Poltergeist II – Die andere Seite
Mit „Poltergeist“ (1982) schickte auch MGM seinen Beitrag zum massenkompatiblen Horror, nachdem bereits Paramount mit „Rosemaries Baby“ (1968), Warner Bros. mit „Der Exorzist“ (1973) und 20th Century Fox mit „Das Omen“ (1976) erfolgreich das Genre beackert hatten. Die ungewöhnliche Kombination von Horror-Regisseur Tobe Hooper („Blutgericht in Texas“) und Produzent Steven Spielberg funktionierte so gut, dass vier Jahre später mit „Poltergeist II – Die andere Seite“ das obligatorische Sequel folgen musste, das zwar kommerziell immer noch ein Erfolg wurde, qualitativ aber ebenso abschmierte wie die Sequels zu „Der Exorzist“ und „Das Omen“.
Nach den schrecklichen Ereignissen in der Fertighaussiedlung Cuesta Verde, nach denen die Familie Freeling ihr auf den Überresten eines Indianer-Friedhofs erbautes Haus völlig zerstört wurde, leben Steve (Craig T. Nelson), seine Frau Diane (JoBeth Williams) und ihre beiden Kinder Robbie (Oliver Robins) und Carol Anne (Heather O‘Rourke) bei Dianes Mutter Jessica (Geraldine Fitzgerald).
Steve hadert mit seinem neuen Job als Staubsauger-Vertreter, denn der Wunsch seiner Frau, wieder ein eigenes Haus zu bewohnen, lässt sich mit seinem Gehalt nicht realisieren. Dass Carol Anne über besondere Kräfte verfügt, bleibt der Großmutter nicht verborgen. Nach deren Tod werden die Freelings wieder von unheimlichen Vorkommnissen heimgesucht. Zunächst macht Carol Anne in einem Einkaufszentrum die Bekanntschaft eines alten Mannes (Julian Beck), den sie zuvor gezeichnet hatte und der wenig später an der Haustür der Freelings klopft, um Steve auf die Gefahr aufmerksam zu machen, die der Familie vor allem durch den Indianer Taylor (Will Sampson) droht. Steve lässt sich von dem Gerede jedoch nicht beeindrucken und schickt den wie ein Prediger gekleideten Mann seiner Wege. Taylor, der von dem Medium Tangina Barrons (Zelda Rubinstein) zu den Freelings geschickt wurde, um sie zu beschützen, versucht vor allem Steve darauf vorzubereiten, seine Familie zusammenzuhalten. Doch auch er kann nicht verhindern, dass Carol Anne erneut von einer jenseitigen Macht entführt wird…
Kritik:
Michael Grais und Mark Viktor („Yukon“, „Cool World“), die bereits mit Steven Spielberg das Drehbuch zu „Poltergeist“ entwickelt haben, sind auch bei „Poltergeist II – Die andere Seite“ für das Skript und darüber hinaus für die Produktion verantwortlich. Die Regie haben sie diesmal in die Hände von Brian Gibson gelegt, der nach seinem Regie-Debüt mit „Breaking Glass“ (1980) nur Musikvideos für Styx und Foreigner inszeniert hatte. Einem 19 Millionen Dollar teuren Projekt schien er allerdings nicht gewachsen zu sein. Nach niederschmetternden Testvorführungen wurde der ursprünglich 130 Minuten lange Film auf unter 90 Minuten runtergekürzt, was die vielen Lücken im Plot erklärt, die „Poltergeist II“ offen lässt – z.B. die Abwesenheit von Robbies und Carol Annes älterer Schwester, die anderswo ein College besucht. Zwar bekommen es die Freelings diesmal mit einer ganzen anderen Art von Dämonen zu tun, die auf eine von Reverend Kane gegründete Selbstmord-Sekte zurückgehen, doch die Erklärungen, warum die Freelings auf einmal im Zentrum des Kampfes zwischen guten und bösen Mächten stehen, beschränken sich auf allerlei mystisches Geschwafel und die Prämisse, dass die Familie in Liebe zusammenstehen muss, um diesen Kampf zu überstehen.
In seiner stark reduzierten Kinoversion sind die humorvollen und teils satirischen Elemente des ersten Films völlig entfernt worden, auch die Dialoge besitzen nicht mehr die Spritzigkeit des Originals. Stattdessen stehen das von H.R. Giger kreierte Monster und einige schaurige Special Effects im Mittelpunkt eines Films, der die Geschichte von „Poltergeist“ auf wenig originelle Weise einfach wiederholt.
Über jeden Zweifel erhaben ist einmal mehr die atmosphärisch stimmige Filmmusik von Jerry Goldsmith, der zuvor schon die „Omen“-Trilogie und den ersten „Poltergeist“-Film vertont hatte. Doch davon abgesehen bietet Brian Gibsons Stückwerk nur einen schwachen Abklatsch von Hoopers Film, war aber immerhin so erfolgreich, dass MGM nur zwei Jahre später mit „Poltergeist III – Die dunkle Seite des Bösen“ ein weiteres Sequel produzieren ließ.
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