Gamer
Anstatt sich im realen Leben zu bewegen, gestalten die Menschen in naher Zukunft ihr Dasein zunehmend im virtuellen Raum, wo sie gemietete echte Menschen durch beliebige Szenarien führen und so ihre Fantasien ausleben können. Durch eine spezielle Nanotechnologie werden die Gehirnzellen der lebenden Spielfiguren so programmiert, dass während eines Spiels nur die Befehle der Spieler ausgeführt werden. Daneben haben die „Schauspieler“ aber auch ein echtes Leben, das schwieriger zu bewältigen scheint als das auf Befehl und Gehorsam beruhende Prinzip in der virtuellen Welt.
Nach dem „Second Life“ nachempfundenen Spiel „Society“, das den Spieleentwickler Ken Castle (Michael C. Hall) reicher als Bill Gates gemacht hat, ist „Slayer“ das nächste große Spiele-Highlight. Hier haben zum Tode oder zu lebenslänglicher Haftstrafe Verurteilte die Möglichkeit, die Freiheit wiederzugewinnen, wenn sie 30 Runden in einem mörderischen Shooter-Szenario überlebt haben. Aussichtsreichster Kandidat auf diesen Preis ist der längst zum Popstar avancierte Kable (Gerard Butler), der vom begnadeten Gamer Simon (Logan Lerman) bereits durch 27 Runden geführt wurde. Doch Castle hat kein Interesse daran, seinen populären Schützling laufen zu lassen und setzt alles daran, Kable außer Gefecht zu setzen. Währenddessen hat sich im Untergrund eine Allianz namens Humanz gebildet, die sich ins Spielsystem hackt und die Öffentlichkeit auf das menschenverachtende Gebaren des Spiele-Entwicklers aufmerksam macht. Kable begreift, dass ihm die Flucht nur gelingt, wenn er die Verbindung zu Simon kappen kann.
Mit ihren rasanten Jason-Statham-Actionern „Crank“ und „Crank 2: High Voltage“ hat das junge Regisseur-Duo Mark Neveldine und Brian Taylor einen furiosen Einstand gefeiert, den es mit „Gamer“ fortzusetzen galt. Was den visuellen Stil und die Action angeht, ist es den beiden Adrenalin-Junkies auch hervorragend gelungen. Wie sehr sich Realität und die Szenarien in den Spielwelten vermischen, wird schon daran deutlich, dass der künstliche Look der virtuellen Welt für die realen Szenarien nahezu übernommen wird. Doch bei aller visueller Virtuosität bleibt die Story etwas auf der Strecke.
Den Plot kennt man von Klassikern wie „The Running Man“ und jüngeren Filmen wie „The Condemned“ und „Death Race“. Die Figuren bleiben allerdings recht eindimensional, sieht man von Amber Valletta ab, die als Kables Freundin um das Sorgerecht ihrer gemeinsamen Tochter kämpft und ihrer Arbeit als Schauspielerin in „Society“ nachgeht, wo sie die sexuellen Fantasien eines ekligen Fettwanstes befriedigen muss. Michael C. Hall spielt seinen Part als Bösewicht souverän herunter, kann aber im Vergleich zu seiner gespaltenen „Dexter“-Persönlichkeit keine Tiefe entwickeln.
Gerard Butler schießt sich hemmungslos seinen Weg in die Freiheit und ist für einige witzige Szenen gut, die an Jason Stathams Figur des Chev Chelios in den „Crank“-Filmen erinnert. Neveldine/Taylor sind in technischer Hinsicht wahre Virtuosen und feuern auch in „Gamer“ ein endloses Action-Feuerwerk ab, das sowohl optisch als auch musikalisch gefällt. Wenn in Zukunft auch etwas mehr Sorgfalt für die Story und die Figuren verwendet wird, darf man sich noch auf einige Highlights des Duos freuen.
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