River - Staffel 1
Der Name Abi Morgan bürgt für Qualität. Die britische Autorin lieferte die Drehbücher zu Filmen wie „Shame“, „Suffragette“, „Die eiserne Lady“ und „Brick Lane“ und heimste auch für ihre Serienschöpfung „The Hour“ etliche Preise ein. Mit „River“, deren erste Staffel mit sechs Folgen erst auf Netflix angelaufen ist und nun via Polyband auch auf DVD und Blu-ray erhältlich ist, kreierte sie ein weiteres sehenswertes Format, in dem Charakterdarsteller Stellan Skarsgård („Der Medicus“, „Verräter wie wir“) als brillanter Detective mit fragiler Psyche überzeugt.
Der phlegmatische, kühl analytische DCI John River (Stellan Skarsgård) trauert um seine Kollegin und direkte Partnerin Jackie „Stevie“ Stevenson (Nicola Walker). Immer wieder sieht er sich das Video der Überwachungskamera an, die aufgezeichnet hat, wie sie auf der Straße aus einem vorbeifahrenden Auto in den Kopf geschossen wurde. Je öfter er sich die Bilder ansieht, desto mehr bekommt er den Eindruck, dass Stevie ihren Mörder gekannt haben muss.
Tatsächlich ergibt die Auswertung weiterer Überwachungsvideos, dass sich Rivers lebhafte Kollegin kurz zuvor mit einem Schwarzen getroffen hat. Zusammen mit seinem neuen Partner Ida King (Adeel Akhtar) macht sich der unbequeme Detective auf die Suche nach Stevies Mörder und deckt zunehmend unbequeme Wahrheiten auf, die nicht nur ein ganz anderes Bild seiner ermordeten Partnerin ergeben, sondern weitreichende Konsequenzen in seinem näheren Umfeld nach sich ziehen. Allerdings kann sich River nicht immer voll auf die Ermittlungen konzentrieren, sondern wird wegen des traumatischen Verlusts von seinen Vorgesetzten dazu verdonnert, regelmäßige Termine bei der Polizeipsychologin Rosa Fallows (Georgina Rich) wahrzunehmen. Sie ist neben seinem neuen Partner die einzige, die weiß, dass River nicht nur immer wieder mit der toten Stevie spricht, sondern auch mit anderen toten Opfern und Kriminellen, die in Rivers Laufbahn als Detective eine Rolle gespielt haben.
Zunächst scheint es sich bei „River“ um eine ganz gewöhnliche britische Crime-Serie zu handeln, bei der ein gewissenhafter Detective den brutalen Mord an seiner Kollegin und Partnerin aufklären will. Doch bereits die Eröffnungssequenz der ersten Folge sorgt mit einem coolen Kniff dafür, dass konventionelle Genre-Regeln schnell aufgebrochen werden, indem John River als Mann portraitiert wird, der mit Toten spricht, als seien es noch ganz reale Personen. Allerdings weiß River ganz genau, wann er sich mit Lebenden und wann er sich mit Toten unterhält. Damit hat er viel weniger ein Problem als mit der Tatsache, dass er damit in seinem polizeilichen Umfeld nicht hausieren gehen darf, wenn er nicht als völlig verrückt abgestempelt werden will.
Vor allem ist River aber ein Mann, der von Selbstvorwürfen zerfressen wird, weil er direkt vor dem Mord an Stevie mit ihr zusammen essen gewesen war und nun ständig darüber nachsinnt, was er hätte tun und sagen können, um die Tat zu verhindern.
„River“ fasziniert weniger durch die Aufklärung des Polizistenmordes als durch die faszinierende Persönlichkeit des in Skandinavien geborenen und erfolgreich in London wirkenden DCI John River, für deren Charakterisierung sich Showrunner Abi Morgan glücklicherweise viel Zeit genommen hat. Stellan Skarsgård verkörpert den melancholischen, in sich gekehrten Detective mit vor allem ausdrucksvoller Mimik. Der Schmerz und die Verzweiflung über den Verlust seiner Partnerin, für die er offensichtlich mehr als nur kollegiale Wertschätzung empfunden hat, ist Skarsgård fast körperlich spürbar anzusehen. Wie kompliziert Rivers Beziehung zu Frauen generell zu sein scheint, machen auch die hin und wieder sehr persönlichen Begegnungen mit seiner Vorgesetzten Chrissie Read (Lesley Manville) deutlich, die sich schwer tut, ihren verantwortungsvollen Beruf, die durchaus problematische Ehe mit dem Richter Tom Read (Michael Maloney) und die Erziehung der Kinder unter einen Hut zu bekommen, aber auch mit der attraktiven Psychologin, die die Einzige ist, mit der River offen über seine Gespräche mit den Toten reden kann.
Die sechs Folgen der ersten Staffel bieten hier genügend Raum, um Rivers komplexe Persönlichkeit nicht nur ins Zentrum der Geschichte zu stellen, sondern um sie herum auch einen spannenden, immer wieder mit Nebensträngen angereicherten Plot voranzutreiben, der mit einer verblüffenden Wendung abschließt. Auf jeden Fall bietet das Konzept der Serie genügend Potenzial für weitere Staffeln. Die unterkühlt-schlichte Inszenierung, der betörende Score von Harry Escott („Shame“, „Enemies – Welcome to the Punch“) und die überzeugende Darsteller-Riege machen jedenfalls Lust auf mehr.
