Der Zug

In seiner langjährigen Karriere hat John Frankenheimer (1930-2002) so einige großartige Filme inszeniert, darunter „Der Gefangene von Alcatraz“ (1962), „Botschafter der Angst“ (1962), „Sieben Tage im Mai“ (1964), „Schwarzer Sonntag“ (1977) und „Ronin“ (1998). Eines seiner besten Werke ist fraglos das 1964 entstandene Kriegs-Drama „Der Zug“ mit Burt Lancaster in der Hauptrolle. 

Inhalt: 

Paris im August 1944. Während die Befreiung durch die Alliierten kurz bevorsteht, versucht der gebildete deutsche Oberst von Waldheim (Paul Scofield), französische Meisterwerke von Malern wie Matisse, Lautrec, Monet, Cézanne, Picasso und Miró aus der Galerie nationale du Jeu de Paume – zum Entsetzen der französischen Kuratorin Mademoiselle Villard (Suzanne Flon) – mit einem eigens bestellten Güterzug in das Deutsche Reich zu transportieren. Seinen Vorgesetzten gegenüber begründet er das mit deren unermesslichem Marktwert. Die verzweifelte Kuratorin wendet sich an Paul Labiche (Burt Lancaster), Fahrdienstleiter bei der französischen Eisenbahngesellschaft und Mitglied der Résistance, diesen Transport mit allen Mitteln bis zum Eintreffen der Alliierten zu verzögern. 
Die Notwendigkeit dieser Maßnahme begründet sie damit, dass die Seele der französischen Nation in diesen Kunstwerken ruhe. Labiche interessiert sich zunächst kaum für das Vorhaben des Obersts. So kurz vor der anstehenden Erlösung will er seine Leute nicht gefährden und fokussiert die riskanten Sabotage-Aktionen lieber noch auf die Kriegsmaschinerie der Deutschen. Als sein Zugführer nach einem Sabotage-Vorwurf allerdings hingerichtet wird, nimmt Labiche die Sache persönlich und setzt alle Hebel und Weichen in Bewegung, um die Reise des Zuges so intensiv wie möglich zu verlangsamen, doch der deutsche Oberst will um keinen Preis von seinem Plan abrücken und lässt seine Leute nach Labiche suchen, der zuletzt im Hotel von Christine (Jeanne Moreau) untergekommen war… 

Kritik: 

John Frankenheimer hat „Der Zug“ nach dem Buch „Le Front De L'Art“ der Kuratorin Rose Valland inszeniert, die während der NS-Besatzungszeit in der Galerie nationale du Jeu de Paume, ganz in der Nähe des Place de la Concorde in Paris, über eine riesige Sammlung französischer Kunstschätze wachte und im Angesicht der nahenden Alliierten im August 1944 die Résistance informierte, die dann wiederum den betreffenden Zug so irreleitete, dass er nicht sein Ziel im Deutschen Reich erreichte. 
Das historisch aufgeladene Drama sollte eigentlich Arthur Penn inszenieren, doch sorgte der damals noch einflussreiche Hollywood-Star Burt Lancaster für dessen Absetzung, dann holte er Frankenheimer, mit dem er bereits „Die jungen Wilden“, „Der Gefangene von Alcatraz“ und „Sieben Tage im Mai“ realisiert hatte, an Bord, um dem Film die gewünschte action-orientierte Gewichtung zu verleihen. Allerdings bezieht der Film seine Spannung vor allem aus dem Duell zwischen dem deutschen Kunstliebhaber von Waldheim, den die militärischen Belange seiner Armee angesichts der nahenden Kapitulation der Deutschen kaum noch interessieren, und dem leidenschaftlich auftretenden Résistance-Mitglied Labiche, der mit seinen Mitstreitern einen klugen Plan ausheckt und umsetzt, damit die französischen Kunstschätze das Land nicht verlassen. 
Frankenheimer inszenierte dieses Duell zwischen zwei leidenschaftlich für ihre Sache eintretenden Männer in kontrastreichen Schwarzweißbildern und mit einer klaustrophobischen Atmosphäre. Dabei bleiben der Regisseur und seine beiden Kameramänner stets dicht bei ihren Figuren und den Zügen, haben überhaupt keinen Blick für die Landschaft, durch die die Züge fahren. Die Gefahr ist dabei allgegenwärtig, wobei sich die immer neuen Pläne, mit denen sich von Waldheim und Labiche auf die immer wieder geänderte Lage einstellen, zu einem packenden Psycho-Duell entwickeln. 
Das ist nicht nur umwerfend inszeniert, sondern von Lancaster und Scofield auch glänzend gespielt. Auch die Nebenrollen sind mit Jeanne Moreau, Wolfgang Preiss, Michel Simon, Albert Rémy großartig besetzt. 

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