Zodiac - Die Spur des Killers

David Fincher hat sich Mitte der 1980er Jahre einen Namen als Musikvideo-Regisseur für Künstler wie Rick Springfield („Celebrate Youth“), The Hooters („Johnny B“), Loverboy („Love Will Rise Again“), Foreigner („Say You Will“), Madonna („Express Yourself“, „Vogue“) und Sting („Englishman in New York“) gemacht, bevor er 1992 mit seinem Spielfilmdebüt „Alien 3“ aufhorchen ließ und 1995 mit „Sieben“ ein düsteres Meisterwerk vorgelegt hat, dem ebenso eindrucksvolle Filme wie „The Game“ (1997), „Fight Club“ (1999) und „Panic Room“ (2002) folgten.
Erst fünf Jahre später legte er mit „Zodiac – Die Spur des Killers“ einen ebenso eindringlichen wie ungewöhnlichen Serien-Killer-Film vor, der auf den Büchern „Zodiac“ und „Zodiac Unmasked“ des ehemaligen „San Francisco Chronicle“-Karikaturisten Robert Graysmith beruht.
Am 20. Dezember 1968 werden die 16-jährige Betty Lou Jensen und ihr 17-jähriger Freund David Faraday auf der Lake Herman Road in Solano Country in ihrem Auto erschossen, worauf beim „San Francisco Chronicle“ ein handschriftlich verfasster Bekennerbrief eintrifft, in dem sich der Verfasser selbst den Namen „Zodiac“ gibt. Während Inspector David Toschi (Mark Ruffalo) und Inspector William Armstrong (Anthony Edwards) beim San Francisco Police Department die Ermittlungen aufnehmen, setzt der Chronicle seinen Kriminalreporter Paul Avery (Robert Downey Jr.) auf den Fall an. Der Karikaturist Robert Graysmith (Jake Gyllenhaal) hat nur am Rande mit der Geschichte zu tun, ist von den verschlüsselten Botschaften in den Zodiac-Briefen fasziniert, die bereits am folgenden Tag auf der Titelseite der Zeitung veröffentlicht werden sollen.
Als ein halbes Jahr später die 22-jährige Darlene Ferrin und der 19-jährige Michael Mageau auf dem Parkplatz des Golfplatzes Blue Rock Springs in Vallejo angegriffen werden und der junge Mann schwer verletzt überlebt, kann dieser als Erster eine Beschreibung des Killers liefern. Doch der Zodiac-Killer führt sowohl die polizeilichen Ermittler als auch die Presse mit seinen Briefen vor. Auch Zodiacs Überfall am 27. September 1969 auf die junge Cecilia Shepherd und ihren Freund Bryan Hartnell am Lake Berryessa bleibt ebenso ungesühnt wie der Mord am Taxifahrer Paul Stine zwei Wochen später. Die ergebnislosen Ermittlungen führen Avery in den 1970er Jahren in die Alkoholsucht und lassen Armstrong in eine andere Abteilung versetzen. Nur Graysmith ist von der Suche nach dem Zodiac-Killer zunehmend besessen, worunter vor allem seine Frau Melanie (Chloë Sevigny) zu leiden hat. Zwar weisen die meisten Spuren auf Arthur Leigh Allen (John Carroll Lynch) hin, doch kann seine Handschrift und seine Fingerabdrücke nicht mit den Briefen und Beweisen in Verbindung gebracht werden …
Dass „Zodiac – Die Spur des Killers“ kein gewöhnlicher Serien-Killer-Thriller ist, dem Regisseur David Fincher mit „Sieben“ Jahre zuvor selbst seinen Stempel aufgedrückt hat, wird dem Zuschauer spätestens nach einer Stunde Laufzeit klar, denn vielmehr als die Identität des Killers interessieren Fincher die Menschen, die dessen Identität herauszufinden versuchen.
Äußerst akribisch verfolgt Fincher im fast schon dokumentarischen Stil, wie die Redaktion des „San Francisco Chronicle“ mit der Aufarbeitung der Morde und Überfälle umgehen, ob sie auf die Forderungen des Killers eingehen sollen und so seinem starken Geltungsbedürfnis Rechnung tragen. Ebenso ausführlich werden die polizeilichen Ermittlungen in San Francisco und Vallejo geschildert, der schwierige Informationsaustausch zwischen den Behörden, die frustrierenden, langwierigen Befragungen von Zeugen, die widersprüchlichen Analysen von Beweisen, die Rolle der Medien, bei denen der populäre Rechtsanwalt Melvin Belli (Brian Cox) im Fernsehen versucht, eine persönliche Verbindung zu Zodiac herzustellen.
Damit folgt Fincher eher dem Enthüllungs-Thriller-Drama „Die Unbestechlichen“ von Alan J. Pakula als den Genre-Konventionen des Serienkiller-Thrillers. Vielleicht auch deshalb hat sich Fincher bei der musikalischen Untermalung seines Films auf Altmeister David Shire („2010 - Das Jahr, in dem wir Kontakt aufnehmen“, „Die Unbestechlichen“) verlassen und sich auch sonst sehr um eine detailgetreue Atmosphäre bemüht, die sich im aufwendigen Produktionsdesign ebenso widerspiegelt wie in der Auswahl der Songs für den Soundtrack.
Vor allem bietet „Zodiac“ auch den Darstellern alle Möglichkeiten, in ihren Rollen voll aufzugehen. Das trifft in erster Linie auf Jake Gyllenhaal („Spider-Man“, „Donnie Darko“) zu, der die an Besessenheit grenzende Leidenschaft des Journalisten Graysmith ebenso überzeugend verkörpert wie Robert Downey Jr. („Iron Man“, „Sherlock Holmes“) den bis an die Grenzen der psychischen Belastbarkeit agierenden Reporters Avery. Aber auch Mark Ruffalo („Spotlight“, „Foxcatcher“) brilliert als engagierter Cop, den die über Jahre hinziehenden Ermittlungen zunehmend frustrieren. „Zodiac“ erfordert bei einer Laufzeit von über zweieinhalb Stunden viel Geduld beim Zuschauer. Dafür wird das Publikum mit einem außergewöhnlich detailtreuen, figurenfokussierten Thriller-Drama belohnt, das lange nachwirkt. 
"Zodiac" in der IMDb

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