Interstellar

Seit „Memento“ (2000) und dem Auftakt seines „Batman“-Reboots mit „Batman Begins“ (2005) zählt der britische Filmemacher Christopher Nolan zu den visionärsten Filmemachern des 21. Jahrhunderts. Diesen Ruf hat er nicht nur mit den beiden weiteren Teilen seiner „Batman“-Trilogie, sondern auch mit dem Meisterwerk „Inception“ (2010) zementiert. 2014 legte er mit „Interstellar“ ein überraschend emotionales Science-Fiction-Drama vor, das auf den epochalen Spuren von Kubricks legendärem Klassiker „2001 – Odyssee im Weltraum“ wandelt und der menschlichen Sehnsucht, andere Planeten zu bevölkern, neuen Ausdruck verleiht.
Die globale Nahrungsknappheit hat den Ingenieur und ehemaligen NASA-Piloten Cooper (Matthew McConaughey) dazu gezwungen, Farmer zu werden. Nachdem alles andere unter den immer häufiger auftretenden heftigen Sandstürmen eingegangen ist, lässt sich nur noch Mais anbauen, und es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch dieser vor den Folgen des Klimawandels kapitulieren muss. Cooper kann es kaum ertragen, dass die Lehrer seiner Kinder darauf drängen, dass Tom (Timothée Chalamet) statt aufs College zu gehen Farmer werden soll, weil diese im Gegensatz zu Ingenieuren gebraucht werden, und dass Murph (Mackenzie Foy) die korrigierten Lehrbücher verwenden soll, in denen die Apollo-Missionen als Fake dargestellt werden, mit dem damals vor allem die Russen hinters Licht geführt werden sollten.
Doch Murph ist ein außergewöhnliches Mädchen und wähnt hinter den aus dem Regal gefallenen Büchern die Botschaft eines Geistes. Wenig meint sie auch hinter den Linien aus Sand auf dem Boden eine Nachricht zu entdecken. Gemeinsam mit ihrem Vater stößt sie dabei tatsächlich auf einen binären Code, der Koordinaten darstellt, die zu einem geheimen NASA-Projekt führen.
Unter der Leitung von Professor Brand (Michael Caine) und seiner Tochter Tochter Amelia (Anne Hathaway) suchen die Wissenschaftler nach einem Weg, in möglichst naher Zukunft Planeten zu finden, auf denen die Menschen in Zukunft leben können. Das von ihnen entdeckte Wurmloch könnte dabei eine bedeutende Abkürzung darstellen, doch kann niemand sagen, was die Crew, die Cooper anführen soll, auf der anderen Seite erwartet. Der Abschied von seinen Kindern und seinem Schwiegervater Donald (John Lithgow) fällt Cooper zwar schwer – vor allem Murph leidet darunter -, aber schließlich geht es darum, die Menschheit zu retten …
Christopher Nolan, der zusammen mit seinem Bruder Jonathan Nolan auch das Drehbuch zu „Interstellar“ verfasst hat, präsentiert mit seiner epischen Space-Opera zunächst ein sehr intimes Familiendrama, das nicht nur deutlich macht, wie sehr Cooper noch unter dem Tod seiner Frau leidet, sondern wie verzweifelt er auch darum kämpft, seinen Kindern ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen, was unter den gegenwärtigen globalen Umständen zunehmend schwieriger wird, denn die wachsende Nahrungsknappheit und die verheerenden Naturkatastrophen lassen die Chancen auf ein Überleben der Menschheit auf der Erde rapide sinken.
Spannend wird es, sobald Cooper und seine aufgeweckte Tochter die geheimnisvollen Botschaften in ihrem Zimmer entschlüsseln und die verborgene NASA-Station entdecken. In der Folge bekommt der Zuschauer einen kleinen, zum Glück nicht allzu überfrachteten Crash-Kurs zu den Themen Relativitätstheorie, Gravitation und Wurmlöcher. Während Cooper mit Amelia und den Wissenschaftlern Doyle (Wes Bentley) und Romilly (David Gyasi) Richtung Saturn fliegen, wird schon anhand der Nachrichtenübertragungen konkret, wie viel schneller die Zeit auf der Erde vergeht als im Weltraum, denn nach 25 Jahren scheint Cooper kaum verändert, sein Schwiegervater ist aber mittlerweile verstorben, sein Sohn hat die Schule als Zweitbester abgeschlossen, als Erwachsener (nun: Casey Affleck) heiratet er und wird Vater, während Murph (nun: Jessica Chastain) erst wieder Kontakt zu ihrem Dad aufnimmt, als sie so alt geworden ist wie Cooper zu seinem Aufbruch in den Weltraum.
Gerade in diesen emotional bewegenden Sequenzen wird das grundlegende Thema des Films ausgearbeitet: Ist es moralisch vertretbar, seine eigene Familie im Stich zu lassen, um für das Überleben der Menschheit zu kämpfen? Dieses Thema wird auch später auf dramatische Weise zugespitzt, wenn Cooper und sein Kollege Mann (Matt Damon) aufeinandertreffen, der offenbar einen Planeten gefunden hat, der über eine Atmosphäre verfügt, der Leben ermöglicht.
Vor allem im Weltraum sorgt Kameramann Hoyte van Hoytema („So finster die Nacht“, „James Bond - Spectre“) für atemberaubende Bilder, die von Nolans Stamm-Komponist Hans Zimmer mit hypnotisch-eindringlichen Klängen untermalt werden. Der starke Cast, bei dem vor allem Matthew McConaughey („Der Mandant“, „Dallas Buyers Club“), aber auch Michael Caine („Ewige Jugend“, „Ein letzter Job“), Jessica Chastain („Zero Dark Thirty“, „Molly’s Game“) und Anne Hathaway („Zwei an einem Tag“, „Ocean’s Eight“) herausragen, und Nolans wie immer visuell begnadete Regie sorgen für ein unvergessliches Filmerlebnis! 
"Interstellar" in der IMDb

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