Der Anschlag

Nachdem bereits Alec Baldwin („Jagd auf Roter Oktober“) und Harrison Ford („Die Stunde der Patrioten“, „Das Kartell“) in die Rolle von Tom Clancys Roman-Helden, CIA-Analytiker Jack Ryan, schlüpften, durfte Ben Affleck („Pearl Harbor“) 2002 in der vierten Verfilmung einer Clancy-Vorlage den ausgewiesenen Russland-Experten mimen und ein weiteres Mal einen möglichen Atomkrieg zwischen den Supermächten verhindern.
Um einen Angriff der ägyptischen und syrischen Armee auf Israel zu vergelten, machte sich im Jahr 1973 ein israelischer Kampfjet mit einem atomaren Sprengkörper auf den Weg, wurde aber über den Golanhöhlen abgeschossen. Die dabei von den Trümmern des Fliegers losgelöste Bombe explodierte nicht, sondern versank im Wüstensand. Erst gute zwanzig Jahre später wird der Sprengkopf bei Ausgrabungen durch zwei arabische Zivilisten entdeckt, die ihren Fund an den Waffenhändler Olsen (Colm Feore) verkaufen, der sie wiederum an die Organisation des österreichischen Neofaschisten und Großindustriellen Anton Dressler (Alan Bates) weiterverkauft. Um den Neonazis endlich die Weltherrschaft zu ermöglichen, plant Dressler einen Anschlag auf das vollbesetzte Football-Stadion in Baltimore, in dem auch der amerikanische Präsident Fowler (James Cromwell) zu Gast sein wird.
Der Anschlag soll den Russen in die Schuhe geschoben werden, dessen neuen Präsidenten Nemerov (Ciarán Hinds) die Amerikaner noch nicht richtig einschätzen können. Im Gegensatz zu CIA-Direktor Cabot (Morgan Freeman) und dem Präsidentenstab, die Nemerov nach seinem harten Vorgehen in Tschetschenien für einen Hardliner halten, ist CIA-Analytiker Jack Ryan (Ben Affleck) überhaupt nicht davon überzeugt. Bevor die Amerikaner und die Russen sich auch einen Schlagabtausch mit Vergeltungsangriffen einlassen, bleibt Ryan und dem CIA-Agenten John Clark (Liev Schreiber) nicht viel Zeit, die entscheidenden Informationen einzuholen …
Obwohl die ersten drei Jack-Ryan-Verfilmungen Anfang der 1990er Jahre mit Sean Connery und Harrison Ford stargespickte Blockbuster gewesen sind, hat es doch acht Jahre gedauert, bis Hollywood einen weiteren Bestseller von Tom Clancy aus der Reihe verfilmt hat. Regisseur Phil Alden Robinson („Feld der Träume“, „Sneakers – Die Lautlosen“) hat mit „Der Anschlag“ ein ähnliches Szenario verarbeitet wie John McTiernan in „Jagd auf Roter Oktober“ (1990), nämlich eine knifflige Konfrontation zwischen amerikanischen und sowjetischen Streitkräften, bei der Jack Ryan für seine Überzeugung einstehen muss, dass es die Russen nicht so böse meinen wie es die Amerikaner angesichts der Umstände vermuten. Während Alec Baldwins Jack Ryan in „Jagd auf Roter Oktober“ die Eskalation aber frühzeitig beenden konnte, hat Ben Affleck in der gleichen Rolle weitaus mehr Überzeugungsarbeit bei seinen Leuten zu leisten, denn schließlich ist bereits ein atomarer Sprengkopf über Baltimore explodiert. Affleck schlägt sich überraschend gut in der Rolle des jungen Russland-Experten, der zunächst das Vertrauen seines Chefs Cabot, dann des Präsidenten-Stabes gewinnen muss. Das Szenario mit den Androhungen von Vergeltungsschlägen und dem leidenschaftlichen Abwägen von sinnvollen Alternativen wirkt absolut glaubwürdig, wobei der Aspekt der terroristischen Einflussnahme auf das Geschehen erfrischenderweise hier auch ideologisch unterfüttert wird. Dank der überzeugenden Darsteller, dem realistisch inszenierten Szenario, der ebenso actionreich wie dramaturgisch ansprechenden Regie und der gewohnt gekonnten musikalischen Untermalung von Jerry Goldsmith reiht sich auch „Der Anschlag“ in die Reihe gelungener Jack-Ryan-Verfilmungen an, auch wenn sich die Drehbuchautoren Paul Attanasio und Daniel Pyne weitaus mehr Freiheiten genommen haben, die Buchvorlage zu verändern. 
"Der Anschlag" in der IMDb

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