Taste of Money

Bereits mit seinem letzten Lehrstück „Das Hausmädchen“ (2010) hat der südkoreanische Filmemacher Im Sang-soo eindrucksvoll die selbstgefälligen Machtdemonstrationen der Reichen seziert. Sein neues Werk „Taste of Money – Die Macht der Begierde“ greift das unmoralische Wirken der oberen Zehntausend erneut auf.
Kaum hat der junge Young-jak (Kim Kang-woo) seine Stellung als Privatsekretär bei der unverschämt reichen Baek-Matriarchin Baek Geum-ok (Yun Yeo-Jung) angetreten, da wird er Zeuge, wie Baeks unterwürfiger Ehemann Yoon (Yun-Shik Baek) eine Affäre mit dem Dienstmädchen Eva (Maui Taylor) unterhält. Diese Beobachtung belastet zwar sein Gewissen, doch so richtig übel ergeht es ihm erst, als die Hausherrin Wind von den Treiben ihres Mannes bekommt und einen Racheplan schmiedet. Der nimmt seinen Anfang darin, dass sie den zurückhaltenden Young-jak zum Sex vor laufender Kamera zwingt. Doch die machthungrige Madame hat noch einige weitere Demütigungen für ihren Mann in petto und macht bei der Ausübung ihrer Pläne keine Gefangenen und zieht auch ihren Sohn Cheol (On Ju-wan), Tochter Na-mi (Hyo-jin Kim) und den amerikanischen Investor Robert (Darcy Paquet) mit in den Schlund des Verderbens.
Schon die Eröffnungsszene offenbart dem Zuschauer, in welchem Milieu Im Sang-soo seinen neuen Film angesiedelt hat. In schicken Anzügen betreten Yoon und Young-jak einen imposanten Tresorraum, in dem der Privatsekretär lapidar angewiesen wird, kiloweise Geldscheine in zwei riesige Koffer zu schaufeln. Von dem Angebot, sich selbst auch ein paar Bündel einzustecken, macht der junge Mann aber nicht Gebrauch. Wird Young-jak in dieser Szene noch als moralisch integrer Angestellter eingeführt, kann er im Lauf des weiteren Geschehens nicht verhindern, selbst immer tiefer in den Strudel aus Macht, Intrigen, Sex und Geld gespült zu werden.
„Taste of Money“ lebt dabei von einer nahezu antiseptisch reinen Bildsprache, klinisch kühlen Dekorationen, in denen sich schick gekleidete Menschen wie Marionetten bewegen. Im Sang-soo kann sich dabei auf die souveräne Verkörperung seiner verdorbenen Figuren verlassen und lässt diese mit zynischem Humor miteinander sexuell oder intrigant interagieren, vergisst aber auch nicht, in Hintergrundbildern auf die Nöte in der realen Welt hinzuweisen, über die die Reichen nur abschätzig schmunzeln können. Im Sang-soo macht in „Taste of Money“ keinen Hehl daraus, was er von dem verwerflichen, überheblichen Verhalten der Baek-Familie hält, und zelebriert in edelster Hochglanz-Optik die Demontage des kriminellen Clans auf vergnügliche Weise mit manchmal grotesken Einfällen und einem guten Schuss Erotik.
"Taste of Money" in der IMDb

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