Wrong Turn 6: Last Resort
Seit Rob Schmidts Auftakt mit „Wrong Turn“ (2003) hat sich die Hillbilly-Kannibalen-Slasher-Reihe zu einem erstaunlich langlebigen Franchise entwickelt. Erwartungsgemäß konnte keines der Sequel auch nur annähernd die ohnehin schon fragwürdige Qualität des Originals erreichen, setzte aber immer gelegentlich andere Schwerpunkte. Nachdem „Wrong Turn 5: Bloodlines“ etwas Halloween-Feeling in einer Kleinstadt mit Reminiszenzen an Tobe Hoopers „The Texas Chainsaw Massacre“ und John Carpenters „Assault – Anschlag bei Nacht“ vereinte, wird im vorerst letzten Teil der Reihe ein ganz neues Kapitel aufgeschlagen.
Um sein unerwartetes und mysteriöses Erbe in Augenschein zu nehmen, machen sich Danny (Anthony Ilott), seine Freundin Toni (Aqueela Zoll) samt Clique – Vic (Rollo Skinner), Rod (Billy Ashworth), Bryan (Joe Gaminara), Charlie (Harry Belcher) und Jillian (Roxanne Carrion) – auf den Weg in die Appalachen, wo sie das Familienhotel Hobb Springs erwartet. Nach seinem Nervenzusammenbruch, die Danny als Broker an der Wall Street erlitten hat, scheint die Frage, was er mit dem ehemaligen Sanatorium machen soll, eine willkommene Abwechslung zu sein. Die Geschwister Jackson (Chris Jarvis) und Sally (Sadie Katz), die das Hotel leiten, fertigen gerade noch eine Reisegruppe mit älteren Damen ab, dann kümmern sie sich um ihre neuen Gäste. Ihr besonderes Interesse gilt natürlich dem Erben, allerdings aus anderen Gründen, als man erwarten dürfte.
Während sich seine Clique mit Sex-Spielchen, im Pool und bei der Erkundung der alten Gemäuer vergnügt, führt Jackson Danny in die Kunst des Jagens mit Pfeil und Bogen ein. Der Höhepunkt der Veranstaltung ist allerdings ein Familientreffen mit Danny kannibalistischen Vorfahren…
Kritik:
Die Eingangssequenz von „Wrong Turn 6: Last Resort“ bietet den perfekten Einstieg in die Welt, in die uns Drehbuchautor Frank H. Woodward („Lovecraft: Fear of the Unknown“, „Men in Suits“) und Regisseur Valeri Milev („Code Red“, „Re-Kill“) entführen wollen: Nachdem ein Mountainbiker-Pärchen mitten im Wald eine heiße Quelle zum Baden und Ficken gefunden hat, scheiden sie durch die drei degenerierten Kannibalen Three Finger, Sawtooth und One Eye auf brutale Weise aus dem Leben. Nach diesem Vorspiel wärmen die Filmemacher noch mal das Szenario von „Texas Chainsaw Massacre – The Legend is Back“ auf. Ebenso wie in John Luessenhops Sequel von Tobe Hoopers Hillbilly-Slasher-Klassiker begutachtet eine Gruppe von attraktiven jungen Leuten die überraschende Erbschaft eines herrschaftlichen Anwesens und gerät dabei in die Fänge dubioser Gestalten.
Bei „Wrong Turn 6“ sind allerdings weniger die drei durch anhaltenden Inzest in der Familie deformierten Kannibalen, die diesmal überraschend dezent im Hintergrund agieren, sondern das zwielichtige Geschwister-Pärchen. Natürlich werden auch im sechsten „Wrong Turn“-Film die Reihen der jungen Besucher nach und nach gelichtet. In dieser Hinsicht verfolgt das Sequel den bei Fans bewährten Plot, dass einfach ein Haufen gut aussehender, aber talentfreier Jungdarsteller in einem abgelegenen Waldstück ausgesetzt werden und auf mehr oder weniger originelle, auf jeden Fall aber äußerst brutale und blutige Weise von deformierten Kannibalen abgeschlachtet werden.
Die Story ist auch in diesem Fall wenig originell ausgefallen und nimmt zum Finale hin immer bizarrere Züge an, doch liegt hier natürlich nicht der Schwerpunkt des Films. Das geschichtsträchtige, aber auch über die Jahrzehnte verfallene Gebäude dient nur als Kulisse für überraschend viele Sexszenen, die sich mit den Splatterszenen sogar die Waage halten. Da bekommt der Begriff Torture Porn schon eine viel treffendere Bedeutung.
Wie für die vorangegangenen „Wrong Turn“-Filme gilt auch hier: Wer auf diese Splatterorgien mit Sex-Einlagen steht, wird sich gut unterhalten fühlen, alle anderen werden diesen blutigen Metzeleien kaum etwas abgewinnen können.
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