2001: Odyssee im Weltraum

In seiner leider sehr überschaubaren Werksbiographie hat Stanley Kubrick etliche Meisterwerke wie „Wege zum Ruhm“ (1957), „Lolita“ (1962), „Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben“ (1964), „Uhrwerk Orange“ (1971) und „Full Metal Jacket“ (1987) inszeniert, aber mit keinem Film ist der Name des außergewöhnlichen Filmemachers so verbunden wie mit seinem philosophisch geprägten, vieldeutigen Science-Fiction-Meisterwerk „2001: Odyssee im Weltraum“ (1968). Auch nach mehrmaligem Schauen bietet die faszinierend inszenierte und geschnittene, musikalisch kongenial unterlegte Space Opera immer neue Facetten des Staunens und Hinterfragens.

Inhalt: 

György Ligetis „Atmosphères“ bildet den musikalischen Auftakt zu einem schwarzen Bild auf der Leinwand, dann der Übergang zu Richard Strauss‘ „Also sprach Zarathustra“ und auf den Hinweis zum Beginn der Menschheitsgeschichte. In der afrikanischen Savanne verzehren Menschenaffen ihre karge Nahrung, dann wird die Horde von einem Leoparden überfallen, der eines ihrer Mitglieder tötet. Eine andere Gruppe dieser vormenschlichen Art vertreibt die erste von dem Wasserloch. 
Am nächsten Morgen ragt ein perfekt quadratischer, schwarzer Monolith aus dem Boden, sorgt für Aufregung unter den Zweibeinern, von denen einer schließlich das unbekannte Objekt berührt. Wenig später spielt einer der Menschenaffen mit Teilen eines vor ihm liegenden Skeletts, ergreift einen der Knochen und bewegt ihn wie ein Werkzeug, eine Waffe, mit der wiederum die andere Gruppe vom Wasserloch vertrieben werden kann. Mehr noch: der Knochen dient dem neu entstandenen Homo faber als Waffe, andere Tiere zu töten und zu unterwerfen. 
Als der Knochen in einer Geste des Triumphs in die Luft geworfen wird, erfolgt der Schnitt auf die Weiten des Weltalls, wo aus dem Knochen eine Raumstation wird, die vier Millionen Jahre später zu einer Mission zum Mond unterwegs ist. Auf der amerikanischen Mondbasis Clavius werden seltsame, geheim gehaltene Vorkommnisse mit einer Epidemie erklärt. Dr. Floyd (William Sylvester) vom National Council of Astronautics ermahnt auf einer Konferenz die anwesenden Wissenschaftler zur Verschwiegenheit, bevor er sich mit einigen anderen Experten auf den Weg zu einem Krater macht, in dem ein schwarzer Monolith offensichtlich absichtlich vergraben wurde und ein Kraftfeld erzeugt, dessen Quelle für vermeintlich außerirdischen Ursprungs gehalten wird. Wie der eine Affe vor vier Millionen Jahren berührt auch Floyd den Monolithen mit der Hand. 
18 Monate später befindet sich das längliche Raumschiff Discovery auf dem Weg zum Jupiter. Während sich drei Wissenschaftler seit dem Start von der Erde im Tiefschlaf befinden, koordinieren Commander Dr. Dave Bowman (Keir Dullea), sein Assistent Dr. Frank Pole (Gary Lockwood) und das hochintelligente Computersystem HAL 9000 den Alltag auf der Discovery, führen Interviews mit irdischen Fernsehstationen, in denen konstatiert wird, dass HAL wie ein Mensch Gefühle äußern könne, weil er darauf programmiert sei, um so die Zusammenarbeit mit ihm zu erleichtern. Doch als HAL irrtümlicherweise ankündigt, dass in 72 Stunden eine noch völlig intakte Alpha-5-Einheit ausfalle, beginnen Bowman und Pole in scheinbarer Ungestörtheit an HALs Funktionsfähigkeit zu zweifeln, doch HAL liest den Dialog von den Lippen der beiden Männer ab und beginnt sukzessive mit Sabotage-Aktionen, um zu vermeiden, dass die Astronauten ihn abschalten … 

Kritik: 

Stanley Kubrick wollte schon immer einen ungewöhnlichen Science-Fiction-Film drehen und war so von Arthur C. Clarkes Roman „Childhood’s End“ begeistert, dass er zwar die Filmrechte an der Geschichte über eine überlegene außerirdische Rasse erwarb, die den Menschen hilft, ihr altes Selbst zu zerstören, um eine neue, höhere Evolutionsstufe zu erreichen, doch arbeiteten Clarke und Kubrick schließlich ein neues Drehbuch auf der Grundlage seiner 1948 veröffentlichten Geschichte „The Sentinel“ aus, während Clarke auch noch den Roman dazu schrieb. 
„2001: Odyssee im Weltraum“ kommt nicht als philosophisch überfrachtetes Weltraum-Epos daher, sondern spricht den Zuschauer auf einer unbewussten Ebene an, was vor allem durch die grandiose Symbiose von Bildern und Musik erreicht wird. Kubrick brauchte für den Film keine bekannten Darsteller, die schwierige Dialoge beherrschen müssten. Tatsächlich funktioniert der Film eher auf einer nonverbalen Ebene, in der Fragen nach dem Sinn von technologischem Fortschritt, außerirdischen Lebensformen, Evolution und Gott thematisiert werden, ohne auch nur eine Antwort darauf zu geben. Vor allem der geheimnisvolle Schluss wirft mehr Fragen auf, als er diejenigen beantwortet, die der Film aufgeworfen hat. Dabei zeigt Kubrick die Raumfahrt und das All so realistisch wie niemand je zuvor. „2001: Odyssee im Weltraum“ ist ein brillant gefilmtes Weltraum-Abenteuer mit unglaublichen Special Effects, großartiger musikalischer Untermalung und grandiosen Bildern, die den Film auch zu einem metaphysischen Meisterwerk machen, der nach wie vor für viele Interpretationen offen ist. 

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