Oldboy

Wenn sich europäische oder asiatische Filme zu bemerkenswerten Blockbustern oder Klassikern entwickelt haben, fällt es Hollywood offensichtlich immer schwer, KEIN Remake zu kreieren. Schließlich scheint es allzu offensichtlich, dass ein einmal erfolgreicher Filmstoff auch in den US-amerikanischen Kinos Geld in die Kassen spült. Park Chan-wook hat vor immerhin schon zehn Jahren mit „Oldboy“ eine echte Perle im Genre des Rache-Thrillers geschaffen. Nun hat sich der renommierte Regisseur Spike Lee („American History X“, „Inside Man“) an ein Remake gemacht und ist dabei überraschend dicht am Original geblieben.
Werbemanager Joe Doucett (Josh Brolin) ist ein Arschloch, wie es im Buche steht. Er vernachlässigt seine Familie und taucht selbst im Büro ständig stark alkoholisiert auf. Sein genervter Chef gibt ihm noch eine Chance. Wenn er die laufenden Verhandlungen mit einem lukrativen Interessenten nicht erfolgreich zum Abschluss bringt, ist Joe seinen Job los. Obwohl er den Deal schon in trockenen Tüchern hat, überspannt Joe den Bogen und bringt sich um die erschmeichelten Lorbeeren. Nach dem darauffolgenden heftigen Saufgelage wacht Doucett in einem Hotelzimmer auf, aus dem es keinen Weg nach draußen zu geben scheint. Tag für Tag verbringt der Gefangene in diesem Zimmer, ohne zu wissen, wer ihn eingesperrt hat, und bekommt sein fades Essen mit einer Flasche Wodka durch eine kleine Klappe gereicht. Seine einzige Verbindung zur Außenwelt besteht in einem Fernseher, aus dem er schließlich erfahren muss, dass seine Frau brutal vergewaltigt und ermordet wurde – und Joe der Hauptverdächtige ist, der allerdings spurlos verschwunden zu sein scheint.
Zwanzig Jahre nach seiner Entführung wird Joe auf einmal freigelassen. Zusammen mit seinem alten Kumpel Chucky (Michael Imperioli) macht sich Joe auf die Suche nach möglichen Kandidaten für seine Entführung. Als er dabei die Bekanntschaft von ein paar bösen Jungs macht, die Joe übel zurichten, wird er von der hübschen wie engagierten Sozialarbeiterin Marie (Elizabeth Olsen) wieder aufgepeppelt. Schließlich führt die Spur zum undurchsichtigen Adrian Pryce (Sharlto Copley), zu dem Joe allerdings überhaupt keinen Bezug herstellen kann. Allerdings stellt ihm dieser in Aussicht, seine Tochter bald wiedersehen zu können …
Spike Lees Adaption des Mangas von Garon Tsuchiya und Nobuaki Minegishi verdoppelt zwar die Haft von zehn auf zwanzig Jahre und verlegt das Geschehen von Süd-Korea in die USA, doch der eigentlichen Geschichte bleibt Lee ohne große Überraschungen treu. Dabei lebt sein „Oldboy“ vor allem von der starken Darstellung Josh Brolins („W.“, „No Country For Old Men“), der seiner Figur zunächst alle Facetten eines versoffenen Fieslings verleiht, um dann in den Jahren seiner Gefangenschaft seine Vatergefühle zu entdecken und einen Racheplan zu schmieden. Lee wertet seinen Film nicht nur mit prominenten Nebendarstellern wie Samuel L. Jackson und der sympathisch aufspielenden Elizabeth Olsen auf, sondern bietet den Action- und Torture-Porn-Freunden auch ein paar knackige Sequenzen, die vor allem die Fans des Originals bedienen sollen.
Davon abgesehen wirkt auch der Handlungsablauf nicht immer zwingend logisch, doch wer das Original nicht kennt, wird bei „Oldboy“ mit einem soliden Rache-Thriller versorgt, der mit einem überraschenden Showdown und einem stark aufspielenden Hauptdarsteller überzeugt.
"Oldboy" in der IMDb

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