Alien - Die Wiedergeburt

Eigentlich war die „Alien“-Trilogie mit dem selbstaufopferungsvollen Selbstmord von Ellen Ripley im Finale von David Finchers „Alien 3“ (1992) abgeschlossen, doch trotz mäßiger Kritiken spielte Finchers zumindest visuell sehr ansprechendes Sequel noch genügend ein, um eine Fortsetzung zu rechtfertigen. Mit dem Franzosen Jean-Pierre Jeunet („Die fabelhafte Welt der Amelie“, „Die Stadt der verlorenen Kinder“) holte das Franchise einen weiteren vielversprechenden Regisseur an Bord, der mit seinem ausgefallenen visuellen Stil und seiner Vorliebe für gesellschaftliche Außenseiter mit „Alien - Die Wiedergeburt“ 1997 frisches Blut in die qualitativ schwächelnde Filmreihe pumpen sollte. Doch als wirklich gelungen kann Jeunets Weiterentwicklung des „Alien“-Themas nicht bezeichnen.
Vor zweihundert Jahren stürzte sich Ellen Ripley (Sigourney Weaver) mit dem Alien-Fötus in ihrem Leib in die Flammen, um sicherzustellen, dass die Saat des Aliens nicht weiter zu Militärzwecken ausgeschlachtet werden kann. Doch nach so langer Zeit und sieben fehlgeschlagenen Versuchen ist es den beiden Wissenschaftlern Dr. Wren (J. E. Freeman) und Dr. Gediman (Brad Dourif) an Bord des Raumschiffs Auriga endlich gelungen, Ripley aus dem letzten von ihr verfügbaren Blutstropfen zu klonen. Allerdings sind dabei auch die Gene des zum Zeitpunkt ihres Todes in ihrem Körper eingenisteten Aliens mitgeklont worden, so dass Ripley nun über übermenschliche Kräfte und säurehaltiges Blut verfügt.
Um allerdings weitere Aliens züchten zu können, sind die Wissenschaftler auf menschliche Wirte angewiesen, die ihnen General Perez (Dan Hedaya) auf illegale Weise beschaffen muss. Doch kaum ist das Schmugglerraumschiff The Betty auf der Auriga gelandet, stellen die Wissenschaftler fest, dass die Aliens durchaus lernfähig sind. Sie reagieren auf Bestrafung und töten eines der ihren, damit das dabei aus dem zerfetzten Alien-Körper fließende Blut die Wände ihres Gefängnisses zerstört. Anschließend machen sich die Aliens über die Piraten her, die von Elgyn (Michael Wincott) angeführt werden und zu denen seine Freundin Hillard (Kim Flowers), der an den Rollstuhl gefesselte Mechaniker Vriess (Dominique Pinon), der großmäulige Johner (Ron Perlman) und die am wenigsten verschlagen wirkende Call (Winona Ryder) gehören. Während die aus Ripleys Klon herausgeschnittene Alien-Königin fleißig ihre Eier legt, dezimieren ihre Soldaten sowohl die Crew der Auriga als auch der Betty. Am Ende läuft es wieder auf die Konfrontation zwischen Ripley und den Aliens hinaus, die Ripley als eine der ihren ansehen …
Mit der gentechnologischen Thematik hat der vierte „Alien“-Film immerhin einen neuen Aspekt eingeführt, der leider nur sehr oberflächlich abgehandelt wird und letztlich nur als Erklärung dient, warum Ripley nach ihrem selbstgewählten Tod noch immer im „Alien“-Universum verweilt. Immerhin entfalten dabei auch einige der Alien-DNA ihre Wirkung und machen Ripley zu einem widerstandsfähigen, schnell selbstregenerierenden, mit übermenschlichen Kräften und säurehaltigem Blut versehenen Mensch-Alien-Mix – erfreulicherweise mit einem deutlichen Hang ihrer menschlichen Züge. Die militärische Verwertung der Alien-Kräfte tritt zwar in „Alien Resurrection“ in den Hintergrund – schließlich hat sich die Menschheit in zweihundert Jahren ja so viel weiterentwickelt -, aber das Forschungsinteresse ist natürlich nach wie vor ungebrochen. Statt auf die ethische Frage nach Genmanipulationen einzugehen, reduziert sich die Geschichte leider auf den vertrauten Kampf zwischen Aliens und Menschen, wobei hier im Gegensatz zum Waffen-Overkill in „Aliens – Die Rückkehr“ und der waffenlosen Auseinandersetzung in „Alien 3“ mit moderatem Waffeneinsatz vorgegangen wird.
Die Reduzierung des Plots auf den Kampf zwischen Aliens und den Bordbesatzungen geht leider auch mit einer flachen Figurenzeichnung einher. Allein Sigourney Weaver darf als supermodifizierte Ripley wieder etwas Tiefe demonstrieren, gehört sie nun doch weder eindeutig zur menschlichen noch zur Alien-Spezies. Sie hat im Verlauf der vier „Alien“-Filme eine Transformation von der idealistischen Rekrutin über die desillusionierte Soldatin bis zur Erkenntnis, dass sie den Alptraum nur durch ihren eigenen Tod beenden kann, ehe sie im vierten Teil als teils menschliches, teils künstliches Wesen wiedergeboren wird.
Auf filmtechnischer Ebene überzeugt „Alien 4 – Die Wiedergeburt“ aber auf ganzer Linie. Neben der atmosphärisch dichten Kameraarbeit von Darius Khondji („Gefühl und Verführung“, „Sieben“) gefällt auch der eindringliche Score von Horror-Spezi John Frizzell („Ich weiß noch immer, was du letzten Sommer getan hast“, „13 Geister“). 
"Alien - Die Wiedergeburt" in der IMDb

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