The Affair - Staffel 2

Mit der ersten Staffel der Showtime-Serie „The Affair“ hat Sarah Treem („In Treatment“, „House Of Cards“) auf intelligente Weise die außereheliche Beziehung eines Lehrers mit einer Kellnerin thematisiert und die Geschichte ihrer Affäre aus dem jeweiligen Blickwinkel erzählt, so dass schnell deutlich wurde, wie unterschiedlich die Wahrnehmungen ein und derselben Begebenheit sein können. Mit der zweiten Staffel erweitert „The Affair“ die Erzählperspektive um die der gehörnten Eheleute, was der Serie eine neue Tiefe verleiht.
Nachdem sich Noah Solloway (Dominic West) dazu entschlossen hat, sich von Helen (Maura Tierney) scheiden zu lassen und mit Alison (Ruth Wilson) zusammenzuleben, bemühen sich Noah und Helen um eine möglichst freundschaftliche Trennung, unter der die vier Kinder möglichst wenig leiden sollen. Doch gerade die älteste Tochter Whitney (Julia Goldani Telles) kommt mit der Trennung ihrer Eltern am wenigsten zurecht.
Während Helen sich in eine Affäre mit Noahs besten Freund Max (Josh Stamberg) stürzt, beginnt Noah die Beziehung mit Alison schon zu langweilen. Als sein Roman „Descent“ endlich veröffentlicht wird, muss Alison erkennen, dass sie für Noah nur ein Sexobjekt gewesen ist und dass sich sein Ego eigentlich schon wieder nach neuen Eroberungen sehnt. Davon abgesehen kommt Alison nach wie vor nicht über den Verlust ihres Kindes hinweg, über dem auch die Ehe mit Cole (Joshua Jackson) zerbrach, und mit der Art und Weise, wie Noah in seinem Buch den Ruf der Familie von Cole und seinem Bruder Scotty (Colin Donnell) ruiniert hat.
Nachdem Noah zu einem Bestseller-Autor geworden ist, der sich mit Alison eine schicke Wohnung in New York leisten kann, versucht Scotty bei Alison an Geld für seine Geschäftsidee zu kommen. Nach und nach wird in den zwölf Episoden auch enthüllt, wie Scotty tatsächlich zu Tode gekommen ist und warum sich Noah deshalb vor Gericht verantworten muss …
Konzentrierte sich die erste Staffel von „The Affair“ mit ihren zehn Folgen noch ganz auf Noah und Alison, die den Beginn ihrer Affäre jeweils aus ihrer Sicht reflektierten, erweitert die zweite Staffel die Erzählperspektive folgerichtig um die verlassenen Ehepartner Helen und Cole, die ebenfalls interessante Charaktere darstellen und der Story neue Akzente zu verleihen verstehen. Gerade bei Helen und Cole geht es darum, das angeschlagene Ego wieder aufzubauen, neue Beziehungen einzugehen und trotz des Schmerzes über den Verrat an ihrer Ehe nach wie vor eine halbwegs gute Beziehung zu ihren ehemaligen Partnern zu bewahren.
Diese Gratwanderung ist natürlich mit einigen großen psychischen Belastungen verbunden, die bei Alison sogar dazu führen, dass sie ihre Tochter im Stich lässt und sich in eine psychiatrische Anstalt einweisen lässt. Cole stürzt sich dagegen in die eine oder andere Affäre und beginnt schließlich eine neue Beziehung mit Luisa (Catalina Sandino Moreno). All die persönlichen Veränderungen sind mit interessanten Einsichten verbunden, die bei Noah und Helen sogar in einer Paartherapie thematisiert werden, wobei Noah die Möglichkeit nutzt, sich einmal ohne Helens Anwesenheit über seine Geschichte und Persönlichkeit auszulassen.
Es ist einfach interessant zu verfolgen, wie Noah allmählich selbst zur Erkenntnis gelangt, ein egomanischer Kotzbrocken zu sein, der aber einfach Höheres erreichen will und sich mit seinem nächsten Roman von seinem sehr schlüpfrigen Debüt zu distanzieren. Den stärksten Part spielt nach wie vor Ruth Wilson („No Turning Back“, „Lone Ranger“) als gebrochene Frau, die nach dem Verlust ihres Kindes und nun auch ihres Ehemanns noch keinen echten Halt in der Beziehung zu Noah findet.
Die 2. Staffel von „The Affair“ setzt das erfolgreiche Konzept von Staffel 1 konsequent und tiefgründig fort, überzeugt durch die schauspielerischen Leistungen, die exzellenten Drehbücher und eine schicke Inszenierung. Allein das Finale mit der Auflösung von Scottys Tod wirkt etwas konstruiert.
"The Affair" in der IMDb

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