Babylon Berlin - Staffel 1
Mit einem geschätzten Budget von 40 Millionen Euro hat „Babylon Berlin“, die geschichtsträchtige erste Co-Produktion eines öffentlich-rechtlichen Senders (ARD Degeto) mit einem Pay-TV-Sender (Sky), bereits einige Rekorde gebrochen. Die bislang teuerste deutsche Serien-Produktion beruht auf Volker Kutschers Romanreihe um den aus Köln stammenden Ermittler Gereon Rath, der 1929 nach Berlin kommt, um einen delikaten Auftrag zu erledigen, und in ein Geflecht aus Pornografie, Korruption und nationalistischen wie terroristischen Aktivitäten gerät.
Der Kölner Kommissar Gereon Rath (Volker Beck) soll in Berlin nach einem Film suchen, der belastendes Material über seinen obersten Auftraggeber, den Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer, enthält, weshalb er zusammen mit seinem Berliner Kollegen Bruno Polter (Peter Kurth) von der Sitte einen Pornoring ausheben will. Zwar stoßen sie bei der Razzia nicht auf den gesuchten Film, verhaften aber einen Pädophilen und Regisseur König (Marc Hosemann) und stoßen zumindest auf weitere Spuren, denen sie folgen können.
Eine davon führt in den Luxus-Nachtclub „Moka Efti“, wo auch Lotte Ritter (Liv Lisa Fries) bevorzugt ihre Nächte verbringt, um sich einerseits zu vergnügen, andererseits aber mit ihren Liebesdiensten den Unterhalt für ihre in ärmlichen Verhältnissen lebende Großfamilie zu verdienen. Davon abgesehen steht sie Tag für Tag im Polizeipräsidium Rote Burg am Alexanderplatz im Pulk junger Frauen, die einen der begehrten, aber wenigen Sekretärinnenjobs zu ergattern hoffen.
Zum Glück darf sie Kisten voller Tatortfotos für die Mordkommission katalogisieren, was ihr ein längeres Engagement im Präsidium sichert. Dort rettet sie Rath aus einer prekären Lage: Nach seinem Einsatz im Ersten Weltkrieg leidet er unter unkontrollierten Zuckungen, die er nur mit Drogen in den Griff bekommt, doch einmal bricht er ohnmächtig auf der Toilette zusammen, wo ihn Lotte findet und wieder aufpäppelt, bevor sein Zusammenbruch in der Dienststelle bekannt wird.
Im „Moka Efti“ begegnen sie sich wieder. Lotte, die gern selbst Ermittlerin wäre, sucht immer wieder die Nähe zu Rath und stellt eigene Nachforschungen in dem Fall an. Der überschneidet sich mit Vorgängen im Berliner Untergrund, wo russische Trotzkisten am Sturz von Diktator Stalin arbeiten. Unter der Führung von Kardakov (Ivan Shvedoff) sorgt die ebenfalls im „Moka Efti“ als Sängerin und Hauptanimateurin arbeitende Swetlana (Severija Janusauskaite) dafür, dass ein mit Gold beladener Zugwaggon aus Russland über Berlin nach Istanbul geleitet werden soll. Dabei erhält sie Unterstützung hochrangiger deutscher Offiziere …
Es ist ein anspruchsvolles Konzept, das die drei Autoren Henk Handloegten, Tom Tykwer und Achim von Borries mit ihrer Hollywood-reifen Serie „Babylon Berlin“ verfolgen. Obwohl die acht Folgen der ersten Staffel nur auf dem ersten Gereon-Rath-Roman „Der nasse Fisch“ von Volker Kutscher basieren, wird der Zuschauer mit so vielen Figuren, Handlungssträngen und Andeutungen konfrontiert, dass von einem geradlinig inszenierten Plot kaum die Rede sein kann. Dafür scheinen viele Figuren von einer geheimnisvollen Aura umgeben zu sein.
