Tanz der Teufel

Als Sam Raimi im zarten Alter von gerade mal 22 Jahren sein Spielfilmdebüt „Tanz der Teufel“ (1981) in die Kinos brachte, konnte noch niemand ahnen, dass er sich in die Reihe so illustrer Genre-Vertreter wie Tobe Hooper, John Carpenter und Wes Craven eingliedern würde, die sich ebenfalls mit ihren Debütwerken für immer ins kollektive Gedächtnis des Horror-Genres einbrannten. Mit dem Low-Budget-Slasher regte Raimi nicht nur eine anhaltende Diskussion über Gewaltverherrlichung an, sondern legte den Grundstein für Fortsetzungen im Film- und Serienformat sowie Mainstream-Erfolge mit der „Spider-Man“-Trilogie. 

Inhalt: 

Die fünf Freunde Ash (Bruce Campbell), seine Freundin Linda (Betsy Baker), seine Schwester Cheryl (Ellen Sandweiss) sowie das Pärchen Scott (Richard DeManincor) und Shelly (Theresa Tilly) machen Urlaub in einer abgelegenen Waldhütte in Tennessee, nachdem sie kurz vor ihrem Ziel noch eine baufällige Brücke überqueren mussten. Nachdem sich die Gäste in der Waldhütte häuslich eingerichtet haben, sitzt nach Sonnenuntergang Cheryl an einem offenen Fenster mit wehenden weißen Vorhängen und zeichnet auf einem Block die Uhr an der Wand mit römischen Ziffern ab, als plötzlich eine Holzluke im Boden, die in den Keller führt, wie von Geisterhand zu klappern beginnt. Vorübergehend ergreifen dämonische Kräfte Besitz von Cheryl, die mit wilder willenloser Bewegung der rechten Hand verkrampft die Umrisse eines dicken alten Buchs auf ihren Block kritzelt. Irritiert von diesem episodenhaften Anfall kommt Cheryl wieder zu Sinnen. 
Beim feierlichen Abendessen fängt die Bodenluke zum Keller heftig an zu klappern, worauf sich erst Scotty und dann Ash mit einer brennenden Lampe in die unteren Regionen begeben. Dort stoßen sie auf ein in Menschenhaut gebundenes und mit Menschenblut geschriebenes Buch und ein Tonbandgerät, das der vormalige Bewohner, ein Wissenschaftler, hinterlassen hat. 
Inmitten des neugierigen Freundeskreises spielen Ash und Scotty das Tonband ab, auf dem der Wissenschaftler über den genauen Inhalt des sogenannten „Naturon Demonto“ spricht, das in sumerischer Sprache verfasste Beschwörungsformeln und morbide Zeichnungen enthält. Dieses geheimnisvolle Buch handelt von Dämonen und der Wiederauferstehung von Toten. Mit dem unbedachten Abspielen des Tonbands erwecken die Freunde dämonische Kräfte zum Leben, die sich, von den Gästen unentdeckt, draußen vor der Hütte glutrot leuchtend aus dem Erdreich erheben… 

Kritik: 

Nachdem der schon im Kindesalter mit 8mm-Filmen experimentierende Comic-Fan Sam Raimi mit seinen Freunden Robert Tapert und Bruce Campbell 1978 einen Kurzfilm namens „Within the Woods“ inszenierte, war die Thematik für „Tanz der Teufel“ bereits vorgegeben. Tapert produzierte schließlich das Langfilmdebüt von Sam Raimi, der auch das Drehbuch beisteuerte und Campbell in der Hauptrolle besetzte. Inspiriert vom sagenumwobenen „Necronomicon“, das erstmals in einem Essay des US-amerikanischen Schriftstellers H.P. Lovecraft erwähnt worden ist und bis heute in so einigen Horrorfilmen thematisiert worden ist, bereitet Raimi in seinem ca. 350.000 Dollar teuren Film ein irrwitziges Horror-Spektakel zu, das vor allem mit der entsprechenden Beleuchtung und ungewöhnlichen Kameraperspektiven die bedrohliche Atmosphäre im Wald einfängt.
Gerade Raimis Erfindung der sogenannten Shakycam, bei der eine Kamera auf ein Brett geschnallt und durch den Wald bzw. die Hütte gezogen wird, macht das Böse, das vom Wald in die Hütte eindringt und Besitz von den Urlaubern nimmt, sorgt für fast körperlich spürbares Gruseln. 
Auch wenn bei dem niedrigen Budget keine großartigen Effekte zu erwarten sind, zeugen die handgemachten Masken, Make-ups und Gore-Effekte von einer fantasievollen Leidenschaft, mit der hier zu Werke gegangen worden ist. Es ist aber auch überaus unterhaltsam, wenn sich Ashs Freunde nach und nach in geifernde Zombies mit ungesund aussehender Haut und blinden Augen verwandeln, denen Ash schließlich nur mit Spaten, Schrotflinte und bloßen Händen beikommen kann. 
Was „Tanz der Teufel“ hier an Blut, Eiter und anderen widerlich aussehenden Flüssigkeiten präsentiert, bereitet das Publikum in unnachahmlicher Weise auf die weniger attraktiven Zustände des menschlichen Körpers im Alter und Tod vor. Die schwarzhumorigen Elemente der Story hat Raimi in den beiden Fortsetzungen „Tanz der Teufel 2“ (1987) und „Armee der Finsternis“ (1993) noch deutlich erhöht.  

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