang. Blitzschnell taucht hinter einer Tür eine maskierte Gestalt auf und schlägt sein erstes Opfer mit einem Hammer tot, schleift die Leiche ins Innere des Hauses, schließt die Tür. Innerhalb weniger Sekunden hat Hooper den Terror in das Leben der fünf jungen Leute einziehen lassen. In einem vom Vietnam-Krieg gespaltenen und zutiefst verunsicherten Amerika präsentiert Hooper die ländliche Einöde als Heimat degenerierter, mordender und Menschenfleisch essender Menschen, die instinktiv klug genug sind, keine Aufmerksamkeit von außen auf sich zu ziehen. Die Autos ihrer Opfer sind gut versteckt abgestellt. Man kümmert sich um sich selbst. Das Schicksal der jungen Reisegruppe ist auch deshalb besiegelt, weil sie sich umeinander kümmern, nach ihren vermissten Freunden suchen und so nacheinander in die Fänge von Leatherface und seiner Familie geraten. 
Hooper vergießt dabei ungewöhnlich wenig Blut, hält sich mit expliziten Gewaltdarstellungen sehr zurück. Dafür lässt der Filmemacher die entsprechenden Bilder geschickt im Kopf des Betrachters entstehen. Wenn Leatherface mit laufender Kettensäge einem der Mädchen durch dichtes Dickicht verfolgt, scheint der Killer uns selbst zu verfolgen, so eindringlich wirken Bilder und der von Hooper mitentworfene Soundtrack auf das eigene Empfinden ein. 
Diese Intensität wird in nachfolgenden Horror-Filmen kaum noch erreicht. Hier wird Gewalt in ihrer extremsten Form thematisiert, aber nicht mit einem soziologischen Kontext versehen, noch auf übernatürliche Ursachen zurückgeführt. 
„The Texas Chainsaw Massacre“ macht die Gewalt von Menschen an Menschen unmittelbar spürbar. Hooper schuf mit diesem Schocker einen Meilenstein des Horrorkinos, an den er selbst – abgesehen von „Poltergeist“ nicht mehr anknüpfen konnte. Hooper selbst drehte noch das 1986 entstandene Sequel „Texas Chainsaw Massacre 2“ – es folgten „Leatherface: Texas Chainsaw Massacre III“ (1990) und „Texas Chainsaw Massacre - Die Rückkehr“ (1994). Michael Bay produzierte 2003 mit „Texas Chainsaw Massacre“ ein Remake und mit „Texas Chainsaw Massacre: The Beginning“ (2006) ein dazugehöriges Prequel. Im Januar 2013 wurde „Texas Chainsaw 3D“ in den US-amerikanischen Kinos veröffentlicht, auf den 2017 mit „Leatherface“ ein weiteres Prequel und 2022 mit „Texas Chainsaw Massacre“ eine Fortsetzung folgten.  

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