Ein Engel auf Erden
Durch die Liebe zum französischen Schauspiel-Beau Alain Delon, den sie während der Dreharbeiten zu „Christine“ (1958) kennen und lieben lernte, sah Romy Schneider endlich die Möglichkeit, von ihrem mittlerweile verhassten Backfisch-Image wegzukommen, das sich in den drei zwischen 1955 und 1957 entstandenen „Sissi“-Filmen manifestiert hatte. Doch auch wenn sie mit Delon bereits nach Paris zog, um dort ein neues Kapitel in ihrer Karriere aufzuschlagen, hatte sie noch einige vertragliche Verpflichtungen zu erfüllen, worunter die unter der Regie von Géza von Radványi inszenierten Romanzen „Mädchen in Uniform“ und „Ein Engel auf Erden“ zählten. Letztere ist als deutsch-französische Co-Produktion entstanden und wartet mit dem jungen Jean-Paul Belmondo in einer Nebenrolle auf.
Inhalt:
Die Stewardess Line (Romy Schneider) ist das Aushängeschild der Angel Starline und leider hoffnungslos in den berühmten Rennfahrer Pierre Chaillot (Henri Vidal) verliebt, der ihr während seiner Flugreisen allerdings nicht die geringste Beachtung schenkt. Entsprechend erschüttert ist Line, als sie aus der Zeitung von der bevorstehenden Hochzeit zwischen ihrem geliebten Rennfahrer und der schönen Prinzessin Augusta von Münchenberg (Michèle Mercier) erfährt.
Doch wie es der Zufall so will, brennt die Prinzessin direkt vor der Zeremonie mit dem berühmten Sänger Antonio durch. Pierre versucht zwar mit seinem Mechaniker und Freund Michel (Jean-Paul Belmondo), seine Braut am Flughafen noch zur Besinnung zu bringen, doch steigt Augusta mit ihrem Geliebten bereits mit dem Helikopter in die Lüfte.
Pierre betrinkt sich mit seinem Freund in der Hotelbar, bringt seinen Freund ins Bett und schreibt einen verzweifelten Abschiedsbrief, bevor er sich mit der Pistole in der Schublade das Leben nehmen will. In diesem Augenblick erscheint ihm jedoch ein Engel mit dem Aussehen der Stewardess. In seinem Zustand glaubt er an eine Halluzination, doch als der Engel davon zu erzählen beginnt, dass er schon seit seiner Geburt bei ihm gewesen sei und wie sich bestimmte Dinge in seinem Leben ereignet haben, von denen sonst keiner hätte wissen können, beginnt er zu zweifeln.
Der höhergestellte Engel in Gestalt einer Nonne ist jedoch gar nicht begeistert davon, dass der Schutzengel einfach die Gestalt der Stewardess angenommen hat. Sie gibt dann jedoch die Erlaubnis, dass der Schutzengel für 24 Stunden gänzlich menschliche Gestalt annehmen darf und für alle Erdenbürger sichtbar sein wird. Von nun an weicht der Engel in Gestalt der Stewardess nicht mehr von Pierres Seite. Schon bald merkt sie, wie es ist Mensch zu sein, erfährt, wie es ist, Hunger und Zahnschmerzen zu haben.
In der Zeit, die durch die himmlische Erlaubnis auf einige Stunden ausgeweitet wird, beginnen der Engel und Pierre, Empfindungen füreinander zu entwickeln, während Augusta ihren Fehler erkennt, mit dem Frauenheld Antonio durchgebrannt zu sein, und ihren Pierre zurückerobern will…
Kritik:
Im Gegensatz zum kontroversen Drama „Mädchen in Uniform“, das nicht nur den preußischen (militanten) Erziehungsstil anprangert, sondern auch eine gleichgeschlechtliche Liebe zwischen der von Romy Schneider gespielten Schülerin und ihrer Lehrerin thematisiert, bewegt sich Regisseur Géza von Radványi mit dem nachfolgenden „Ein Engel auf Erden“ auf sicherem Terrain.
Romy Schneider darf einmal mehr in die Rolle der wunderhübschen, leicht verträumten jungen Frau schlüpfen, die gegen alle Widerstände um ihre Liebe kämpft. Die Fantasy-Romanze bewegt sich dabei auf hinlänglich vertrauten Pfaden, ist ganz auf ihre Hauptdarstellerin zugeschnitten, die sich als fesche Stewardess und Schutzengel eines zwar berühmten, aber in Liebesdingen unglücklichen Rennfahrers annimmt. Dieses Szenario erlaubt es von Radványi und seinem Kameramann Roger Hubert („Kinder des Olymp“, „Der ewige Bann“), vor allem die schönen Kulissen von Saint Tropez und Nizza einzufangen und mit wunderschönen Rennwagen noch mehr Tempo in die ohnehin turbulente Romanze zu bringen.
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