Golden Gate

Bevor der britische Filmemacher John Madden mit Filmen wie „Shakespeare in Love“ (1998), „Der Beweis“ (1998) und „Eine offene Rechnung“ (2010) internationale Erfolge feierte, inszenierte er die gefeierten Folgen der Fernsehserien „Star Wars: The Original Radio Drama“ und „Star Wars: The Empire Strikes Back – The Original Radio Drama“ und den Fernsehfilm „Mein Mann ist ein Mörder“. Zu seinen ersten Aufträgen in Hollywood zählte das 1993 inszenierte Einwanderer-Drama „Golden Gate“ mit Matt Dillon in der Hauptrolle. 

Inhalt: 

Der junge Kevin Walker (Matt Dillon) schließt Anfang der 1950er ein Jurastudium ab und erhält Arbeit beim Federal Bureau of Investigation in San Francisco. Sein Vorgesetzter beauftragt ihn mit der Suche nach Sympathisanten der Kommunisten innerhalb der chinesischen Bevölkerung in Chinatown. Zusammen mit seinem Kollegen Ron Pirelli (Bruno Kirby) bringt Walker den sozial engagierten Wäschereiarbeiter Chen Jung Song (Tzi Ma) ins Gefängnis, wo dieser eine zehnjährige Gefängnisstrafe wegen angeblich unamerikanischer Umtriebe absitzen muss. Nach seiner Freilassung im Jahr 1962 ist der Chinese ein gebrochener Mann, wird er doch von seinen Landsleuten verachtet. Walker ist sich mittlerweile seines moralischen Fehlverhaltens, weswegen ihn damals bereits seine Freundin Cynthia (Teri Polo) verlassen hatte, bewusst und versucht, Wiedergutmachung zu leisten, doch Jung Son stürzt sich von der Golden-Gate-Brücke in den Tod. Auch Jung Sons mittlerweile erwachsene Tochter Marilyn (Joan Chen) will nichts von Walkers Hilfsbereitschaft wissen, der sich als Pflichtverteidiger ausgibt, der ihren Vater im Gefängnis kennengelernt haben will und ihn für einen guten Menschen hält, der sich nichts zuschulden habe kommen lassen. 
Walker recherchiert das Leben von Marilyns Vater und erzählt ihr dann die Geschichten, die er sich aus den Erkenntnissen zusammengereimt hat. Die beiden verlieben sich, doch die Beziehung droht vor dem Hintergrund von Walkers Verstrickung in der Verurteilung von Marilyns Vater zu scheitern, zumal Walkers Kollegen entsetzt feststellen müssen, dass er offenbar die Seiten gewechselt hat… 

Kritik: 

David Henry Hwang („M. Butterfly“, „Besessen“) bezieht in seinem Drehbuch eindeutig Position: Das FBI unter Hoover wird als Vollstreckungsbehörde gegen amerikanische Umtriebe vorgeführt, die auch vor unlauteren Mitteln nicht zurückschreckt, um verdächtige Personen aus dem Verkehr zu ziehen. Das gilt insbesondere für die dem Kommunismus zugewandten Chinesen, denen der noch unbedarfte und sympathische FBI-Neuling Kevin Walker auf die Pelle rücken soll. Dass dabei auch Unschuldige ins Netz gehen, macht Walker erst im Nachhinein zu schaffen, als er mit eigenen Augen sieht, wie die Justiz auch mit unbescholtenen Chinesen umgeht. 
Dabei hat leider auch sein Gewissen in Gestalt seiner Freundin Cynthia versagt. Vor dem nur plakativ umrissenen Hintergrund dieser politisch angespannten Atmosphäre entwickelt Madden ein dialoglastiges Drama, das auch in den Zeitsprüngen nur skizzenhaft die jeweilige gesellschaftspolitische Stimmung anreißt, wenn etwa im Jahr 1967 ein bunt lackierter VW-Bus mit Flower-Power-Soundtrack durch die Straßen von San Francisco schleicht oder Marilyn in eine Anti-FBI-Demonstration des asiatischen Studentenbundes verstrickt wird. 
Der Fokus der Story liegt in der schwierigen Liebesbeziehung zwischen der für Gerechtigkeit einstehenden Marilyn und dem reuigen FBI-Beamten, doch wird schon mit dem poetischen Auftakt, in der Marilyn aus dem Off von einem Engel in Gestalt des jungen FBI-Agenten schwärmt, angedeutet, dass diese Liebe keine Zukunft haben kann, nicht in einer Welt mit diesem zerstörerischen gesellschaftspolitischen Klima. 
Maddens Inszenierung wirkt noch etwas steif und holprig, die Zeitsprünge unbeholfen arrangiert. Zum Glück retten sowohl Matt Dillon („Rumble Fish“, „Die Outsider“) als auch Joan Chen („Twin Peaks“, „Zwischen Himmel und Hölle“) mit ihren beherzten Darstellungen die Inszenierung vor einem Absturz, und auch Elliot Goldenthals („Drugstore Cowboy“, „Interview With the Vampire“) einfühlsamer, geschickt zwischen Jazz und asiatischen Klängen changierender Score zählt zu den Highlights dieser Produktion. 

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