Glaubensfrage

Kurz nachdem John F. Kennedy einem Attentat zum Opfer fiel, thematisiert der beliebte Priester Brendan Flynn (Philip Seymour Hoffman) in seiner sonntäglichen Predigt seine eigenen Zweifel. Vor allem Schwester Aloysius Beauvier (Meryl Streep), die mit rigoroser Hand die katholischen Schule St. Nicholas in der Bronx leitet, fragt sich, was Flynn damit wohl sagen wollte, und setzt die junge Lehrerin James (Amy Adams) darauf an, den Priester unter besondere Beobachtung zu nehmen. 
 
Als sie sieht, wie Flynn ein Hemd in den Spind des schwarzen Jungen Donald Miller legt und dieser nach Alkohol riechend von seinem Messdienerdienst in den Unterricht kommt, ist es für Beauvier ausgemachte Sache, dass der Priester sich an dem Jungen vergangen hat, und beginnt mit allen Mitteln gegen ihn vorzugehen. 
Der für sein Theaterstück "Glaubensfrage" mit einem Pulitzerpreis ausgezeichnete Autor John Patrick Shanley hat es sich nicht nehmen lassen, seine Vorlage selbst mit zwei großartigen Darstellen fürs Kino zu adaptieren. Obwohl während der 100 Minuten Laufzeit nicht viel passiert, vermögen die beiden katholischen Kontrahenten den Film ganz allein zu tragen, was vor allem mit der interessanten, nach wie vor hochaktuellen moralischen Frage verknüpft ist, inwieweit man jemanden aufgrund von mehr oder weniger starken Indizien verurteilen darf. Shanley löst den Konflikt nicht auf, weiß aber den Zuschauer immer wieder geschickt zu lenken, wenn Flynn beispielsweise Parabeln im Gottesdienst verwendet, die seine Widersacherin nur zu gern gegen ihn verwendet.  
Meryl Streep und Philip Seymour Hoffman spielen diese Auseinandersetzung ganz großartig. Unterstützt werden sie dabei von Roger Deakins' ("Der Vorleser", "No Country For Old Men") grandioser Kameraarbeit und dem einfühlsamen Score von Howard Shore ("A History Of Violence", "Edge Of Darkness"). 

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