Alien 3

Ridley Scott und James Cameron haben mit „Alien“ (1979) und „Aliens – Die Rückkehr“ (1986) zwei ganz unterschiedliche, aber konsequent aufeinander aufbauende Meisterwerke des Science-Fiction-Horror-Genres geschaffen, denen scheinbar nur schwer neue Aspekte hinzugefügt werden konnten, um die Geschichte ebenso sinnvoll wie spannend weiterzuerzählen. Mit David Fincher haben die Produzenten des erfolgreichen Franchise 1992 einen Regisseur an Bord geholt, der bislang ausschließlich Musikvideos für populäre Acts wie Rick Springfield, Madonna, George Michael, Aerosmith, Billy Idol und Sting gedreht hatte und mit seinem visuellen Stil für eine neue Sichtweise auf Ripleys Kampf gegen die Aliens sorgen sollte. Allerdings ist seine Auseinandersetzung mit dem Thema nicht so überzeugend ausgefallen wie bei seinen Vorgängern.
Nach einer Bruchlandung mit ihrem Rettungsschiff auf dem Planeten Fiorina 161 überlebt nur Ellen Ripley (Sigourney Weaver), während ihre beiden Begleiter Hicks und die kleine Newt nur tot aus dem Wrack geborgen werden können. Der sie behandelnde Arzt Clemens (Charles Dance) klärt Ripley darüber auf, dass sie auf einem Planeten gelandet ist, der nur von männlichen Schwerverbrechern bewohnt wird. Es gibt weder schwere Waffen noch Kommunikationstechnologie. Nur alle sechs Wochen kommt ein Versorgungsschiff vorbei. Oberaufseher Andrews (Brian Glover) und sein Helfershelfer Aaron (Ralph Brown) führen die Aufsicht über die Mörder und Vergewaltiger, die von Dillon (Charles S. Dutton) zu einer sektenähnlichen Gemeinschaft eingeschworen werden. Ripley treibt nach wie vor die Angst vor den Aliens um, die mittlerweile die ersten Männer auf Fiorina 161 getötet haben, allerdings wird weder Ripley noch dem als verrückt geltenden Golic (Paul McGann) Glauben geschenkt, der den Vorfall beobachtet haben will. Als Ripley schließlich entdeckt, dass sie selbst mit einem Alien infiziert ist und deshalb nicht von seinen Artgenossen angegriffen wird, steht sie vor der schwierigsten Entscheidung ihres Lebens.
Man kann David Fincher („The Game“, „Sieben“) nicht vorwerfen, dass er nicht zumindest versucht hat, dem „Alien“-Franchise neue Aspekte abzugewinnen. So ist sein von Hauptdarstellerin Sigourney Weaver co-produzierter Film weitaus weniger actionlastig ausgefallen als vor allem Camerons militärisch geprägtes „Aliens“-Werk. Statt roher Waffengewalt regiert auf Fiorina 161 religiöse Zuversicht, dass der Herr angesichts der nahenden Apokalypse schon einen sinnvollen Plan in petto hat. Allerdings hat der mystische Touch in „Alien 3“ nur sehr oberflächlichen Charakter und kann der Story kaum Sinnstiftendes beisteuern. Dafür sind die Charaktere auch zu wenig ausdifferenziert. Einzig der ehemals rauschgiftabhängige Mediziner Clemens gewinnt im Verlauf des Sci-Fi-Dramas etwas an Profil. Am interessantesten ist wieder die Konfrontation der Mütter in „Alien 3“. Während Ripley in „Aliens“ als Ersatz für ihre eigene verstorbene Tochter noch natürliche Muttergefühle für die neunjährige Newt entwickelte, steht sie nach dem Videoscan mit positiver Identifizierung eines Alien-Baby in ihrem Inneren vor der neuen Herausforderung, diesen ganz und gar ungewollten Fötus loszuwerden. Die Szene, in der Ripley Auge in Auge der Alien-Mutter gegenübersteht, zählt sicher zu den Höhepunkten des Films, der auch mit einem spektakulären Finale aufwartet, in dem auch der Android Bishop II (Lance Henriksen) wieder eine Rolle spielt.
Die stimmungsvolle Kameraarbeit von Alex Thomson („Excalibur“, „Im Jahr des Drachen“) und der eindringlich-dramatische Score von Elliot Goldenthal („Interview mit einem Vampir“, „Frida“) sorgen für cineastische Höhepunkte in einem zwar sehenswerten Film, der aber weit entfernt von den vorangegangenen Meisterwerken der „Alien“-Reihe ist. 
"Alien 3" in der IMDb

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