"River" in der IMDb
Der phlegmatische, kühl analytische DCI John River (Stellan Skarsgård) trauert um seine Kollegin und direkte Partnerin Jackie „Stevie“ Stevenson (Nicola Walker). Immer wieder sieht er sich das Video der Überwachungskamera an, die aufgezeichnet hat, wie sie auf der Straße aus einem vorbeifahrenden Auto in den Kopf geschossen wurde. Je öfter er sich die Bilder ansieht, desto mehr bekommt er den Eindruck, dass Stevie ihren Mörder gekannt haben muss.
Tatsächlich ergibt die Auswertung weiterer Überwachungsvideos, dass sich Rivers lebhafte Kollegin kurz zuvor mit einem Schwarzen getroffen hat. Zusammen mit seinem neuen Partner Ida King (Adeel Akhtar) macht sich der unbequeme Detective auf die Suche nach Stevies Mörder und deckt zunehmend unbequeme Wahrheiten auf, die nicht nur ein ganz anderes Bild seiner ermordeten Partnerin ergeben, sondern weitreichende Konsequenzen in seinem näheren Umfeld nach sich ziehen. Allerdings kann sich River nicht immer voll auf die Ermittlungen konzentrieren, sondern wird wegen des traumatischen Verlusts von seinen Vorgesetzten dazu verdonnert, regelmäßige Termine bei der Polizeipsychologin Rosa Fallows (Georgina Rich) wahrzunehmen. Sie ist neben seinem neuen Partner die einzige, die weiß, dass River nicht nur immer wieder mit der toten Stevie spricht, sondern auch mit anderen toten Opfern und Kriminellen, die in Rivers Laufbahn als Detective eine Rolle gespielt haben.
Zunächst scheint es sich bei „River“ um eine ganz gewöhnliche britische Crime-Serie zu handeln, bei der ein gewissenhafter Detective den brutalen Mord an seiner Kollegin und Partnerin aufklären will. Doch bereits die Eröffnungssequenz der ersten Folge sorgt mit einem coolen Kniff dafür, dass konventionelle Genre-Regeln schnell aufgebrochen werden, indem John River als Mann portraitiert wird, der mit Toten spricht, als seien es noch ganz reale Personen. Allerdings weiß River ganz genau, wann er sich mit Lebenden und wann er sich mit Toten unterhält. Damit hat er viel weniger ein Problem als mit der Tatsache, dass er damit in seinem polizeilichen Umfeld nicht hausieren gehen darf, wenn er nicht als völlig verrückt abgestempelt werden will.
Vor allem ist River aber ein Mann, der von Selbstvorwürfen zerfressen wird, weil er direkt vor dem Mord an Stevie mit ihr zusammen essen gewesen war und nun ständig darüber nachsinnt, was er hätte tun und sagen können, um die Tat zu verhindern.
„River“ fasziniert weniger durch die Aufklärung des Polizistenmordes als durch die faszinierende Persönlichkeit des in Skandinavien geborenen und erfolgreich in London wirkenden DCI John River, für deren Charakterisierung sich Showrunner Abi Morgan glücklicherweise viel Zeit genommen hat. Stellan Skarsgård verkörpert den melancholischen, in sich gekehrten Detective mit vor allem ausdrucksvoller Mimik. Der Schmerz und die Verzweiflung über den Verlust seiner Partnerin, für die er offensichtlich mehr als nur kollegiale Wertschätzung empfunden hat, ist Skarsgård fast körperlich spürbar anzusehen. Wie kompliziert Rivers Beziehung zu Frauen generell zu sein scheint, machen auch die hin und wieder sehr persönlichen Begegnungen mit seiner Vorgesetzten Chrissie Read (Lesley Manville) deutlich, die sich schwer tut, ihren verantwortungsvollen Beruf, die durchaus problematische Ehe mit dem Richter Tom Read (Michael Maloney) und die Erziehung der Kinder unter einen Hut zu bekommen, aber auch mit der attraktiven Psychologin, die die Einzige ist, mit der River offen über seine Gespräche mit den Toten reden kann.
Die sechs Folgen der ersten Staffel bieten hier genügend Raum, um Rivers komplexe Persönlichkeit nicht nur ins Zentrum der Geschichte zu stellen, sondern um sie herum auch einen spannenden, immer wieder mit Nebensträngen angereicherten Plot voranzutreiben, der mit einer verblüffenden Wendung abschließt. Auf jeden Fall bietet das Konzept der Serie genügend Potenzial für weitere Staffeln. Die unterkühlt-schlichte Inszenierung, der betörende Score von Harry Escott („Shame“, „Enemies – Welcome to the Punch“) und die überzeugende Darsteller-Riege machen jedenfalls Lust auf mehr.
"River" in der IMDb
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