Red Eye
Fünf Jahre hat sich Horror-Altmeister Wes Craven Zeit gelassen, um nach dem erfolgreichen Sequel „Scream 3“ (2000) wieder als Regisseur auf sich aufmerksam zu machen. Dafür legte er 2005 mit dem Werwolf-Horror „Verflucht“ und dem Psycho-Thriller „Red Eye“ gleich zwei Filme vor. Dabei präsentiert Craven, der einst mit Klassikern wie „Das letzte Haus links“, „Hügel der blutigen Augen“ und „Nightmare – Mörderische Träume“ Klassiker des Genres kreiert hatte, mit „Red Eye“ einen routiniert inszenierten, aber sehr vorhersehbaren Thriller vor, der allein durch die Darsteller unterhaltsam wird.
Die resolute Hotel-Managerin Lisa Reisert (Rachel McAdams) will nach der Beerdigung ihrer Großmutter nur schnell von Dallas zurück nach Miami, denn sie leidet unter panischer Flugangst. Während sie auf den verspäteten Flug wartet, hilft sie nicht nur telefonisch ihrer jungen Kollegin Cynthia (Jayma Mays), mit nörgelnden Stammkunden fertigzuwerden, deren Reservierung wohl untergegangen ist, sondern lernt auch den charmanten Jackson Rippner (Cillian Murphy) kennen, mit dem sie während der Wartezeit noch einen Drink an der Bar nimmt. Auf der Suche nach ihrem Platz im Flugzeug stellt Lisa überrascht und auch mehr als erfreut fest, dass Jackson neben ihr sitzt.
Doch kaum ist der Flieger gestartet und der nette Small-Talk zu Lisas Beruhigung abgehakt, offenbart Jackson sein wahres Gesicht: Er droht, Lisas Vater Joe (Brian Cox) umbringen zu lassen, wenn sie nicht telefonisch dafür sorgt, dass Charles Keefe (Jack Scalia), der stellvertretende Minister des Ministeriums für Innere Sicherheit, von seiner Stamm-Suite in Lisas Hotel in ein bestimmtes anderes Zimmer verlegt wird, wo ein Attentat auf ihn verübt werden soll.
Lisa veranlasst die erzwungene Verlegung, will aber auf jeden Fall verhindern, dass sowohl der Minister mit seiner Familie als auch ihr Vater getötet werden, doch läuft ihr allmählich die Zeit davon, denn Keefe ist schon dabei, seine Sicherheitsleute die neue Suite überprüfen zu lassen…
Kritik:
Abgesehen von seinem sehr erfolgreichen „Scream“-Franchise hat Wes Craven in den 1990er/2000er Jahren nicht viel Sehenswertes in die Kinos gebracht. Mit der Horror-Komödie „Vampire in Brooklyn“ (1995) und dem melodramatischen Biopic „Music of the Heart“ (1999) hat der Horror-Meister sogar zwei echte Rohrkrepierer abgeliefert. Mit „Red Eye“ versuchte sich der 2015 verstorbene Filmemacher erstmals an einem recht konventionellen Thriller-Stoff ohne jegliche übernatürliche Elemente, wie sie seine anderen beiden Spätwerke „Verflucht“ und „My Soul to Take“ kennzeichneten.
Carl Ellsworth, der 2009 auch das Skript zum Remake des Craven-Klassikers „Last House on the Left“ beisteuerte, und Craven nehmen sich viel Zeit, um die beiden Protagonisten einzuführen. Die engagierte Hotel-Managerin Lisa und der charmante Jackson, dessen Name nicht von ungefähr eine Ähnlichkeit mit dem legendären Serienkiller Jack the Ripper aufweist, scheinen auf eine perfekte Romanze zuzusteuern, doch mit Jacksons Offenbarung, als Auftragsmörder dafür zu sorgen, dass sein Zielobjekt in Lisas Hotel ein anderes Zimmer bekommt, beginnt der Plot recht konstruierte Pfade einzuschlagen.
Echte Spannung kommt dabei selten auf, zumal das Element der nicht zustande kommenden Telefonverbindungen etwas überstrapaziert wird. So richtig Fahrt nimmt „Red Eye“ mit dem Psycho-Duell zwischen Lisa und Jackson auf, wobei Rachel McAdams („Die Hochzeits-Crasher“, „Wie ein einziger Tag“) als Sympathieträgerin überzeugend taff aufspielt und ihrem Peiniger ordentlich zusetzt. Allerdings bietet der Showdown im Haus ihres Vaters kaum Spannung und noch weniger Überraschendes. Bei dem vorhersehbaren Plot ist es dem überzeugenden Duo Rachel McAdams und Cillian Murphy („Sunshine“, „Inception“) zu verdanken, dass man als Zuschauer nicht allzu schnell das Interesse verliert. Schade ist dabei, dass Brian Cox („Die Bourne Identität“, „25 Stunden“) so wenig Raum hat, seine Rolle als Lisas Vater mit Leben zu füllen. Davon abgesehen bekommt nur Jayma Mays („Barry Seal: Only in America“, „Verwünscht nochmal“) Gelegenheit, als überforderte Rezeptionistin aufzufallen, alle anderen Nebenrollen sind nicht der Rede wert.
So bietet „Red Eye“ (der Titel bezieht sich auf den englischen Begriff „Red Eye Flights“, der Nachtflüge bezeichnet, bei denen die Passagiere das Flugzeug wegen des Schlafmangels oft mit geröteten Augen verlassen) zwar kurzweilige, aber sehr vorhersehbare Thriller-Unterhaltung, die nur dank des gut aufgelegten Darsteller-Duos funktioniert.
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