Der große Bluff

Nach bisher eher mäßigen Erfolgen als Schriftsteller steht Clifford Irving (Richard Gere) mit seinem neuen Buch endlich vor dem Durchbruch. Davon ist nicht nur Cliffords Ehefrau Edith (Marcia Gay Harden) überzeugt, sondern – was viel wichtiger ist - vor allem seine Agentin Andrea Tate (Hope Davis) bei McGraw-Hill. Doch kaum hat sich Irving schon ausgemalt, was er mit dem verdienten Ruhm und Geld anfangen wird, und sich schon mal ein schickes Mercedes-Cabrio zulegt, folgt die schmerzliche Ernüchterung: Das Manuskript ist einem meinungsbildenden Kritiker in die Hände gefallen, der es völlig zerrissen hat, und nun lässt der Verlag das Buch fallen. 
In purer Verzweiflung lässt Irving wenig später vor versammelter Verlagsmannschaft verlauten, dass er derzeit am wichtigsten Buch des Jahrhunderts arbeite, er würde es am nächsten Morgen um 9:00 Uhr vorstellen. Fieberhaft überlegt er mit seinem Freund, den Schriftsteller Dick Susskind (Alfred Molina), über was er denn schreiben könnte, und wird schließlich auf eine Titelgeschichte über das geheime Leben des völlig von der Außenwelt isolierten und exzentrischen Milliardärs Howard Hughes aufmerksam. 
Schnell nimmt die Idee, eine autorisierte Biographie über Howard Hughes zu veröffentlichen, Gestalt an, und tatsächlich lässt sich der Verlag von ein paar gefälschten Briefen schnell davon überzeugen, dass Hughes tatsächlich Irving mit dem Schreiben seiner Autobiographie beauftragt hat. Doch spätestens als Howard Hughes' Anwälte Wind von dem Projekt bekommen und rechtliche Schritte einleiten wollen, kommen Irving und Susskind zunehmend in die Bredouille. 
Der neben den Hitlertagebüchern wohl größte Literaturskandal, den Clifford Irving in seinem Buch „The Hoax“ beschrieben hat, nämlich die rundherum gefälschte Autobiographie von Howard Hughes, hat den schwedischen Regisseur Lasse Hallström („Schiffsmeldungen“, „Gilbert Grape“, „Chocolat“) zu einer Verfilmung inspiriert, bei der vor allem Richard Gere in der Rolle des Schriftstellers auf Abwegen brillieren darf. An seiner Seite versammelt der charismatische Schauspieler viele weitere prominente Kollegen, von denen vor allem Alfred Molina als stets zweifelnder Mitverschwörer überzeugen darf und noch verzweifelter über seinen im Suff begangenen Ehebruch klagt als Irving, der seine Frau zwar liebt, ihr aber nicht den Gefallen tut, seine Geliebte Nina (Julie Delpy) nicht mehr zu treffen. 
Andere Hochkaräter wie Hope Davis oder Stanley Tucci haben leider nicht die Möglichkeit, ihre Fähigkeiten voll auszuspielen. Dafür hängt das Drehbuch viel zu sehr an seiner Hauptfigur fest. 
Es ist schon interessant zu beobachten, wie Clifford Irving in bester „Method Acting“-Manier in die Rolle von Howard Hughes schlüpft und mit wachsender Begeisterung Tonbänder mit "seinen" Erinnerungen füllt. Wie sich Irving allerdings immer wieder aus dem immer komplexer werdenden Lügenlabyrinth herauswindet, ist nicht immer leicht nachzuvollziehen. 
So amüsant der „große Bluff“ zunächst seinen Lauf nimmt, schwächelt die Dramaturgie gerade in der zweiten Hälfte zunehmend und unterwandert die Glaubwürdigkeit des stets sympathisch gezeichneten Hochstaplers. Doch abgesehen von dieser Schwäche stellt „Der große Bluff“ eine meist sehr amüsante Mediensatire dar, die auch ein wenig den Zeitgeist der schillernden 70er Jahre einfängt.  

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