Wege zum Ruhm

Nachdem Stanley Kubrick mit „Der Tiger von New York“ und „Die Rechnung ging nicht auf“ zwei vielversprechende Versuche im Film-noir-Genre abgeliefert hatte, gelang es ihm mit Hilfe von seinem gleichaltrigen Produzenten-Freund James B. Harris und vor allem dem Einfluss von Hollywood-Star Kirk Douglas, 1957 mit „Wege zum Ruhm“ den gleichnamigen Roman von Humphrey Cobb bei United Artists realisieren zu können, die Douglas das Budget von knapp einer Million Dollar für die Produktion zur Verfügung stellten. Mit dem nur knapp eineinhalbstündigen, in einigen Ländern lange Zeit verbotenen Antikriegsfilm gelang Kubrick schließlich der endgültige Durchbruch in Hollywood. 

Inhalt:

Zwei Jahre nach Beginn des Ersten Weltkriegs haben sich 1916 quer durch Frankreich die Fronten zwischen den Deutschen und Franzosen verhärtet. Um Bewegung in den auf beiden Seiten verlustreichen Stellungskrieg zu bringen, bekommt der ehrgeizige französische Divisionskommandeur Paul Mireau (George Mcready) von seinem Vorgesetzten, General George Broulard (Adolphe Menjou), den Auftrag übermittelt, die entscheidende, von den Deutschen besetzte Höhe 19 zu stürmen. Ein Erfolg würde sich bestimmt positiv auf Mireaus weitere Karriere auswirken. 
Mireau hält dieses Unterfangen zunächst für absolut indiskutabel, verweist auf die Verantwortung seiner Männer, deren Wohl ihm wichtiger seien als die Karriere, doch wenig später schwenkt er bereits um, besucht mit seinem Adjutanten die Schützengräben seines Regiments, versucht, etwas unbeholfen die völlig erschöpften Soldaten aufzumuntern, und erteilt schließlich Regimentsführer Colonel Dax (Kirk Douglas) den Befehl, den sogenannten „Ameisenhügel“ zu stürmen, auch wenn dabei die Hälfte des Regiments die Offensive nicht überleben dürfte. Dax weigert sich zunächst, dieses hoffnungslose Unterfangen durchzuführen, doch droht ihm Mireau mit dem Entzug des Kommandos. Dax schickt einen nächtlichen Spähtrupp aus drei Männern los, um die feindlichen Stellungen auszukundschaften. Der nervöse Lieutenant Roget (Wayne Morris) tötet dabei einen seiner vorgerückten Kameraden versehentlich mit einer Handgranate, spielt seine Rolle bei dem Vorfall gegenüber Dax allerdings herunter, muss aber befürchten, dass Caporal Paris (Ralph Meeker) den wahren Sachverhalt nach oben meldet, auch wenn er seinen Untergebenen wissen lässt, dass man einem Offizier eher glauben würde als einem dem ihm unterstehenden Unteroffizier. 
Der am nächsten Morgen ausgeführte Angriff kommt schon auf halber Strecke zum Erliegen und fordert unzählige Todesopfer. Bei der geplanten zweiten Welle ist das deutsche Abwehrfeuer so stark, dass Dax‘ Leute nicht mal ihren Graben verlassen können. Mireau ist über das Versagen seiner Truppe so verärgert, dass er Artilleriekommandant Rousseau mit dem Befeuern der verbliebenen Soldaten im Graben beauftragt, um diese doch noch zum Ausrücken zu zwingen, und nach dessen Weigerung, die eigenen Stellungen zu bekämpfen, veranstaltet Mireau ein Exempel, will 100 zufällig ausgewählte einfache Soldaten aus dem 701. Regiment wegen „Feigheit vor dem Feind“ hinrichten lassen. Durch Dax‘ Einwirken wird diese Zahl auf drei Soldaten reduziert, je einer aus jeder Kompanie, die an der ersten Angriffswelle mitgewirkt hat. Vor dem Kriegsgericht übernimmt Dax, der im Zivilberuf Strafverteidiger ist, die Verteidigung der drei Männer. Durch das Auswahlverfahren bekommt Roget die Möglichkeit, den Mitwisser Paris auszuschalten, während der Soldat Armand durch das Los bestimmt worden ist und Ferol von seinem Vorgesetzten als „asoziales Element“ ausgesondert werden soll. 
Dax ist empört über die Art des Verfahrens, über das es keine schriftlichen Dokumente gibt und das ihm nicht die Möglichkeit bietet, entlastende Zeugen aussagen zu lassen. Selbst Dax‘ Versuch, bei Broulard eine Aufhebung des Urteils zu erwirken, kann nicht verhindern, dass die drei Soldaten am folgenden Morgen erschossen werden … 

