Victoria

Seit der Hannoveraner Schauspieler und Regisseur Sebastian Schipper 1999 mit seinem Regiedebüt „Absolute Giganten“ gleich mehrere Filmpreise abräumen konnte, hat er auch mit seinen Nachfolgewerken „Ein Freund von mir“ (2006) und „Mitte Ende August“ (2009) Publikum und Kritik begeistert. Mit seinem neuen Film „Victoria“ bleibt sich Schipper qualitativ treu und präsentiert eine atemlose, romantisch-spannende Berlin-Odyssee in Echtzeit.
Seit drei Monaten hält sich die junge Spanierin Victoria (Laia Costa) in Berlin auf. Da sie bislang weder die deutsche Sprache beherrscht, noch Freunde kennen gelernt hat, freut sie sich, dass sie in einem Berliner Club auf die vier Freunde Sonne (Frederick Lau), Boxer (Franz Rogowski), Blinker (Burak Yigit) und Fuß (Max Mauff) aufmerksam wird, die sie dazu einladen, das echte Berlin auf der Straße kennenzulernen. Doch die feucht-fröhliche Nacht nimmt eine dramatische Wendung, als sich die Clique in einem Parkhaus mit dem Ganoven Andi (André M. Hennicke) treffen soll, der nun einen Gefallen dafür einfordert, dass er eine schützende Hand über Boxer im Knast gehalten hat.
Nach dem Ausfall eines der jungen Männer muss Victoria das geforderte Quartett vervollständigen, das aus einem Safe einer Privatbank 50.000 Euro einsacken soll. Doch nach dem Coup will erst der Fluchtwagen nicht anspringen, dann ist den Bankräubern auch die Polizei dicht auf den Fersen … Schipper und seinem Kameramann Sturla Brandth Grøvlen („Um jeden Preis“, „Sture Böcke“) ist das seltene Kunststück gelungen, mit der Handkamera in Echtzeit einen pulsierend-lebendigen Berlin-Trip zu inszenieren, der seinen Anfang in einem Club nimmt und zunächst auf humorvoll-verpeilte Weise durch die Straßen der Metropole führt, bis die Party-Laune kippt und eine schicksalhafte, bedrohliche Wendung nimmt, als es plötzlich darum geht, sofort eine Bank auszurauben. Die wacklige Handkamera und ihre enge Beziehung zu den Figuren sorgen dabei ebenso für eine fast dokumentarisch-intensive Wirkung wie die natürliche Lichtgebung und der sehr sparsam eingesetzte Score von Nils Frahm. Darüber hinaus begeistert vor allem die spanische Schauspielerin Laia Costa mit ihrer ungezwungenen, frischen Darstellung der Titelfigur dafür, dass der Zuschauer sofort seine Sympathien freigebig verteilt.
Aber auch Frederick Lau („Nicht mein Tag“, „Traumfrauen“) begeistert als Anführer seiner Jungs, der irgendwann sichtlich überfordert mit der Situation nach dem verpatzten Bankraub ist. Von gelöster Party-Stimmung über romantische Gefühlslagen bis zu Todesangst deckt „Victoria“ ein breites Spektrum an Emotionen ab und wirkt dabei immer glaubwürdig, dicht an den Figuren und immer dynamisch in der Inszenierung.
"Victoria" in der IMDb

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