Dr. Jekyll & Sister Hyde

Zwischen Mitte der 1950er und Anfang der 1970er Jahre haben die britischen Hammer Studios ähnlich wie Universal zuvor schon in den 1930er Jahren die populärsten Horror-Stoffe um Werwölfe, Mumien, Zombies, Reptilienmenschen und Figuren wie Graf Dracula, Victor Frankenstein und das Phantom der Oper verarbeitet. Nachdem Hammer-Kult-Regisseur Terence Fisher („Dracula“, „Frankensteins Rache“) bereits 1960 den Robert-Louis-Stevenson-Klassiker „Dr. Jekyll & Mr. Hyde“ unter dem Titel „The Two Faces of Dr. Jekyll“ (deutscher Verleihtitel: „Schlag 12 in London“) adaptiert hatte, sorgte Roy Ward Baker („Gruft der Vampire“, „Dracula – Nächte des Entsetzens“) mit „Dr. Jekyll & Sister Hyde“ für eine aufgepeppte Version des Themas um die Spaltung der Persönlichkeit.
Auf der Suche nach dem Elixier des Lebens experimentiert Dr. Jekyll (Ralph Bates) mit weiblichen Hormonen, die er toten Frauenkörpern entnimmt, die ihm das Londoner Leichenschauhaus zur Verfügung stellt. Als der Nachschub allerdings versiegt, engagiert Jekyll die beiden Grabräuber Burke und Hare, die allerdings bald ein schreckliches Ende finden. Mittlerweile hat Jekyll allerdings ein Mittel gefunden, nach dessen Einnahme er sich in eine ebenso schöne wie gefährliche Frau (Martine Beswick) verwandelt, die er seinen neugierigen Nachbarn auf Nachfrage als seine Schwester vorstellt. Da die Wirkung des Elixiers zeitlich sehr begrenzt ist, besorgt Mrs. Hyde auf ihren nächtlichen Exkursionen bei Prostituierten für frischen Nachschub …
Regisseur Roy Ward Baker und sein Drehbuchautor Brian Clemens („Die Profis“, „Mit Schirm, Charme und Melone“) haben für ihre moderne Variante des klassischen Stoffes von der Verwandlung des Dr. Jekyll nicht nur ein weibliches Element und damit die Möglichkeit zur Präsentation von nackter Haut hinzugefügt, sondern auch andere Horror-Elemente hinzugefügt, die dem Film interessante Aspekte verleihen. So finden Jack Rippers Morde an Prostituierten ebenso Verwendung wie Dorian Grays Jugendwahn und die Serienmörder Burke und Hare.
Was „Mr. Jekyll & Sister Hyde“ aber so unterhaltsam macht, ist die Verbindung aus der Hammer-typischen, düster-nebligen Grusel-Atmosphäre und der starken Darstellerleistungen. Neben dem souverän agierenden Hammer-Star Ralph Bates („Frankensteins Schrecken“, „Blut für Dracula“) überzeugt vor allem die ehemalige Miss Jamaica und James-Bond-Darstellerin Martine Beswick („Liebesgrüße aus Moskau“, „Feuerball“) als wunderbar undurchschaubare wie sexy Sister Hyde. Allerdings konzentriert sich der Film eher auf die romantische Komponente einerseits (der über Jekylls Wohnung lebende Howard Spencer hat sofort ein Auge auf dessen vermeintliche Schwester geworfen, während sich wiederum Howards Schwester Susan in den adretten Arzt verguckt hat) und die gruselige mit den Morden andererseits, statt sich näher mit dem Thema der Persönlichkeitsveränderung auseinanderzusetzen.
Davon abgesehen zählt der stimmungsvoll inszenierte Film, der im Rahmen der „Hammer Film Edition“ von StudioCanal jetzt auch auf Blu-ray erhältlich ist, aber zu den besseren Spätwerken der Hammer Studios. 
"Dr. Jekyll & Sister Hyde" in der IMDb

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