Von Gereon Rath erfahren wir in der Eröffnungssequenz der Auftaktfolge aus dem Off in eigenen Worten nur die gröbsten Eckdaten, im Verlauf der weiteren Folgen werden diese nur spärlich aufgefüllt. In Gesprächen mit anderen Regierungs- und Polizeivertretern erfahren wir, dass Raths Vater ebenfalls ein hochrangiger Polizeibeamter in Köln gewesen sei, dass sein ebenfalls im Ersten Weltkrieg kämpfender Bruder überall die Aufmerksamkeit auf sich gezogen habe, und durch die zitierten Briefwechsel kommt auch eine in Köln lebende Frau ins Spiel, die Rath offensichtlich liebt. Was aber die Trotzkisten genau antreibt, welcher Agenda die hochrangigen Militärvertreter bei ihren Zusammenkünften und Manövern verfolgen, wird nur häppchenweise aufgeschlüsselt, ohne befriedigend am Ende der ersten Staffel aufgeklärt worden zu sein. Doch scheint es den ambitionierten Serienschöpfern ohnehin eher darum zu gehen, ein atmosphärisch dichtes Gesellschaftspanorama der jungen Weimarer Republik in Berlin zu zeichnen, denn sie haben vor allem viel Wert auf ein stimmiges Produktionsdesign, auf authentisch wirkende Kulissen und Kostüme gelegt, in denen sich die unzähligen Figuren auf oft undefinierte Weise bewegen.
Da trifft zum Beispiel irgendwann Lottes Jugendfreundin Greta Overbeck (Leonie Benesch) in Berlin ein und bekommt duch Lotte eine Stelle als Hausmädchen bei Regierungsrat August Benda (Matthias Brandt). In ihrer Freizeit hängen die beiden jungen Frauen viel zusammen, die lebensfreudige Lotte führt die zurückhaltende Greta ins Berliner Leben ein, sowohl ins „Moka Efti“ als auch zum ausgelassenen Baden am Wannsee.
Während das Auffinden des belastenden Videomaterials nur als wenig spektakulärer Krimiplot die Handlung vorantreibt, nimmt sich „Babylon Berlin“ viel Zeit, um die ganz unterschiedlichen Stimmungen in den einzelnen Milieus zu charakterisieren. Im krassen Gegensatz stehen so die unzumutbaren Verhältnisse in der Mietkaserne in Neukölln, in der Lotte mit ihrer Familie lebt, zu dem vom exzessiven Luxus geprägten Nachtclub „Moka Efti“, wo der Armenier (Misel Maticevic) die Zügel (und die korrupten Vertreter von Regierung und Polizei) in der Hand hält. Die wachsende Schere zwischen Arm und Reich, die steigende Arbeitslosigkeit sind schließlich die Vorbedingungen für den späteren Siegeszug des Nationalsozialismus.
So sehr der Anspruch, die Vielzahl der prominenten Darsteller und die aufwendig inszenierte Produktion überzeugen und „Babylon Berlin“ zu einem echten Hingucker machen, erscheinen viele Handlungsstränge ebenso undurchsichtig wie unnötig. Stattdessen würde die Konzentration auf einige Schlüsselfiguren und wenige nachvollziehbare Plotentwicklungen die Wirkung dieser fraglos sehenswerten Serien-Produktion noch erfolgreicher machen.
"Babylon Berlin" in der IMDb
Der Kölner Kommissar Gereon Rath (Volker Beck) soll in Berlin nach einem Film suchen, der belastendes Material über seinen obersten Auftraggeber, den Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer, enthält, weshalb er zusammen mit seinem Berliner Kollegen Bruno Polter (Peter Kurth) von der Sitte einen Pornoring ausheben will. Zwar stoßen sie bei der Razzia nicht auf den gesuchten Film, verhaften aber einen Pädophilen und Regisseur König (Marc Hosemann) und stoßen zumindest auf weitere Spuren, denen sie folgen können.
Eine davon führt in den Luxus-Nachtclub „Moka Efti“, wo auch Lotte Ritter (Liv Lisa Fries) bevorzugt ihre Nächte verbringt, um sich einerseits zu vergnügen, andererseits aber mit ihren Liebesdiensten den Unterhalt für ihre in ärmlichen Verhältnissen lebende Großfamilie zu verdienen. Davon abgesehen steht sie Tag für Tag im Polizeipräsidium Rote Burg am Alexanderplatz im Pulk junger Frauen, die einen der begehrten, aber wenigen Sekretärinnenjobs zu ergattern hoffen.
Zum Glück darf sie Kisten voller Tatortfotos für die Mordkommission katalogisieren, was ihr ein längeres Engagement im Präsidium sichert. Dort rettet sie Rath aus einer prekären Lage: Nach seinem Einsatz im Ersten Weltkrieg leidet er unter unkontrollierten Zuckungen, die er nur mit Drogen in den Griff bekommt, doch einmal bricht er ohnmächtig auf der Toilette zusammen, wo ihn Lotte findet und wieder aufpäppelt, bevor sein Zusammenbruch in der Dienststelle bekannt wird.
