Kill the Messenger

In „Die Unbestechlichen“ hat Regisseur Alan J. Pakula 1976 den beiden ambitionierten „Washington Post“-Journalisten Bob Woodward und Carl Bernstein ein filmisches Denkmal gesetzt und wurde für seinen großartig inszenierten und von Dustin Hoffman und Robert Redford großartig gespielten Politik- und Medien-Drama mit vier Oscars belohnt. Diese Ehren werden Michael Cuestas Biopic „Kill the Messenger“ nicht zuteil, was weniger an dem durchaus brisanten Thema und den Darstellern liegt als an der spröden Inszenierung, die selten echte Spannung aufkommen lässt.
Gary Webb (Jeremy Renner) nimmt seinen Job als Journalist bei der Zeitung San Jose Mercury News sehr ernst und hat gerade einen Artikel über den Drogenkrieg veröffentlicht, der seit Nixon ein großes Thema in der Regierungsarbeit ist. Als er von der Freundin eines inhaftierten Kokainschmugglers geheime Dokumente zugestellt bekommt, die belegen, dass die CIA in Drogengeschäfte verwickelt ist, ist sein journalistischer Spürsinn geweckt. Er hängt sich an die Fersen von Alan Fenster (Tim Blake Nelson), der als Anwalt für den Drogenbaron Ricky „Freeway“ Ross (Michael Kenneth Williams) tätig ist, und besucht in Nicaragua Freeways inhaftierten Kollegen Norwin Meneses (Andy Garcia).
Bei seinen Gesprächen findet Webb heraus, dass die CIA in den 1980er Jahren nicaraguanische Contra-Rebellen unterstützte, indem sie ihnen half, Drogen in die USA zu schmuggeln. Die daraus resultierende Artikelserie „Dark Alliance“ verleiht Webb endlich den Durchbruch, nach dem er sich immer gesehnt hat. Er wird von der Konkurrenz beneidet und sieht sich und seine Familie einer Schmutzkampagne ausgesetzt, während die CIA weiterhin mauert und gegen den hartnäckigen Spürhund vorgeht. Schließlich verliert Webb auch die Rückendeckung seiner Vorgesetzten … Zugegeben, die Praktiken der amerikanischen Geheimdienste stehen nicht erst seit dem NSA-Abhörskandal zur Diskussion, haben aber selten gehaltvollen Stoff für eine tiefergehende filmische Thematisierung abgegeben. Hier bleibt Pakulas Meisterwerk „Die Unbestechlichen“ die rühmliche Ausnahme. Michael Cuesta bewegt sich mit seinem neuen Film „Kill the Messenger“ zwar auch auf diesen investigativen Pfaden, erreicht dabei aber nicht die Tiefe des eindrucksvollen Vorbilds. Dabei macht Jeremy Renner („The Hurt Locker“, „Das Bourne Vermächtnis“) eine gute Figur als liebender Familienvater und engagierter Journalist, der sich für eine gute Story zu nichts zu schade ist. Aber gerade bei den spannenden Themen wie den Strukturen und Gesetzen in der Medienwelt und den Vertuschungsmanövern der CIA bleibt der Film zu sehr an der Oberfläche und präsentiert stattdessen einen weiteren prominenten Darsteller (u.a. Andy Garcia, Tim Blake Nelson, Ray Liotta, Robert Patrick), der ein weiteres Puzzlestück zur großen Story beiträgt.
Auf der anderen Seite wird auch die Belastung, die die Anschuldigungen gegen Webb auf seine Familie ausüben, nur am Rande thematisiert, so dass der Film etwas unentschlossen zwischen Biopic, Mediendrama und Politthriller navigiert. So bleibt „Kill the Messenger“ ein fraglos ambitioniertes, vielfach gut gespieltes, thematisch aber zu oberflächlich inszeniertes Thriller-Drama, dem das gleiche Schicksal droht wie der zugrundeliegende Fall, der während Clintons Lewinsky-Affäre kaum Beachtung fand.
"Kill the Messenger" in der IMDb

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