Knight of Cups

Seit seinem gefeierten Debüt „Badlands“ (1973) hat der außergewöhnliche Filmemacher Terrence Malick stets mindestens fünf Jahre, meist sogar mehr verstreichen lassen, bis er mit einem weiteren Meisterwerk aus der Quasi-Versenkung auferstanden ist. Mittlerweile ist der kreative Zelluloid-Magier auch sehr produktiv geworden. Gerade mal ein Jahr nach seiner spirituellen Meditation „The Tree Of Life“ brachte Malick „To the Wonder“ an den Start, bis zum aktuellen Film „Knight of Cups“ sind immerhin auch nur drei Jahre vergangen, und das nächste, noch unbetitelte Werk ist bereits fertiggestellt. Allerdings kann Malick mit „Knight of Cups“ nicht mehr an die originelle Klasse seiner vorangegangen Filme anknüpfen.
Als erfolgreicher Drehbuchautor hat Rick (Christian Bale) in Hollywood alles erreicht, Ruhm, Reichtum, schillernde Partys, die schönsten Frauen. Doch auf dem Gipfel seiner Karriere hat Rick das Gefühl, in den letzten Jahren das Leben eines Mannes geführt zu haben, den er nicht kennt. Am Pazifikstrand, in der Abgeschiedenheit der Natur, aber auch nach dem Besuch von dekadenten Partys beginnt Rick, über sein Leben nachzudenken, über die schwierige Beziehung zu seinem Vater Joseph (Brian Dennehy), über seinen toten Bruder Billy und seinen anderen Bruder Barry (Wes Bentley) beginnt Rick ebenso nachzusinnen wie über die vielen schönen Frauen in seinem Leben, an Della (Imogen Poots), an das Model Helen (Freida Pinto), an Isabel (Isabel Lucas), an seine Ex-Frau Nancy (Cate Blanchett), an die Stripperin Karen (Teresa Palmer) und an die mit einem anderen Mann verheiratete Elizabeth (Natalie Portman), mit der er vielleicht sogar ein Kind gezeugt hat.
Seit „The Tree of Life“ hat sich Terrence Malick von konventionellen narrativen Erzähl-Strukturen verabschiedet und lädt den Zuschauer mit einer Kombination aus symbolträchtigen Bildern, vereinzelten Kommentaren aus dem Off und betörenden musikalischen Klängen dazu ein, sich selbst seine Gedanken zu machen. „Knight of Cups“ lässt sich zwar durchaus als bissiger Kommentar auf das oberflächliche Hollywood-Leben in Luxus und Dekadenz verstehen, doch im Zentrum von Malicks lose zusammenhängenden Bilder- und Musikreigens steht die persönliche Sinnsuche seines eigentlich vom Leben und Erfolg verwöhnten Protagonisten Rick.
Doch trotz der rätselhaften Off-Beiträge und den symbolträchtigen Tarot-Karten, denen nicht nur der Filmtitel, sondern auch einige Filmkapitel entnommen sind, gelingt es dem Film nicht, die spirituelle Tiefe seiner Vorgänger zu erreichen. Das liegt teilweise sicher auch daran, dass Malick seine Figuren kaum miteinander sprechen lässt. Die prominenten Gastauftritte – als mehr lassen sie sich kaum bezeichnen – von Antonio Banderas, Cate Blanchett und Natalie Portman tragen nur wenig dazu bei, Ricks Sinnkrise zu veranschaulichen. Und selbst Christian Bale mäandert eher nachdenklich durch die wundervolle Szenerie, die Malicks Oscar-prämierter Kameramann Emmanuel Lubezki („Gravity“, „Birdman“) kreiert hat, als dass er dem Film seinen Stempel aufdrücken könnte.
So bleibt „Knight of Cups“ ein wunderschön anzusehender und anzuhörender Film mit durchaus tiefgründigem Potenzial, der aber im Gesamteindruck längst nicht so zu überzeugen und zu fesseln vermag wie Malicks „The Tree of Life“ oder „To the Wonder“.
"Knight of Cups" in der IMDb

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