Im „Moka Efti“ begegnen sie sich wieder. Lotte, die gern selbst Ermittlerin wäre, sucht immer wieder die Nähe zu Rath und stellt eigene Nachforschungen in dem Fall an. Der überschneidet sich mit Vorgängen im Berliner Untergrund, wo russische Trotzkisten am Sturz von Diktator Stalin arbeiten. Unter der Führung von Kardakov (Ivan Shvedoff) sorgt die ebenfalls im „Moka Efti“ als Sängerin und Hauptanimateurin arbeitende Swetlana (Severija Janusauskaite) dafür, dass ein mit Gold beladener Zugwaggon aus Russland über Berlin nach Istanbul geleitet werden soll. Dabei erhält sie Unterstützung hochrangiger deutscher Offiziere …
Es ist ein anspruchsvolles Konzept, das die drei Autoren Henk Handloegten, Tom Tykwer und Achim von Borries mit ihrer Hollywood-reifen Serie „Babylon Berlin“ verfolgen. Obwohl die acht Folgen der ersten Staffel nur auf dem ersten Gereon-Rath-Roman „Der nasse Fisch“ von Volker Kutscher basieren, wird der Zuschauer mit so vielen Figuren, Handlungssträngen und Andeutungen konfrontiert, dass von einem geradlinig inszenierten Plot kaum die Rede sein kann. Dafür scheinen viele Figuren von einer geheimnisvollen Aura umgeben zu sein.
Von Gereon Rath erfahren wir in der Eröffnungssequenz der Auftaktfolge aus dem Off in eigenen Worten nur die gröbsten Eckdaten, im Verlauf der weiteren Folgen werden diese nur spärlich aufgefüllt. In Gesprächen mit anderen Regierungs- und Polizeivertretern erfahren wir, dass Raths Vater ebenfalls ein hochrangiger Polizeibeamter in Köln gewesen sei, dass sein ebenfalls im Ersten Weltkrieg kämpfender Bruder überall die Aufmerksamkeit auf sich gezogen habe, und durch die zitierten Briefwechsel kommt auch eine in Köln lebende Frau ins Spiel, die Rath offensichtlich liebt. Was aber die Trotzkisten genau antreibt, welcher Agenda die hochrangigen Militärvertreter bei ihren Zusammenkünften und Manövern verfolgen, wird nur häppchenweise aufgeschlüsselt, ohne befriedigend am Ende der ersten Staffel aufgeklärt worden zu sein. Doch scheint es den ambitionierten Serienschöpfern ohnehin eher darum zu gehen, ein atmosphärisch dichtes Gesellschaftspanorama der jungen Weimarer Republik in Berlin zu zeichnen, denn sie haben vor allem viel Wert auf ein stimmiges Produktionsdesign, auf authentisch wirkende Kulissen und Kostüme gelegt, in denen sich die unzähligen Figuren auf oft undefinierte Weise bewegen.
Da trifft zum Beispiel irgendwann Lottes Jugendfreundin Greta Overbeck (Leonie Benesch) in Berlin ein und bekommt duch Lotte eine Stelle als Hausmädchen bei Regierungsrat August Benda (Matthias Brandt). In ihrer Freizeit hängen die beiden jungen Frauen viel zusammen, die lebensfreudige Lotte führt die zurückhaltende Greta ins Berliner Leben ein, sowohl ins „Moka Efti“ als auch zum ausgelassenen Baden am Wannsee.
Während das Auffinden des belastenden Videomaterials nur als wenig spektakulärer Krimiplot die Handlung vorantreibt, nimmt sich „Babylon Berlin“ viel Zeit, um die ganz unterschiedlichen Stimmungen in den einzelnen Milieus zu charakterisieren. Im krassen Gegensatz stehen so die unzumutbaren Verhältnisse in der Mietkaserne in Neukölln, in der Lotte mit ihrer Familie lebt, zu dem vom exzessiven Luxus geprägten Nachtclub „Moka Efti“, wo der Armenier (Misel Maticevic) die Zügel (und die korrupten Vertreter von Regierung und Polizei) in der Hand hält. Die wachsende Schere zwischen Arm und Reich, die steigende Arbeitslosigkeit sind schließlich die Vorbedingungen für den späteren Siegeszug des Nationalsozialismus.
So sehr der Anspruch, die Vielzahl der prominenten Darsteller und die aufwendig inszenierte Produktion überzeugen und „Babylon Berlin“ zu einem echten Hingucker machen, erscheinen viele Handlungsstränge ebenso undurchsichtig wie unnötig. Stattdessen würde die Konzentration auf einige Schlüsselfiguren und wenige nachvollziehbare Plotentwicklungen die Wirkung dieser fraglos sehenswerten Serien-Produktion noch erfolgreicher machen.
"Babylon Berlin" in der IMDb
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