Savaged

Obwohl das Torture-Porn- und Rape’n’Revenge-Genre bereits in den 60ern mit Klassikern wie „The Hills Have Eyes“, „Texas Chainsaw Massacre“ und „I Spit On On Your Grave“ seine Blütezeit erlebte, hat die Slasher-Szene durch Filmreihen wie „Saw“ und „Hostel“ vor einigen Jahren nicht nur im sprichwörtlichen Sinne neues Blut eingeflößt bekommen. Mittlerweile beschränken sich die meisten Epigonen des Genres allerdings in recht uninspirierten Aufgüssen der allzu vertrauten Thematik und wissen wenig Neues zu erzählen. Dazu zählt leider auch „Savaged“ von Michael S. Ojeda.
Mit dem alten Wagen ihres Daddys, den ihr ihre Mutter anvertraut, macht sich die taubstumme Zoe (Amanda Adrienne) quer durch den Südwesten der USA auf den Weg zu ihrem Freund Dane (Marc Anthony Samuel), den sie von unterwegs mit Handy-Fotos von ihrer Reise versorgt. Doch nach einem Bild, das Zoe vom Ortsschild Acme in New Mexico geschossen hat, reißt der Fotostream ab, und als Dane nichts weiter von seiner Freundin sieht und hört, macht er sich auf den Weg nach Acme. Dort wurde Zoe nämlich Zeugin eines brutalen Mordes an einem Indianer durch eine weiße Gang, die auch das Mädchen verschleppt, foltert, vergewaltigt und in der Wüste verscharrt. Ein indianischer Schamane buddelt das vermeintlich leblose Mädchen wieder aus, versorgt seine Wunden und wirkt einigen Zauber, um Zoe wieder aufzupeppeln. Allerdings ergreift während der Zeremonie ein alter Indianer-Häuptling Besitz von der jungen Frau, die mit neuer Kraft und dem Wissen alter indianischer Kampftechniken Rache an ihren Peinigern nimmt …
In seinem Leinwand-Debüt „Savaged“ hält sich Fernsehfilm- und -serienregisseur Michael S. Ojeda nicht lang mit einer Einführung auf, sondern schickt seine gehandicapte Protagonistin gleich auf einen Roadtrip, der nach wenigen Filmminuten zu einer tödlichen Angelegenheit wird. Dabei verweilt der Drehbuchautor und Regisseur glücklicherweise nicht allzu lang bei der Folterung und Schändung der jungen Frau, sondern begnügt sich damit, die ihr zugefügten Wunden für sich sprechen zu lassen. Auch die atmosphärische Videofilmästhetik sorgt für optische Schauwerte. Doch sobald Zoe von dem indianischen Schamanen ausgebuddelt wird, möchte man dem Mädchen und dem Zuschauer wünschen, von der folgenden Tortur verschont zu bleiben. Es wird nämlich nicht so recht klar, welche Richtung Ojeda mit seinem Film einschlagen und welche(s) Genre(s) er eigentlich bedienen möchte. Schon die Werbung für den Film, mit der „Savaged“ als Mixtur zwischen „I Spit On Your Grave“ und „The Crow“ vermarktet wird, deutet die ambivalente Ausrichtung an. Allerdings ist „Savaged“ ganz weit von der atmosphärischen Dichte und der musikalischen Klasse von „The Crow“ ebenso entfernt wie von der expliziten Gewaltorgie dem weiblichen Opfer gegenüber, die „I Spit On Your Grave“ zu einem so kontroversen Film gemacht hat.
Für Torture-Porn-Freunde bietet der Slasher allerdings einige nette Einfälle, mit denen die Rächerin ihren Peinigern zu Leibe rückt. „Savaged“ ist sicherlich kein Highlight des ohnehin fragwürdigen Rape’n’Revenge-Genres, bietet seinen Anhängern aber durchaus solide Hausmannskost.
"Savaged" in der IMDb

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