Batman

Tim Burton hegte schon lange den Wunsch, der 1939 von Bob Kane und Bill Finger kreierten Comic-Figur „Batman“ in einer Filmadaption wieder den düsteren Charakter zu verleihen, von dem die in den 1960er Jahren entstandene Fernsehserie und der dazugehörige Film „Batman hält die Welt in Atem“ (1966) nicht viel übrig gelassen hatten. Nachdem der Filmemacher Warner Bros. mit seinen ersten beiden Filmen „Pee-wees irre Abenteuer“ (1985) und „Beetlejuice“ (1988) überraschend viel Geld in die Kassen gespielt hatte, wurde er mit der Aufgabe betraut, den Superhelden im Fledermauskostüm in „Batman“ (1989) zu neuem Leben zu erwachen. Der Coup ist mehr als geglückt, avancierte Burtons stilgetreue Adaption nicht nur zu einem Blockbuster-Hit, sondern löste eine ganze Batmania aus, die in drei weiteren Fortsetzungen und diversen Reboots mündete. 

Inhalt: 

Der neue Bezirksstaatsanwalt Harvey Dent (Billy Dee Williams) ist mit dem Versprechen angetreten, das organisierte Verbrechen in Gotham City zu bekämpfen. Mitten in den Vorbereitungen zur 200-Jahr-Feier beauftragt Syndikatsboss Carl Grissom (Jack Palance) seine rechte Hand, Jack Napier (Jack Nicholson), mit einem besonderen Coup, der aber nur dazu dient, Jack aus dem Weg zum Räumen. Der hat sich nämlich nicht nur Grissoms Püppchen Alicia (Jerry Hall) ins Bett geholt, sondern will auch selbst die Geschicke in Gotham City lenken. Grissom gibt dem korrupten Detective Eckhardt (William Hootkins) einen Tipp, worauf dieser mit seinen Männern Jack in der Chemiefabrik auszuschalten versucht. Auf der Flucht fällt Jack allerdings in ein Säurebad und wird dabei nicht nur völlig verunstaltet, sondern verliert auch den Verstand. Als immerzu grinsender Joker terrorisiert er von nun an die Stadt, was natürlich die legendenumwobene, Verbrechen bekämpfende, menschengroße Fledermaus namens Batman zu verhindern versucht. 
Der Legende ist nicht nur der Lokalreporter Alexander Knox (Robert Wuhl), sondern auch die attraktive Fotografin Vicky Vale (Kim Basinger) auf der Spur. Bei einem Wohltätigkeitsball in dem Herrenhaus des Millionärs Bruce Wayne (Michael Keaton) bandelt die Blondine mit dem Hausherren an, doch scheint sich ihr Geliebter aus einer intensiveren Beziehung nichts zu machen. Schließlich muss er nachts in sein Kostüm schlüpfen und in seinem Batmobil für Ordnung in Gotham City sorgen… 

Kritik: 

Bob Kane und Bill Finger ließen sich für die Figur des Batman von einer frühen Filmversion des maskierten Zorro, einem Ornithopterentwurf von Leonardo da Vinci und dem mysteriösen Superschurken The Bat der Schriftstellerin Mary Roberts Rinehart ebenso inspirieren wie von den Figuren D’Artagnan (aus „Die drei Musketiere“), The Shadow und Sherlock Holmes. Doch von der durch den deutschen Expressionismus und die Gothic-Literatur beeinflussten Atmosphäre der Comics blieb in den Fernseh- und Kinoadaptionen der 1960er Jahre nichts übrig. Im Gegensatz zu den farbenfroh-fröhlichen Abenteuern, die Batman und Robin damals auf der Mattscheibe und auf der Leinwand zu bestehen hatten, wollte Tim Burton mit seinem „Batman“-Film wieder zu den Ursprüngen der Comic-Erzählungen zurückkehren. Die zu erzählende Geschichte gerät dabei schnell in den Hintergrund. Der Machtkampf zwischen Batman und Joker, die Schlacht zwischen Gut und Böse spielt sich vor allem vor eindrucksvollen Kulissen ab. Die düsteren Sets, die Peter Young und Anton Furst mit der fiktiven Stadt Gotham City kreiert haben, bestimmen die ganze Atmosphäre des Films und wurden zurecht mit einem Oscar prämiert. Den hätte auch Danny Elfman für seine heroische, packende Komposition mit dem eindringlichen Hauptthema verdient gehabt. 
Vor diesem Hintergrund wird den Darstellern wenig abverlangt. Michael Keaton, der in „Beetlejuice“ noch herrlich exaltiert jede Szene an sich gerissen hatte, wirkt als Millionär, dessen Eltern bei einem Straßenraub getötet wurden, immer eine Spur zu emotionslos und steif, so dass schwer nachzuvollziehen ist, warum eine so attraktive Blondine wie Vicky Vale sich auf den ersten Blick in den Mann verliebt haben sollte. Ähnlich wie Mick Jaggers zukünftige Frau, Jerry Hall, dient Kim Basinger („9 ½ Wochen“, „L.A. Confidential“) nur als oberflächlicher Blickfang und als Objekt der Begierde, um das sowohl der Joker als auch Bruce Wayne kämpfen. 
Was „Batman“ wirklich zu einem Kinovergnügen macht, ist Jack Nicholsons („Chinatown“, „Die Hexen von Eastwick“) diabolische Verkörperung des größenwahnsinnigen Joker. Gegen seine farbenfrohe Inszenierung wirken seine Mitspieler im wahrsten Sinne des Wortes farblos. Nicholson spielt selbst Michael Keaton gnadenlos an die Wand, der aber auch nicht die Möglichkeit bekommt, seiner Figur die Tiefe zu verleihen, die seiner tragischen Geschichte angemessen wäre. 
Überhaupt lässt der Film viel von dem düsteren Einfallsreichtum missen, mit dem Burton noch „Beetlejuice“ veredeln durfte. Offensichtlich konnte er seine Handschrift bei der 35 Millionen Dollar teuren Produktion nicht nach eigenem Gutdünken umsetzen. Wie auch immer – mit seinen weltweit über 400 Millionen eingespielten Dollar avancierte „Batman“ zu einem der erfolgreichsten Filme aller Zeiten. Burton durfte 1992 erneut mit Michael Keaton als Bruce Wayne/Batman, Michael Gough als sein treuer Butler Alfred und Pat Hingle als Commissioner Gordon sowie Komponist Danny Elfman nach Gotham City zurückkehren: „Batman Returns“!  

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