In The Bedroom

Bevor sich der amerikanische Schauspieler Todd Field („Twister“, „Eyes Wide Shut“) auch als Regisseur einen Namen zu machen begann, probierte er sich an sechs Kurzfilmen aus. Das mag erklären, warum sein 2001 inszeniertes Langfilmdebüt „In The Bedroom“ wie das Werk eines routinierten wie bedächtigen Filmemachers wirkt und gleich mit fünf Oscar-Nominierungen bedacht wurde. Das Drama besticht durch ein präzise spielendes Star-Ensemble und ein tiefgründiges Drehbuch.
Der Kleinstadt-Hausarzt Matt Fowler (Tom Wilkinson) und seine Frau Ruth (Sissy Spacek), die den Schul-Chor leitet, freuen sich, dass ihr einziger Sohn Frank (Nick Stahl) nach seinem ersten College-Jahr zu Besuch nach Hause kommt. Das Familienglück in der Kleinstadt wird nur durch den Umstand getrübt, dass der 20-jährige Frank eine Beziehung mit der 30-jährigen Mutter Natalie (Marisa Tomei) eingegangen ist, die gerade dabei ist, sich von ihrem Mann Richard (William Mapother) scheiden lassen will. Der hitzköpfige Mann will eigentlich wieder mit Natalie zusammenleben und kann es nicht ertragen, dass sie sich mit einem jüngeren Mann herumtreibt. Bei einer Auseinandersetzung in Natalies Haus erschießt Richard seinen Nebenbuhler, muss sich vor Gericht aber wahrscheinlich nur wegen Totschlags verantworten. Für die Hinterbliebenen bricht eine Welt zusammen, und vor allem die Ehe zwischen Matt und Ruth erfährt eine starke Belastungsprobe …
Todd Field nimmt sich viel Zeit, die wenigen Protagonisten seines Films ausführlich einzuführen und das Leben in einer typischen amerikanischen Kleinstadt zu charakterisieren. Dabei wird schnell deutlich, dass vor allem die Konstellation zwischen Natalie und den beiden Männern Frank und Richard, die um ihre Gunst buhlen, einem Pulverfass gleicht, das jeden Moment explodiert. Wie sich diese absehbare Katastrophe abspielt, überlässt Field der Phantasie des Zuschauers. Dem Regisseur, der zusammen mit Robert Festinger auch das Drehbuch zu der Verfilmung einer Kurzgeschichte von Andre Dubus geschrieben hat, liegt nicht an großen Schreckens- und Schockszenarien, nicht mal an der Inszenierung dramatischer Momente.
„In The Bedroom“ bezieht seine Spannung allein aus den psychischen Befindlichkeiten vor allem der Eltern, die den tragischen Verlust ihres einzigen Kindes jeweils auf ihre eigene Weise zu verarbeiten versuchen und darüber ihr Eheleben in desolater Leere zurücklassen, weil sie ihren Schmerz und ihre Trauer nicht in Worte fassen können. Tom Wilkinson („Michael Clayton“, „Selma“) und Sissy Spacek („The Help“, „The Straight Story“) leisten Großartiges, wenn sie ihre schwermütigen Stimmungen allein mit Gestik und Mimik ausdrücken, da Worte nicht ausreichen, um das Unfassbare zu begreifen. In ihrem nuancierten, feinfühligen Spiel vermessen die beiden großartigen Mimen gleichsam die wachsende Entfernung, die die unmögliche Kommunikation zwischen ihnen entstehen lässt. Die langen Kameraeinstellungen und die unaufdringliche Musikuntermalung von Thomas Newman, der auch Fields nachfolgendes Drama „Little Children“ (2006) vertonen sollte, unterstreichen die nachhaltige Wirkung eines ebenso ruhig erzählten wie verstörenden Dramas.
"In The Bedroom" in der IMDb

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