Sicario

Emily Blunt hat bereits in „Der Plan“, „Looper“ und „Edge of Tomorrow“ bewiesen, dass sie auch in Action-Filmen eine gute Figur macht. In Denis Villeneuves neuen Werk „Sicario“ spielt sie nun eine FBI-Agentin, die sich bald als Marionette in dem Drogenkrieg zwischen den USA und Mexiko sieht und kaum noch die Grenzen zwischen Gut und Böse erkennen kann.
Bei einer Drogenrazzia am Stadtrand von Phoenix entdeckt die FBI-Agentin Kate Macer (Emily Blunt) mit ihrem S.W.A.T.-Team nach einem Schusswechsel eher zufällig unzählige Leichen in den Hauswänden, wenig später liegt der Einsatzort nach einer Explosion in Trümmern. Während Kate und ihr junger Partner Reggie (Daniel Kaluuya) damit rechnen, dass ihnen nach dieser Aktion die Hölle heiß gemacht wird, bietet der geheimnisvolle Matt Graver (Josh Brolin) Kate einen Job in einer Spezialeinheit an, die dafür sorgen soll, dass die Verantwortlichen für das jüngste Massaker zur Rechenschaft gezogen werden. Zunächst soll Kate nur zusehen und lernen. Doch bereits bei ihrem ersten Einsatz muss Kate fassungslos mit ansehen, wie Graver und der skrupellose kolumbianische Söldner Alejandro (Benicio Del Toro) ohne mit der Wimper zu zucken gegen Gesetze und Vorschriften verstoßen.
In der mexikanischen Grenzstadt Juarez fassen sie den führenden Gangster Guillermo (Edgar Arreola), mit dessen Aussage unter Folter sie auf die Spur von Manuel Diaz (Bernardo P. Saracino) kommen wollen, der das mächtige Sonora-Kartell in den USA vertritt. Doch an der Grenze gerät die Spezialeinheit in einen Hinterhalt …
Der kanadische Filmemacher Denis Villeneuve („Enemy“, „Prisoners“) entwickelt sich nach seinem Karrierestart als Dokumentarfilmer mit nur wenigen Spielfilmen allmählich zu einem der interessantesten Vertreter seiner Zunft und stellt schon jetzt einen Garant für qualitativ hochwertiges Kino dar. Nach dem preisgekrönten Entführungsdrama „Prisoners“ führt Villeneuve sowohl die Zuschauer als auch seine Protagonisten wieder auf die dunkle Seite des Lebens. Der Drogenkrieg hat schon viele Filmemacher inspiriert und interessante Werke hervorgebracht, von Steven Soderberghs „Traffic – Dir Macht des Kartells“ (2000) über Oliver Stones „Savages“ (2012) bis zu Ted Demmes „Blow“ (2001).
Was „Sicario“ (der mexikanische Begriff für „Auftragsmörder“) von diesen Filmen abhebt, ist vor allem die weibliche Sicht, aus der der Film erzählt wird. Und das funktioniert deshalb so gut, weil Emily Blunt („Lachsfischen im Jemen“, „Wolfman“) hervorragend ihre ambivalente Rolle ausfüllt. Als pflichtbewusste FBI-Agentin liegt ihr nichts mehr als an der Aufklärung von Verbrechen – im Rahmen der gesetzlichen Vorschriften. Entsprechend irritiert reagiert sie dann auch auf die extrem brutale Vorgehensweise ihrer männlichen Kollegen, so dass für sie schnell die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwimmen. Da „Sicario“ aus Kates Perspektive erzählt wird, nimmt der Zuschauer diese Verwirrung ebenfalls an, denn die eigentlichen Hintergründe von tatkräftigen Männern wie Garver und Alejandro werden sehr spät aufgedeckt. Obwohl der Film an sich mit harter Action und coolen Typen ein reiner Männerfilm ist, sorgt Villeneuves Schachzug, die eigentliche Hauptfigur mit einer Frau zu besetzen, für eine ambivalente Vielschichtigkeit, die dem Film zugutekommt. Dazu sorgen die exquisite Kameraarbeit des 12-fach Oscar-nominierten Roger Deakins („Kundun“, „No Country For Old Men“), der düstere Score von Jóhann Jóhannsson („Prisoners“, „Die Entdeckung der Unendlichkeit“), die atmosphärisch dichte Inszenierung und die starken Darsteller für ein echtes filmisches Highlight!
"Sicario" in der IMDb

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