Das Omen
Richard Donner hat seit 1960 vor allem für Fernsehserien wie „Auf der Flucht“, „Cannon“, „Einsatz in Manhattan“ und „Die Straßen von San Francisco“ gearbeitet und mit den beiden Komödien „Salz und Pfeffer“ (1968) und „Der Amerikaner“ (1970) nur bei zwei Kinofilmen Regie geführt. Als echter Karrieresprung erwies sich der Auftrag, das Horror-Drama „Das Omen“ (1976) zu inszenieren, der ebenso wie zuvor Roman Polanskis „Rosemaries Baby“ (1968) und William Friedkins „Der Exorzist“ (1973) die Inkarnation des Teufels in Kinderkörpern thematisierte und auf einen prominenten Cast bauen konnte. Und ebenso wie „Der Exorzist“ zog schließlich auch „Das Omen“ ein paar Sequels und ein Remake nach sich (das von David Gordon Green inszenierte Remake von „Der Exorzist“ ist für 2023 angekündigt).
Inhalt:
Der in Rom tätige Diplomat Robert Thorn (Gregory Peck) und seine Frau Katherine (Lee Remick) erwarten ihr erstes Kind, doch schon nach einem Atemzug stirbt das Baby. Da Robert seiner Frau, die sich so auf das Baby gefreut hat, die Nachricht über die Fehlgeburt nicht zumuten will, nimmt er nach kurzem Zögern das Angebot eines im Krankenhaus tätigen Priesters an, sich eines anderen Babys anzunehmen, das zur gleichen Zeit entbunden wurde und nach dem Tod der Mutter keine weiteren Verwandten haben soll.
Nach seiner Ernennung zum Botschafter in London wächst Damien (Harvey Stephens) unter der Obhut des resoluten Kindermädchens Mrs. Baylock (Billie Whitelaw) auf, nachdem sich das vorige Kindermädchen auf Damiens Geburtstag mit einem Strick um den Hals vom Fenstersims der herrschaftlichen Villa in den Tod gesprungen war.
Es soll nicht das einzige Unglück bleiben, das im Umfeld der Thorns geschieht. Als der völlig verstörte Pater Brennan (Patrick Troughton) bei Thorn in der Botschaft auftaucht, berichtet er davon, dass er vom Austausch des Babys damals im römischen Krankenhaus wisse, dass Damien kein normaler Junge, sondern der von einem Schakal gezeugten Sohn des Satans sei, weshalb der Pater dem Botschafter nahelegt, das Blut Christi zu trinken und von seinem Leib zu essen. Thorn will von diesem vermeintlich schwachsinnigen Warnungen jedoch nichts hören und lässt den Pater kurzerhand vom Sicherheitspersonal rausschmeißen, doch Brennan drängt weiterhin auf ein Treffen, da sonst Thorns Frau sterben würde. Tatsächlich stürzt Katherine nach einem häuslichen Unfall mit Damiens und Mrs. Baylocks Beteiligung über das Geländer im ersten Stock in die Tiefe, bricht sich zum Glück aber nur den Arm. Pater Brennan hat weniger Glück. Nach dem Treffen mit dem Botschafter flüchtet er bei dem plötzlich aufziehenden Gewitter zur Kirche, wo er von einer abgebrochenen Lanze durchbohrt wird. Der Fotograf Jennings (David Warner), der schon bei dem Selbstmord des Kindermädchens auf Damiens Geburtstagsfeier Fotos gemacht hatte, fallen daraufhin auf den Fotos des Kindermädchens und des Priesters merkwürdige Schattierungen auf, die auf ihren nachfolgenden Tod hindeuten, und zieht Thorn daraufhin ins Vertrauen. Als er sich auf den Weg nach Rom macht, um im Krankenhaus nach Unterlagen von Damiens Geburt zu suchen, findet er an der Adresse ein völlig neues Gebäude vor, etwaige Dokumente gibt es nicht mehr. Zunehmend beunruhigt, reist der erschütterte Robert mit Jennings nach Megiddo und sucht den Exorzisten Bugenhagen auf. Dieser sagt, dass man den Körper Damiens – speziell die von den Haaren bedeckte Kopfhaut – nach dem Zeichen des Antichristen untersuchen und den Jungen mit speziellen Dolchen töten müsse…
Kritik:
Nachdem Paramount mit „Rosemaries Baby“ und Warner Bros. mit „Der Exorzist“ ordentlich Kasse mit dem Teufel machten, schickte auch 20th Century Fox seinen diabolischen Beitrag in die Kinos. Während Mia Farrow in „Rosemaries Baby“ als Verschwörungsopfer zur Mutter einer Teufelsgestalt wird und in „Der Exorzist” der Teufel Besitz von der pubertierenden Regan ergreift, thematisiert die von David Seltzer („Wie ein Licht in dunkler Nacht“, „Im Zeichen der Libelle“) entwickelte Geschichte eine Prophezeiung, nach der ein zur 6. Stunde des 6. Tages im 6. Monat geborenes Kind, das der Teufel mit einem Schakal gezeugt hat, die Weltherrschaft an sich reißt.
Richard Donner, der erst durch die Absage des eigentlich vorgesehenen britischen Regisseurs Mike Hodges („Flash Gordon“, „Auf den Schwingen des Todes“) ins Spiel kam, begnügt sich mit einer kurzen Einleitung des Ehepaars Robert und Katherine Thorn, dessen Glück durch Damiens Geburt noch komplettiert wird. Die Stationen der ersten Jahre werden mit Fotos der fröhlichen Familie skizziert, bis die Geschichte mit dem Selbstmord des Kindermädchens die erste Szene darstellt, die ein gewisses Unbehagen hervorruft, denn der Blickkontakt zwischen dem bis dahin gänzlich unauffälligen Damien und einem schwarzen Rottweiler lässt ebenso Böses ahnen wie die wirren Abschiedsworte der Todesspringerin.
Donner baut die unheimliche Atmosphäre sehr geschickt auf, lässt sein Publikum aber stets im Unklaren, ob die merkwürdigen Todesfälle einfach nur Unfälle oder eben das Ergebnis teuflischen Einwirkens sind. Donners Inszenierung ist dabei ungewöhnlich konventionell ausgefallen. Der religiöse Kontext geht auf der Bildebene nicht mit besonderen ästhetischen Stilmitteln einher, wohl aber auf der Tonebene. 20th-Century-Fox-Studioboss Alan Ladd Jr. ließ sich zum Glück überreden, noch mal 25.000 Dollar zu investieren, um Jerry Goldsmith für den Score engagieren zu können, der mit seiner eindrucksvollen, schließlich Oscar-prämierten Komposition maßgeblich zum atmosphärischen Gelingen von „Das Omen“ beigetragen hat.
Davon abgesehen überzeugen aber auch Gregory Peck („Wer die Nachtigall stört“, „Ich kämpfe um dich“) und Lee Remick („Getrennte Betten“, „Anatomie eines Mordes“) als Damiens Eltern, Billie Whitelaw („Die Krays“, „Hot Fuzz“) als resolutes Kindermädchen und Patrick Troughton („Dracula – Nächte des Entsetzens“, „Jason und die Argonauten“) als verängstigter Pater in ihren Rollen. Dazu schließt „Das Omen“ mit einem stimmigen Finale, das die Optionen auf zumindest eine Fortsetzung offen halten konnte.
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