The Face of Love

Mit seinem Drehbuch- und Regiedebüt „The Chumbscrubber“ (2005) hat Arie Posin ein bemerkenswertes Coming-of-Age-Drama inszeniert, das auf gelungene Weise die Balance zwischen Humor und Drama zu halten verstand. Für seinen Nachfolger hat sich Posin immerhin acht Jahre Zeit gelassen. Doch trotz großartiger Besetzung fährt das Romantik-Drama in recht seichten Gewässern.
Nach dem Tod ihres geliebten Mannes Garret (Ed Harris), den sie vor fünf Jahren während ihres Urlaubs in Mexiko leblos am Strand aufgefunden hatte, lebt Nikki (Annette Bening) ziellos in dem schönen Haus vor sich hin, das Garret entworfen und gebaut hat. Kontakt pflegt sie nur noch zu ihrer Tochter Summer (Jess Weixler) und Garrets Freund Roger (Robin Williams), der auch ihr Nachbar ist. Als sie nach Jahren mal wieder das Museum besucht, in das sie so gern mit Garret gegangen ist, erblickt sie einen Mann, der Garret verblüffend ähnlich sieht. Um ihn wiederzusehen, geht sie von nun an täglich ins Museum, bis sie seinen Wagen in der Tiefgarage entdeckt und feststellt, an welcher Universität er lehrt, wo sie ihn unter dem Vorwand, sich für seinen Kurs zu interessieren, endlich anspricht. Tom (Ed Harris) lässt sich dazu überreden, Nikki Privatunterricht bei ihr zuhause zu geben. Die beiden Singles wider Willen verlieben sich ineinander, ohne dass Nikki von ihrem Wunsch berichtet, durch die Beziehung die Vergangenheit wieder aufleben zu lassen. Allerdings trägt auch Tom ein düsteres Geheimnis mit sich herum …
Es ist schon starker Tobak, unter welchen Prämissen Arie Posin seine Protagonisten zusammenkommen lässt. Frei nach der Annahme, dass jeder von uns irgendwo auf der Welt einen Doppelgänger von uns herumlaufen hat, bekommt in „The Face of Love“ Annette Benings Figur Nikki nach fünf Jahren die Chance, ihre große Liebe noch einmal zu erleben – mit einem Mann, der ihrem verstorbenen Liebling bis aufs Haar zu gleichen scheint. Allerdings wird die Problematik, die sich aus so einer – extrem unwahrscheinlichen – Beziehung ergibt, in dem Film nicht wirklich tiefgründig abgehandelt. Stattdessen konzentriert sich Posin auf die romantischen Aspekte einer Liebe zwischen zwei Menschen, die nach dem Verlust ihrer Partner schon mit diesem Thema abgeschlossen haben. Natürlich erfährt Tom irgendwann von seinem Vorgänger, doch statt sich mit dieser Erkenntnis auseinanderzusetzen, lässt der Autor einfach ein Jahr vergehen und entzieht sich so des eigentlich interessantesten Aspekts der unwahrscheinlichen Beziehung.
Statt auf psychologisch tiefgründige Beziehungsarbeit konzentriert sich „The Face of Love“ auf die starken Darsteller. Tatsächlich gelingt es Annette Bening („Jenseits der Träume“, „American Beauty“) und Ed Harris („Snowpiercer“, „A History Of Violence“), die vertrackt-romantischen Züge des Films allein durch ihre Präsenz souverän zu tragen.
Schicke Kulissen und ein chilliger Score von Marcelo Zarvos („Der Dieb der Worte“, „Der Biber“) runden das leider etwas oberflächliche Romantik-Drama ab, in dem der verstorbene Robin Williams als Nikkis Vertrauter auch mehr Leinwandpräsenz hätte vertragen können.
"The Face of Love" in der IMDb

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