Mädchen in Uniform

Nachdem die junge, 1938 in Wien geborene Romy Schneider mit den drei „Sissi“-Filmen (1955-1957) zum Aushängeschild des deutschen Films in der Adenauer-Ära geworden war, verkörperte sie auch den nachfolgenden Filmen das süße, liebreizende Mädchen, dem die Herzen (nicht nur der jungen Männer) nur so zuflogen. Ein Höhepunkt in der frühen Karriere von Romy Schneider stellte das 1958 inszenierte Drama „Mädchen in Uniform“ dar, einem Remake des gleichnamigen Films von 1931, der wiederum auf dem Theaterstück „Ritter Nérestan“ von Christa Winsloe basiert. 

Inhalt: 

Nach dem Tod ihrer Mutter wird Manuela von Meinhardis (Romy Schneider) im Jahr 1910 auf ein Pensionat im preußischen Potsdam geschickt, das von der streng autoritären Oberin (Therese Giehse) geführt wird, damit die jungen Damen aus gutem Hause auf ein Leben in der traditionellen Frauenrolle mit Kindern, Küche und Kirche vorbereitet und zu Müttern von Soldaten erzogen werden. Im Gegensatz zur Oberin und ihrer treuen, ebenso hartherzigen Gehilfin Fräulein von Racket (Blandine Ebinger) schlägt ihre Kollegin Fräulein von Bernburg (Lilli Palmer) bei ihren Schülerinnen einen versöhnlicheren, humanistischeren Ton an und wird für die Mädchen in ihren Schuluniformen zu einer Projektionsfläche für romantische Schwärmereien. Auch Manuela beginnt, in ihrer Lehrerin mehr als nur einen Mutterersatz zu sehen, und verliebt sich ebenso in sie wie ihre Mitschülerin Alexandra von Treskow (Danik Patisson). 
Nach dem Vorschlag von Fräulein Racket studiert Fräulein von Bernburg für den anstehenden Geburtstag der Oberin Shakespeares „Romeo und Julia“ mit den Mädchen ein, was Manuela in der Rolle des Romeo die Möglichkeit bietet, ihren romantischen Gefühlen für ihre Lehrerin Ausdruck zu verleihen. Aber auch Fräulein von Bernburg ist Manuela besonders zugetan und zeigt sich angesichts der persönlichen Situation des Mädchens etwas nachgiebiger. 
In der Probe für das Theaterstück hilft sie Manuela in einer romantischen Szene den Romeo schauspielerisch wahrhaftig darzustellen, wobei es zu einem Kuss zwischen beiden kommt. Manuela findet Trost in ihrer Zuneigung für ihre Lehrerin und entwickelt eine schwärmerische Liebe. Elisabeth von Bernburg jedoch weiß nicht so recht, wie sie mit Manuelas Gefühlen umgehen soll, und versucht zunächst noch, deren Liebe zu ignorieren. 
Das Stück wird zu einem Erfolg, doch bei der anschließenden Feier, bei der auch verbotenerweise Alkohol ausgeschenkt wird, gesteht Manuela vor aller Augen, dass sie Fräulein von Bernburg liebt und dass diese die Liebe auch erwidert, schließlich habe sie ihr ihr Nachthemd geschenkt. Nicht zuletzt durch die sich ins Abseits gedrängte Alexandra bekommt Manuela von der entrüsteten Oberin eine harte Strafe auferlegt und unternimmt einen Selbstmordversuch… 

Kritik: 

Geza von Radvanyi hat das Remake von Leontine Sagans lesbischen Filmklassiker „Mädchen in Uniform“ (1931) ganz auf die beiden deutschsprachigen Schauspielstars Romy Schneider und Lilli Palmer ausgerichtet. Vor dem Hintergrund eines tief verwurzelten deutschen Militarismus, der nicht nur in dem Tragen von Uniformen, sondern vor allem in der unbarmherzigen Erziehung der jungen Offizierstöchter zum Ausdruck kommt, wird eine patriarchalische Struktur in einer ausschließlich von Frauen bevölkerten Szenerie thematisiert, wobei die lesbische Liebe zwischen Manuela und ihrer Lehrerin für damalige Verhältnisse natürlich entsprechend zahm umgesetzt wurde. Die sexuelle Unterdrückung kommt dabei noch am deutlichsten zum Tragen. 
Romy Schneider überzeugt in der Rolle des jungen Mädchens, das den Tod seiner Mutter noch nicht verarbeiten konnte und in dem repressiven Umfeld in dem Pensionat in der warmherzigen Lehrerin Fräulein von Bernburg schnell mehr als nur einen Mutterersatz findet, sondern vielmehr eine Projektionsfläche für erste erotische Empfindungen, die über die bloße Schwärmerei ihrer Mitschülerinnen hinausgeht. Die ihr anvertraute Rolle des Romeo bringt die zuvor eher unterschwellig geäußerten Gefühle voll zum Ausbruch und setzt Fräulein von Bernburg unter Druck, sich mit ihren eigenen Gefühlen für die junge Frau auseinanderzusetzen, was Lilli Palmer („Anastasia - Die letzte Zarentochter“, „Das Himmelbett“) überzeugend zum Ausdruck bringt. Geza von Radvanyi ist ganz darauf bedacht gewesen, seine beiden Stars in Szene zu setzen und so eine Kontrastfolie zu der übertrieben autoritär-unbarmherzigen Atmosphäre in dem Mädchenpensionat zu etablieren. 

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