John Wick: Kapitel 2

Seit sich Keanu Reeves mit der „Matrix“-Trilogie (1999-2003) als veritabler Action-Held etablierte, hat er zwar versucht, sich nicht auf dieses Genre festlegen zu lassen, und auch Rollen in Romantik-Komödien („Was das Herz begehrt“) und Dramen („Ellie Parker“, „Das Haus am See“) angenommen, doch seine Karriere hat diese Entscheidung nicht unbedingt beflügelt. Erst mit dem kompromisslosen Rache-Actioner „John Wick“ feierte Reeves 2014 ein erfolgreiches Comeback, dem drei Jahre später nun das längst überfällige Sequel „John Wick: Kapitel 2“ folgt, das diesmal Action bis zum Overkill bietet.
John Wick kommt einfach nicht zur Ruhe. Kaum hat er seinen früheren Boss ausgeschaltet, geht er bei der Rückholung seines geliebten 1969er Boss Mustang aus den Hallen von Viggos Bruder Abram Tarasov (Peter Stormare) über weitere Leichen, will sich dann aber endgültig zur Ruhe setzen. Diesen Plan durchkreuzt allerdings Santino (Riccardo Scamarcio), der von John Wick noch eine mit Blut besiegelte Münze besitzt, mit der er die damit verbundene Einlösung einer Schuld einfordert: Wick soll Santinos Schwester Gianna (Claudia Gerini) ausschalten, die einen Platz im mächtigen Rat der Unterweltbosse einnimmt. Zwar erledigt Wick erwartungsgemäß auch diesen heiklen Job, doch auf einmal sind sieben Millionen Dollar Kopfgeld auf Wick ausgesetzt, und Wick bleibt nichts anderes übrig, als seinen alten Widersacher Bowery King (Laurence Fishburne) und seine Armee von Bettlern um Hilfe zu bitten …
Die Regisseure David Leitch und Chad Stahelski haben John Wick als treu liebenden Ehemann etabliert, der erst den Tod seiner schwer erkrankten Frau verkraften musste und dann nicht verhindern konnte, dass der Tarasov-Clan in seinem eigenen Haus auch noch seinen Hund tötete. Wie sich Keanu Reeves anschließend unaufhaltsam durch die Unterwelt kämpfte und ballerte, war einfach opulent und knallhart inszeniertes Action-Kino vom Feinsten. Diese Komponente rückt in der Fortsetzung noch mehr in den Mittelpunkt. Zum Glück nimmt sich Drehbuchautor Derek Kolstad viel Zeit, auch tiefer in die Mythologie um das mysteriöse „Hotel Continental“ einzutauchen, in dem sich John Wick zwar mit einem neuen Arsenal an Waffen eindeckt, die er innerhalb dieser geheiligten Wände aber nicht einsetzen kann, denn zu den ausgefeilten Regeln des Etablissements zählt auch der strikte Waffenstillstand zwischen den Killern und Gangstern, die hier verkehren.
Davon abgesehen fasziniert „John Wick: Kapitel 2“ mit einer packend choreografierten Action-Schlacht, in der der Held zwar auch einige Blessuren davonträgt, aber letztlich unverwüstlich wirkt und gnadenlos kurzen Prozess mit seinen unzähligen Widersachern macht. Gelegentlich fühlt sich der Zuschauer wie in ein Video-Ballerspiel versetzt, wo sich der Ego-Shooter seinen Weg freischießen muss, aber Chad Stahelski (der diesmal allein die Regie führte) inszeniert die Action in sehr künstlich arrangierten, aber optisch beeindruckenden Kulissen, aus denen John Wick immer wieder wie ein unbesiegbarer Held hervorkommt. Gerade als die Action gefährlich nahe zum Selbstzweck zu werden droht, bekommt Stahelski wieder die Kurve und taucht in die Gesetzmäßigkeiten des Continental ein, das demnächst sogar eine eigene Fernsehserie bekommen soll. Viel Spaß macht natürlich auch die Begegnung mit alten Genre-Vertrauten wie Keanu Reeves‘ „Matrix“-Kollegen Laurence Fishburne, Ian McShane („American Gods“, „Hercules“) und Peter Stormare („Fargo“, „Tokarev“).
„John Wick: Kapitel 2“ macht einfach Spaß und lässt Keanu Reeves lässig und grimmig zu einer Action-Ikone werden, der im bereits geplanten dritten Kapitel weiter an seiner todbringenden Geschichte arbeiten kann.
 "John Wick: Kapitel 2" in der IMDb

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