Informers

Seit seinem Romandebüt „Less than Zero“ (1985), das zwei Jahre später verfilmt und das unter dem Titel „Unter Null“ im Jahr 2006 auch hierzulande veröffentlicht wurde, scheint der US-amerikanische Skandalautor Bret Easton Ellis vor allem den 80er Jahren verbunden, thematisiert gern den Werteverfall und die hedonistische Lebensweise gerade der Yuppie-Generation. Nach „American Psycho“ und „The Rules of Attraction“ wurde auch Ellis‘ viertes Buch, die Kurzgeschichten-Sammlung „The Informers“, verfilmt, wobei Ellis selbst zusammen mit Nicholas Jarecki („Arbitrage – Macht ist das beste Alibi“, „The Outsider“) auch das Drehbuch schrieb und der Film mit einer Reihe von Stars wie Mickey Rourke, Kim Basinger, Billy Bob Thornton und Winona Ryder aufwarten kann. 

Inhalt: 

Als auf einer Yuppie-Party in Hollywood einer ihrer Freunde auf der Straße vor dem Luxusanwesen von einem Cabrio erfasst wird und vor den Augen von Graham Sloan (Jon Foster) stirbt, lässt sich seine Clique von diesem Unglücksfall wenig beeindrucken. Für den Drogenhändler Graham geht das Leben ebenso weiter wie für dessen Freundin Christie (Amber Heard), die er sich mit seinem besten Freund Martin (Austin Nichols) teilt, und Tim Price (Lou Taylor Pucci). Er ist aber ebenso wie seine Schwester Susan (Cameron Goodman) überrascht, dass sein Vater, der der erfolgreiche Filmproduzent William (Billy Bob Thornton), wieder zurück nach Hause zur tablettenabhängigen Laura (Kim Basinger) kommen will. Allerdings will er auch die Affäre zur jüngeren Fernseh-Moderatorin Cheryl Moore (Winona Ryder) nicht aufgeben. 
Währenddessen versucht Bryan Metro (Mel Raido), drogensüchtiger Frontmann der erfolgreichen New-Wave-Band The Informers, seine Karriere wieder in Schwung zu bringen. Dabei könnte auch ein Filmprojekt eine Rolle spielen. Doch viel mehr wäre Bryan daran gelegen, wieder Kontakt zu seiner Ex und dem gemeinsamen Sohn zu bekommen. Stattdessen betäubt er sich mit Drogen, Alkohol und Groupies. Jack (Brad Renfro), der nach Los Angeles gezogen war, um Schauspieler zu werden, ist jetzt Portier in dem Apartmenthaus, in dem Graham lebt, und muss seinem kriminellen Onkel Peter (Mickey Rourke) Unterschlupf gewähren, damit dieser seinen nächsten Coup planen kann, für den er untertauchen muss. Tim ist wiederum alles andere als begeistert, dass er mit seinem nicht mehr zuhause lebenden Vater Les (Chris Isaak) Zeit auf Haiti verbringen muss … 

Kritik: 

Bereits mit den ersten Einstellungen, die den Zuschauer zu den Klängen von Simple Minds‘ „New Gold Dream (81/82/83/84)“ durch die prachtvolle Villa führt und den Blick auf die ausgelassene Party reicher, schöner und junger Menschen gleiten lässt, macht Regisseur Gregor Jordan („Gesetzlos – Die Geschichte des Ned Kelly“, „Unthinkable“) deutlich, dass es in „Informers“ eher um Schein als Sein geht, um den oberflächlichen Reiz von Macht und Reichtum, um sofortige Bedürfnisbefriedigung und unbegrenzten Spaß. Der Unfalltod eines der Partygänger stellt dabei nur ein kurzes Intermezzo dar. Jordan geht mit seinen beiden Drehbuchautoren über diesen an sich tragischen Zwischenfall ebenso lapidar wie seine Protagonisten hinweg, lässt alle zur Tagesordnung übergehen, und das heißt vor allem, Drogen zu verticken und einfach Spaß zu haben. 
Dabei werden die Schicksale der mehr oder weniger lose miteinander verbundenen Figuren nur so kurz umrissen, dass diese nur leere Hüllen bleiben und kaum Gelegenheit bekommen, ihre Gedanken und Gefühle zum Ausdruck zu bringen. Aber wenn sie das tun, werden gleich die Abgründe deutlich, über denen sich all diese so erfolgreichen, finanziell sorglosen Menschen bewegen. Ihre innere Leere müssen sie allesamt mit Sex, Drogen und Alkohol betäuben. Das gibt vor allem Amber Heard („Drive Angry“, „Aquaman“) reichlich Gelegenheit, ihren nackten Körper in Szene zu setzen, aber gerade bei dem Teenie-Idol Bryan Metro wird die Verzweiflung angesichts seiner Einsamkeit fast schon körperlich spürbar. Jordan hat ein prominentes Ensemble für seinen Film vor der Kamera vereint, wobei die Altstars wie das „9½ Wochen“-Couple Mickey Rourke und Kim Basinger sowie 90s-Star Winona Ryder („Edward mit den Scherenhänden“, „Bram Stoker’s Dracula“) ihre wenigen Momente gut nutzen, um ihre kaputten Beziehungen und die damit verbundene Unzufriedenheit im sonst so vom Glamour geprägten Leben zur Schau zu stellen. 
Doch so erschreckend diese oberflächlichen Reize zum Lebensmittelpunkt der portraitierten Yuppies geworden sind, so wenig vermögen die einzelnen Schicksale auch zu berühren. Außer einem coolen Look, viel nackter Haut und einem mitreißenden Soundtrack (A Flock of Seagulls, Pat Benatar, Wang Chung und Gary Numan) bietet „Informers“ nämlich wie seine Figuren nur wenig Mitreißendes, bleibt überwiegend distanziert und vermag nur in seltenen, dann aber umso pointierteren Momenten die seelischen Nöte der High Society von Hollywood auszuloten.  

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