Die Löwin und ihr Jäger
Jean Chapot hat seine Filmkarriere als Drehbuchautor für „Das Haus der 1000 Fenster“ (1960) und „Der Himmel brennt“ (1965) begonnen, ehe er 1966 mit „Schornstein Nr. 4“ sein Drehbuch mit Romy Schneider und Michel Piccoli in den Hauptrollen selbst verfilmte. Sein bekanntestes Werk dürfte allerdings das 1973 entstandene Kriminaldrama „Die Löwin und ihr Jäger“ sein, das die beiden Schauspiel-Legenden Simone Signoret und Alain Delon in Bestform präsentiert.
Inhalt:
Als in einem verschneiten Tal des französischen Jura die Leiche einer jungen Frau in der Nähe ihres Wagens auftaucht, wird der aus der Stadt kommende Untersuchungsrichter Pierre Larcher (Alain Delon) mit der Ermittlung beauftragt. Dabei konzentriert er sich auf einen Hof in der Nähe des Tatorts, wo die charismatische Bäuerin Rose (Simone Signoret) mit strenger Hand über Kinder, Angeheiratete und Enkel regiert. Während der psychologisch geschulte Ermittler ihr Schweigen zu brechen sucht, verteidigt Rose ihre Familie mit dem Instinkt einer Löwin, kann aber nicht verhindern, dass vor allem ihr Sohn Paul (Bernard Le Coq) in den Fokus der Ermittlungen gerät.
Als Roses Mann Pierre (Paul Crauchet) das aus dem Wagen der Toten gestohlene Geld in Pauls Schrank entdeckt, sieht sich Rose einem schwierigen Dilemma ausgesetzt…
Kritik:
Chapot hat „Les granges brûlées“, so der Originaltitel, als klassisches Whodunit-Drama inszeniert, dessen Setting schon fast kammerspielartig auf den abgelegenen Bauernhof, das Hotel, in dem der Untersuchungsrichter während seines Aufenthalts in dem Tal gastiert und Pauls Frau Monique (Miou-Miou) arbeitet, und das Polizeirevier beschränkt ist. Dabei arbeitet der Filmemacher geschickt die psychologischen Spannungen heraus, die sowohl ganz offen innerhalb der Bauernfamilie als auch – weit subtiler - zwischen Rose und Larcher bestehen.
Interessant ist dabei der Umstand, dass Alain Delons Figur in jeder Situation absolut abgeklärt und beherrscht bleibt, obwohl er während seiner Untersuchungen keine echten Fortschritte macht. Gut herausgearbeitet sind auch die schwierigen Verhältnisse innerhalb von Roses Familie. Paul sieht sich hier vor allem dem Druck seiner Frau Monique ausgesetzt, die zwar auf dem Bauernhof lebt, sich aber nicht als Bäuerin sieht, sondern mit Paul in die Stadt ziehen will.
Im Vordergrund steht aber fraglos das Psychoduell zwischen der im Dorf sehr angesehenen Matriarchin und dem Untersuchungsrichter, so dass die Aufklärung des Mordes an sich fast in den Hintergrund gerät. Bemerkenswert ist übrigens auch der teils sehr eingängige, teils aber auch avantgardistisch tönende Score von Maurice Jarres Sohn Jean-Michel Jarre, der erst in den nachfolgenden Jahren mit den Alben „Oxygène“ (1976), „Equinoxe“ (1978) und „Les Chants Magnétiques“ (1981) zu einem der wichtigsten Pioniere in der elektronischen Musik avancieren sollte.
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