Kritik: 

Als Stanley Kubrick im Alter von ungefähr 15 Jahren Humphrey Cobbs Roman „Paths of Glory“ las, war er weniger wegen der literarischen Qualitäten des Buches angetan, sondern wegen der tragischen Dimensionen. Zwar zählt Kubricks Verfilmung zu seinen weniger bekannten Werken, doch stellt „Wege zum Ruhm“ bis heute einen der beeindruckendsten Antikriegsfilme dar, die je gedreht wurden. Nachdem Jim Thompson, mit dem Kubrick bereits bei „Die Rechnung ging nicht auf“ erfolgreich zusammengearbeitet hatte, einen ersten Drehbuchentwurf vorgelegt hatte, war die für Kirk Douglas vorgesehene Rolle des Colonel Dax noch sehr klein ausgefallen, worauf Calder Willingham („Die Reifeprüfung“, „Little Big Man“) das Drehbuch überarbeitete und Kubrick selbst auch noch einige Änderungen vornahm, um Douglas‘ Rolle zu stärken. 
„Wege zum Ruhm“ ist ein Paradebeispiel für die Art und Weise, wie Kriege von den Befehlshabern für eigene Karrierezwecke und Profilneurosen angezettelt werden, die sie aber selbst nicht ausfechten müssen, sondern wofür die einfachen Soldaten ihr Leben lassen müssen. Der Filmtitel „Paths of Glory“ basiert auf der Zeile „Paths of glory lead but to the grave“ aus Thomas Grays Gedicht „Elegy Written in a Country Churchyard“, wobei schon im Vorspann, wenn die musikalische Untermalung durch die Marseillaise, der französischen Nationalhymne, in Moll auf das tragische Ende der nachfolgenden Geschichte verweist. Bereits der Dialog zwischen den beiden Offizieren im herrschaftlichen Schloss, das Mireau als Schaltzentrale dient, macht deutlich, wie sehr der Krieg von Eitelkeiten, der Sucht nach Ruhm und Anerkennung geprägt wird, dass das vermeintliche Wohl der einfachen Soldaten nur kurz vorgeschoben wird, um eine mitfühlende Note zu demonstrieren, die nur Fassade ist. 
Kubrick erweist sich hier schon als Meister der Inszenierung und der außergewöhnlichen Kameraführung. Wenn Mireau etwa mit seinem Adjutanten in seiner geschniegelten Uniform durch den Schützengraben läuft, macht Kubricks Kamera keinen Hehl aus dem Graben, der zwischen den erschöpften Soldaten und den aufgesetzt aufmunternden Worten des Kommandanten liegt. Vor allem die Nahaufnahmen der kraftlosen Soldaten sprechen mehr als tausend Worte. Indem Kubrick dem klassischen Aufbau in drei Akten folgt und die Phasen vor, während und nach dem Kampf in chronologischer Reihenfolge abbildet, schafft Kubrick einen starken Rhythmus, der die straff erzählte Geschichte aufs Wesentliche reduziert und so die Tragik noch verstärkt. Dabei wird die geordnete, reine, luxuriöse und weitläufige Atmosphäre des Schlosses, in dem die Generäle ihre Kriegspläne schmieden, wunderbar konterkariert von den dunklen, engen und schmutzigen Schützengräben auf dem Schlachtfeld, auf dem die einfachen Soldaten ihr Leben lassen. 
Durch das Kriegsgerichtsverfahren wird die Absurdität des Krieges schließlich auf die Spitze getrieben, wenn die Anklage letztlich keine zwingenden Beweise für die Schuld der drei exemplarisch ausgewählten Soldaten vorbringen kann und Dax keine Chance hat, seine Verteidigung ordentlich vorzubringen. Neben der großartigen Inszenierung besticht „Wege zum Ruhm“ aber auch durch die drei Hauptdarsteller, allen voran Kirk Douglas, der mit Kubrick anschließend noch „Spartacus“ realisieren sollte. Sowohl George Macready („Gilda“, „Tora! Tora! Tora!“) als auch Adolphe Menjou („Verschwörung im Nachtexpress“, „Der Mann auf dem Drahtseil“) bieten eine beeindruckende Darstellung der beiden kriegstreibenden Generäle. Susanne Christian, die am Ende das deutsche Mädchen spielt, das mit dem Vortrag eines deutschen Volkslieds die französischen Soldaten zu Tränen rührt, wurde übrigens Stanley Kubricks dritte und letzte Ehefrau. Auch wenn Kubrick der große Erfolg mit „Wege zum Ruhm“ verwehrt blieb, war er nun als Filmemacher von den Kritikern anerkannt und konnte mit der Unterstützung von Kirk Douglas den Monumentalfilm „Spartacus“ in Angriff nehmen. 

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